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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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übertriebener Würde, wie er zustande brachte, vorlas:
    Geehrter Herr Salandar,
    zunächst muss ich gestehen, dass Ihnen Ihr Ruf weit vorauseilt. Weit genug, dass auch in abgelegenen Winkeln der Welt von Ihnen – oder vielmehr Ihrer Profession – zu hören ist.
    Ich würde mich als aufrichtigen Bewunderer Ihrer Arbeit bezeichnen, da ich sehr wohl um deren Gefährlichkeit weiß. Gleichzeitig ergibt sich daraus auch der Grund meines Ersuchens. Hier in der Grafschaft – besonders in und um das stolze Städtchen Leyen – kam es jüngst zu einigen äußerst ungewöhnlichen Todesfällen. Von Mord zu sprechen, wäre in diesen Fällen wohl etwas zu profan, die von mir eingesetzten örtlichen Ermittler sind ratlos.
    Alles in allem gibt es Hinweise auf etwaige widernatürliche Vorgänge.
    Als letzten Ausweg bitte ich nun Sie und Ihre Gefährten um Hilfe oder zumindest um einen hilfreichen Rat.
    Sollte Sie dieses Schreiben erreichen, würde ich Sie um eine kurze Rückmeldung bitten.
    Ich empfange Sie jederzeit in meiner Residenz, sobald es Ihre terminliche Lage zulässt. Allerdings würde ich einige Eile Ihrerseits gutheißen, ich entschädige Sie gegebenenfalls großzügig für eventuell erlittene verdienstliche Ausfälle. Glauben Sie mir, die Angelegenheit ist in meinen Augen von eminenter Dringlichkeit.
    So verbleibe ich und erwarte Ihre Antwort,
    Thaddäus Graf von Eulenbach
    Staunen breitete sich aus. Dass derartige Kreise überhaupt Notiz von uns nahmen, verblüffte sowohl Hagen als auch mich.
    „Also?“, wollte Salandar wissen. „Nehmen wir an?“
    Hagen und ich tauschten einen schnellen Blick aus, ehe ich auf den Punkt brachte, was uns offenbar beiden im Kopf herum spukte: „Selbstverständlich nehmen wir an. Was für eine Frage! Wenn der Landadel nach uns fragt, leisten wir Folge.“
    „Oh“, entgegnete Hagen überspitzt, „was für ergebene Worte für einen Verabscheuer.“
    Ich rümpfte die Nase. Ja, eigentlich verbanden mich und die Kreise des Adels gewisse Animositäten. „Geld stinkt nicht.“
    „Kommt darauf an, was man dafür tun muss.“
    „Wir werden dem Grafen ja wohl kaum den Hintern abwischen ... was allerdings von meiner Warte aus ebenfalls ein ‚widernatürlicher Vorgang’ wäre. Vielleicht möchte er uns deshalb entsprechend gut bezahlen?“
    Ein freches Grinsen stahl sich auf Hagens Gesicht, und er strich sich das schulterlange, blonde Haar zurück, das ihn ein wenig wie einen Skandinavier aussehen ließ. „In dem Fall verdrücken wir uns einfach. Immerhin kennt der Graf ja offensichtlich nur Salandars Namen. Woher bloß, frage ich mich? Gibt es da kleine schmutzige Geschichten, die sich in dieser Leibesfülle gut verstecken lassen?“
    Salandar lachte. „Hagen, du bist eine dreckige Ratte. Dabei dachte ich, ausgerechnet du seist von etwas edlerer Herkunft als ich oder Lucien.“
    Der zuckte die Achseln.
    „Willst du einen Zug?“, fragte er und bot ihm die qualmende Zigarre an.
    Salandar verzog angewidert das Gesicht.
    „Ihr seid schon zwei widerliche Kerle – darin unterscheiden wir uns wohl kaum voneinander. Aber das fortwährende Rauchen ist wirklich eine Abart.“
    „Wie du meinst. So bleibt mehr für mich.“
    Um dies zu unterstreichen, nahm Hagen einen tiefen Zug und paffte genüsslich zwei große Rauchkringel in Richtung der Zimmerdecke.
    „Zum Punkt!“, ermahnte Salandar, um zum Geschäftlichen zurückzukehren. „Wann gedenken wir abzureisen?“
    Ich überlegte.
    „Übermorgen. Dann haben wir den morgigen Tag, um zu packen und unsere Bestände aufzufüllen.“
    „Einverstanden“, nickte Salandar.
    Auch Hagen nickte.
    „Was ist mit heute Abend?“, fragte er dann. „Kartenspiel? Genusssucht zumWohle der Seele?“
    „Ah, danach verlangt es unseren jungen Mitstreiter.“
    „Jetzt sag nur, du bist seit unserem letzten Abend in Hameln zur asketischen Lebensweise übergetreten“, feixte Hagen.
    Salandar schüttelte den Kopf.
    „Keinesfalls. Nur bevorzuge ich von Zeit zu Zeit ... äh ... andere Genüsse.“
    „Ah“, machte Hagen. „Wenn dem so ist, werden wir wohl Walther für einen Abend aus den sorgsamen Fittichen seines Weibes erretten müssen.“
    „Dann sieh zu, dass ihr nicht um Geld spielt!“
    „Würde der alte Geizhals sowieso nicht ... aber vielleicht um die nächste Runde?“
    Salandar stöhnte und erhob sich – zur knarzenden Erleichterung des unter Salandars Leibesfülle erschreckend klein wirkenden Schemels.
    „Ich verfasse eine Antwort. Du

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