Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Wäldern zu
untersuchen.“
„Scheiße“, sagte Tegan. Er machte Chase ein
Zeichen, Seths Leiche zuzudecken. „Du und Hunter bringt ihn ins Flugzeug. Und
seid vorsichtig, ja?
Rogue oder nicht, Kades Bruder hat ihm heute das
Leben gerettet. Was Seth heute getan hat, hat uns heute wahrscheinlich allen
den Arsch gerettet.“
Die beiden Krieger nickten und trugen Seth weg. Als
Kade Anstalten machte, ihnen zu folgen, hielt Tegan ihn mit einem vielsagenden
Blick zurück.
„Hey“, sagte er so leise, dass nur Kade ihn hören
konnte. „Ich weiß ein bisschen was darüber, womit du fertig werden musst, du
bist also nicht allein.
Vor langer Zeit hab ich auch meiner Wildheit
nachgegeben, nur dass die Droge meiner Wahl damals Wut war. Das hätte mich fast
umgebracht, wenn Lucan mich da nicht rausgeholt hätte. Und jetzt ist es Elise,
die mich bei Vernunft hält. Das Tier in dir wird nie ganz weggehen, aber ich
bin da, um dir zu sagen, dass man es in den Griff bekommt.“
Kade hörte zu und erinnerte sich daran, was er über
Tegans eigene Kämpfe gehört hatte: vor Jahrhunderten in den Anfangszeiten des
Ordens in Europa und dann bei den Ereignissen vor einem Jahr, die Tegan und
seine Stammesgefährtin Elise zusammengebracht hatten.
„Ich kann nicht sagen, dass ich von alldem
begeistert bin“, sagte der Gen Eins.
„Aber ich respektiere, dass du uns genug vertraut
hast, um damit herauszurücken.“
Kade nickte knapp. „Das war ich euch schuldig.“
„Worauf du einen lassen kannst“, gab Tegan zurück.
„Merk dir eins, mein Alter. Du hast zwar heute in Alaska einen Bruder verloren,
aber du wirst immer eine Familie in Boston haben.“
Kade hielt dem intensiven smaragdgrünen Blick
stand. „Ja?“
„Klar“, bestätigte Tegan und verzog den Mund zu
einem flüchtigen Lächeln.
„Jetzt lass uns von diesem Scheißberg abhauen. Wir
haben schließlich was zu tun.“
Alex konnte nicht so tun, als hätte Kades Geständnis
sie nicht erschreckt. Dass sie seinen Bruder gesehen hatte - den Zwilling, der
ihm so ähnlich sah -, der sich in die gleiche Art Ungeheuer verwandelt hatte
wie die, die ihre Mutter und Richie getötet hatten, machte alles nur noch
schlimmer.
Konnte Kade eines Tages auch zu einem Monster
werden? Er selbst schien das zu glauben, und das versetzte ihr einen
schmerzhaften Stich in die Brust, weniger aus Angst um sich selbst als aus
Sorge um Kade.
Sie wollte ihn nicht leiden sehen. Sie wollte ihn
nicht an diese Krankheit verlieren - diese süchtig machende Wildheit, die Seth
in den Klauen gehabt hatte.
Mit Ausnahme von Jenna, wo man nur beten konnte,
dass sie wieder in Ordnung kam, hatte Alex bereits alle verloren, die sie
liebte. Und Kade konnte der Nächste sein. Er fürchtete sich vor der
verlockenden Natur seiner Gabe.
Und wenn sie sich ansah, was sie mit Seth
angestellt hatte, fürchtete Alex sich ebenfalls. Sie wusste nicht, ob sie es
ertragen konnte, sich noch stärker in Kade zu verlieben, nur um ihn dann an
etwas zu verlieren, womit sie nie konkurrieren konnte, wogegen sie keine Chance
hatte.
Das Problem war nur, dass sie ihn liebte.
Es war die Tiefe ihrer Liebe zu ihm, die sie am
meisten erschreckte, während sie ihn und die übrigen Krieger zurück nach
Harmony flog. Sie konnte nicht ausblenden, dass Kades Rogue-Bruder tot und
eingehüllt im Laderaum lag - eine entsetzliche Warnung vor einer Zukunft, die
eines Tages vielleicht auch Kade erwartete.
Ihre Liebsten an Rogues zu verlieren, war schon schwierig
genug gewesen. Die Aussicht, Kade an den gleichen grausamen Feind zu verlieren,
der ihr ihre Familie genommen hatte, war einfach zu schrecklich, um darüber
nachzudenken.
Alex zwang sich dazu, diese düsteren Ängste vorerst
auszublenden und suchte nach einem Landeplatz in der Nähe von Jennas Hütte
außerhalb der Stadt. Auf dem Flug hatten sie beschlossen, den kleinen Flughafen
von Harmony zu meiden, wo man riskierte, die Aufmerksamkeit der erregten
Bevölkerung auf sich zu ziehen. Stattdessen setzte Alex die Maschine auf einer
kleinen Lichtung unweit von Jennas Grundstück auf.
„Der Pfad zur Hütte führt direkt durch die Bäume
da“, erklärte sie Kade und den anderen, als sie den Motor abstellte.
Kade auf dem Beifahrersitz wandte den Kopf, um sie
anzusehen, zum ersten Mal, seit sie aus den Bergen nach Harmony aufgebrochen
waren. Er senkte kurz den Blick und räusperte sich. „Wenn wir in der Stadt
alles erledigt haben, würde ich Seth gerne in den Dunklen Hafen
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