Landy, Derek -Skullduggery 4
aufrappelte.
Der
Gesichtslose beobachtete sie reglos. Vor elf Monaten hatte sie dieselbe
Reaktion schon einmal erlebt. Nach Chinas Theorie waren die Gesichtslosen in
der Lage, das Blut, das in ihren Adern floss, zu
analysieren und zu erkennen, dass es das Blut des Letzten der Urväter war.
Walküre wusste nicht, ob das tatsächlich der Grund war, doch sie machte sich
jeden erdenklichen Vorteil zunutze. Sie schnippte mit den Fingern und die Luft
kräuselte sich und krachte in den kaputten Körper vor ihr. Die Lumpen, die er
trug, flatterten in dem kräftigen Wind, aber der Körper blieb reglos stehen.
Der Ring
an ihrem Finger war kalt; er saugte den Tod auf, dessen Zeuge diese Stadt
geworden war. Sie konzentrierte die Schatten und schleuderte sie auf ihren
Feind. Ein Speer aus Dunkelheit flog in den hohlen Torso und trat am Rücken
wieder aus. Der Gesichtslose wankte und sah an sich herunter.
Skulduggery
saß da und ließ die Knöchel an beiden Händen knacken. Walküre packte ihn und
zog ihn auf die Beine. Er war erstaunlich leicht. Sie erreichten die Treppe,
sprangen hinunter und liefen geschwind zum Ausgang der Höhle.
"Schneller!",
verlangte sie.
"Warum?",
fragte er. "Ich bin immer noch nicht ganz sicher, ob du echt bist."
"Ich
hab dich gerade vom Boden hochgezogen!"
"Das
hätte auch ein Luftzug sein können."
Sie verließen
die Höhle, Walküre hob ihren Mantel vom Boden auf und blickte zurück. Der
Gesichtslose war noch nicht auf der Treppe.
Sie sah
Skulduggery an. "Ich bin kein Luftzug!"
"Du
siehst aber aus wie einer ..."
"Das
ist kompletter Quatsch."
"Mein
verbales Training war in letzter Zeit etwas einseitig. Ich sollte weitergehen.
Du kannst gerne mitkommen."
"Aber
das Portal öffnet sich hier."
"Wenn
der Isthmus-Anker mit mir verbunden ist, wird sich das Portal in meiner Nähe
öffnen, egal wo ich bin. Komm jetzt, wir haben nicht viel Zeit."
"Wie
hat er dich überhaupt gejagt?", fragte Walküre, als sie durch die schmale
Gasse liefen. "Er kann doch kaum rennen."
"Er
hat Jagdtiere", antwortete Skulduggery. "Und seine Jagdtiere haben
auch wieder Jagdtiere." Er zeigte hinauf zu dem roten Himmel. "Und
hier kommen sie auch schon."
Walküre
sah sie, schwarz vor dem Rot, wie sie mit ihren gewaltigen Flügeln schlugen.
Ihre Körper hatten die Größe von Bussen und die gezackten Schwänze waren noch
einmal doppelt so lang. Sie bemerkte etwas, das aussah wie Gurte, die sich auf
ihren Bäuchen kreuzten, und erkannte, dass die Bestien mindestens ein Dutzend
Reiter trugen.
"Wenn
sie schreien, heißt das, dass sie uns entdeckt haben", sagte Skulduggery.
Die Kreaturen schrien.
Skulduggery
und Walküre sprangen über eine niedrige Mauer, schlüpften in einen Hauseingang,
liefen durch die Hausruine und verließen sie durch ein Fenster auf der
Rückseite. Die geflügelten Bestien flogen dicht über den Straßen und die Reiter
sprangen ab.
Zwei
landeten ganz in der Nähe. Es handelte sich um dürre Gestalten mit primitiven Tattoos auf der gelben Haut. Sie trugen Leder und Fell und schwangen gefährlich
aussehende schmale Klingen. Ihre Zähne waren spitz und die Augen dunkel und das
Haar stand ab wie die Borsten eines Stachelschweines.
Skulduggery
stellte sich ihnen entgegen. Er parierte den ersten Degenhieb und brach dem
Angreifer den Arm am Ellbogen. Dann warf er den schreienden Reiter seinem
Kollegen vor die Füße und nutzte die kurzzeitige Verwirrung, um dem anderen
Reiter einen Tritt aufs Knie zu verpassen. Er ließ die beiden liegen, nahm
Walküre wieder an der Hand und zog sie zwischen zwei Häusern hindurch.
Ein Reiter
sprang vom Dach, doch Skulduggery drückte gegen die Luft und er flog nach
hinten. Walküre wirbelte herum, als ein weiterer Reiter hinter ihr auf dem
Boden landete. Sein Schwert war riesig, viel zu groß, um in der schmalen Gasse
damit zu kämpfen. Sie warf ihm ihren Mantel ins Gesicht, drückte dann seinen
Schwertarm nach unten, packte ihn an der Schulter und trat ihm gegen den
Knöchel. Er stürzte und krachte mit dem Kopf gegen die Mauer.
Sie hob
ihren Mantel wieder auf und sie liefen weiter. Als drei Reiter vor ihnen
auftauchten, rannten sie in ein anderes Haus, liefen die Treppe hinauf, zu
einem Fenster, sprangen hinaus, als seien sie Hürdenläufer, und landeten auf
dem Dach des Nachbarhauses. Sie sprangen von Dach zu Dach und gelangten so zum
Stadtrand. Ringsherum kraxelten Reiter die Hauswände herauf und nahmen die
Verfolgung auf.
"Hast
du einen Plan?", rief
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