Landy, Derek -Skullduggery 4
ich das, was ich gesehen habe, in Bildern
darstellen. Manchmal sind sie verschwommen, manchmal klar. Manchmal ist Ton
dabei, manchmal nicht. Zumindest kannst du dir einen Eindruck von dem
verschaffen, was in meinem Kopf ist. Bevor wir beginnen, müsst ihr jedoch eines
wissen: Die Zukunft, so wie ihr sie gleich sehen werdet, ist nicht
unveränderlich. Ihr könnt sie immer noch verändern. Jeder von euch kann sie
verändern."
Obwohl
Cassandra zu allen dreien sprach, hatte Walküre eindeutig das Gefühl, als
seien die Worte ausschließlich an sie gerichtet. Sie war sich plötzlich gar
nicht mehr so sicher, ob sie wirklich sehen wollte, was Cassandra ihr zu zeigen
hatte.
"Warum
seid ihr damit noch nicht zum Sanktuarium gegangen?", fragte Walküre
erstaunt. "Du und Finbar, ihr müsst doch besser sein als jedes Medium, das
sie dort haben. Sie könnten eure Hilfe wahrscheinlich gut gebrauchen."
"Ich
rede nicht mit dem Mann." Finbar
machte ein finsteres Gesicht. "Der Mann will mich
kleinhalten."
"In
welcher Hinsicht?", fragte Walküre überrascht. Finbar zögerte. "In
allgemeiner Hinsicht", antwortete er schließlich. "Einfach in ...
allgemeiner Hinsicht. Er hält mich klein, unterdrückt mich."
"Wir
mögen das Sanktuarium nicht besonders", erklärte Cassandra ihr freundlich.
"In jeder Einrichtung, die so groß und so mächtig ist wie diese, ist
Korruption weit verbreitet. Wir sind wahrscheinlich im Grunde unseres Herzens
Aktivisten geblieben, auch nach all den Jahren."
"Nieder
mit dem Mann", rief Finbar stolz.
"Aber
jetzt zum geschäftlichen Teil", sagte Cassandra. "Skulduggery,
würdest du bitte ...?"
Skulduggery
sah Walküre an. "Es könnte ein bisschen warm werden."
Er
schnippte mit den Fingern, ließ in beiden Händen Flammen entstehen und warf die
Feuerbälle dann auf den Boden. Sie fielen durch das Gitter und er gestikulierte
mit den Händen und die Flammen breiteten sich aus und entzündeten die Kohlen.
Cassandra
schloss die Augen und saß ein oder zwei Minuten lang einfach nur da. Walküre
hätte gern gefragt, ob sie die Tür oben an der Treppe öffnen könnte, damit
etwas Luft hereinkam. Skulduggery hatte nämlich nicht gelogen, als er gesagt
hatte, es könnte warm werden.
Ohne die
Augen zu öffnen, griff Cassandra nach dem Schirm und spannte ihn über ihrem
Kopf auf. Sie lehnte ihn gegen ihre Schulter und nickte ihnen zu.
"Ich
bin bereit."
Finbar
drehte an dem kleinen roten Rad an der Wand und Walküre hörte Wasser durch die
Rohre gurgeln. Sie wich zurück, als die ersten Tropfen aus den Sprinklern
fielen und Skulduggery schob sie drei Treppenstufen weiter nach oben, gerade
noch rechtzeitig, bevor es zu gießen anfing. Walküre stand mit dem Rücken zur
Wand und das Wasser traf gerade noch ihre Stiefel. Es tropfte durch das Gitter
auf die glühenden Kohlen. Es zischte und Wasserdampf stieg auf.
Cassandra
saß mitten im Raum und der gelbe Schirm sorgte dafür, dass sie einigermaßen
trocken blieb. Dann war sie nicht mehr zu sehen. Der Dampf glich dichtem Nebel
und wurde mit jedem Moment dichter. Walküres Kopf dröhnte inzwischen.
Sie konnte
Finbar nicht sehen, hörte aber, wie er erneut an dem Rad drehte. Aus der
Sprinkleranlage kam kein Wasser mehr. Der Dampf jedoch blieb.
Jemand
bewegte sich vor Walküre. Sie streckte die Hand aus und zog sie abrupt wieder
zurück. Hinter der Gestalt war eine zweite und rechts von ihr bewegte sich
ebenfalls etwas. Sie waren nicht länger allein im Keller.
Jemand
stellte sich neben sie auf die Treppenstufe. Sie fuhr herum und holte aus. Doch
Skulduggery fing ihre Faust mit seiner behandschuhten Hand.
"Es
besteht überhaupt keine Gefahr", beruhigte er sie.
"Es
sind noch andere Leute hier drin", flüsterte sie.
"Pass
auf", sagte er, führte sie die Stufen hinunter und zurück in den Raum.
Sie drehte
den Kopf, als eine Gestalt durch den Nebel auf sie zulief. Sie wich zurück,
doch das Wasser hatte das Metallgitter schlüpfrig werden lassen und sie
rutschte aus. Grässlich Schneider kam zu ihr gerannt und sein Körper löste
sich, kurz bevor er sie erreichte, im Wasserdampf auf.
Walküre
drehte sich rasch zu Skulduggery um, der vollkommen ruhig neben ihr stand.
"Stell
es dir wie ein Hologramm vor", sagte er, "das auf den Dampf
projiziert wird. Nichts von all dem ist echt."
Plötzlich
ragten zu beiden Seiten von ihnen Häuser auf und unter ihren Füßen war eine
Straße. Der Straßenbelag hatte Risse und die Häuser waren verfallen. Es war
eine Geisterstadt,
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