Lass dich kuessen - lass dich lieben
fürchtete sie vielleicht, dass er Robert ähnelte.
Vielleicht brauchte sie aber einfach nur - genau wie er - ein bisschen Zeit und Raum für sich. Schließlich bedeutete die Tatsache, dass sie unter einem Dach lebten, nicht zwangsläufig, dass sie ständig mit ihm ins Bett wollte. Sie hatten noch nicht einmal über eine feste Beziehung oder über die Zukunft gesprochen.
Er schwang sich in den Sattel. Er würde alles ein wenig langsamer angehen lassen und ihr zeigen, dass er der Mann war, den sie sich erhofft hatte - mit dem sie ihr Leben verbringen wollte.
Die Woche verging schnell. Billy strich die Decken, und Nicole tapezierte. Sie arbeitete hart und lange, so als wollte sie das Haus in Rekordzeit fertig bekommen. Michael bewunderte ihre Ausdauer, aber es ließ ihnen keine Zeit zum Reden. Nach einem späten Abendbrot schaffte sie es gerade noch, Cody etwas vorzulesen, bevor sie erschöpft ins Bett fiel. Wenn er es nicht besser wusste, würde er vermuten, dass sie ihm aus dem Wege ging.
Es war Samstag, und er ersetzte gerade ein paar morsche Balken außen am Haus, damit es demnächst gestrichen werden konnte. Trotz der heißen Sonne mochte er es, draußen zu arbeiten. Hier hatte er mehr Ruhe, um nachzudenken. Über Max. Über seinen Dad und seine Mom.
Und immer wieder über Nicole und Cody.
Noch hatte er nicht mit Max gesprochen. Und er hatte Nicole auch noch nichts von dem Gespräch mit Molly erzählt. Doch zum Glück drängte sie ihn nicht. Sie schien zu wissen, dass er zu ihr kommen würde, wenn er so weit war. Immerhin konnte er mit Bestimmtheit sagen, dass er nicht länger wütend auf Max war. Was genau er fühlte, konnte er nicht ausdrücken.
Aber es war keine offene Wunde mehr.
Am späten Nachmittag legte Michael sein Werkzeug beiseite, während Nicole und Billy unbedingt noch weiterarbeiten wollten. Er hatte sie gerade davon überzeugt, dass sie am nächsten Tag, am Sonntag, freinehmen sollten, als Nicole eine Bedingung stellte.
„Nur, wenn du mit mir und Cody in die Kirche gehst”, sagte sie herausfordernd.
Michael stimmte zu, und am nächsten Morgen fuhren sie in zwei Wagen zur Kirche, weil Nicole nach dem Gottesdienst mit Cody Mabel besuchen wollte, die aus dem Krankenhaus entlassen worden war.
Alle Malones waren ebenfalls versammelt, auch Max mit Molly am Arm. Es war noch immer ein merkwürdiger Anblick für ihn, doch Michael bemühte sich sehr, freundlich zu sein.
Nach dem Gottesdienst nahm Molly ihn beiseite und flüsterte: „Ich würde gern noch mit zu Taylor fahren. Es wäre nett, wenn du Max kurz nach Hause bringen könntest.”
Jetzt verstand er! Es war eine Verschwörung. Erst hatte Nicole darauf bestanden, allein zu Mabel zu fahren, und jetzt die Sache mit Molly. Doch der Zeitpunkt war gut gewählt. Aber als alle in ihre Autos stiegen, und niemand verwundert guckte, als Max bei ihm einstieg, musste er doch lachen.
„Denkst du das Gleiche, was ich denke?” fragte Max amüsiert, als sie den Parkplatz verließen.
„Ich fürchte, ja.”
Nach einer Weile meinte Max: „Dort oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt.” Er zeigte zu einem Hügel. „Es ist einer von Joshs Lieblingsplätzen. Er und Taylor fahren manchmal dorthin. Es ist ein ruhiges Plätzchen … um ungestört zu reden.”
Michael fuhr in die angegebene Richtung. Würde er die richtigen Worte finden? Würde er wirklich Frieden schließen können mit diesem … diesem Mann, der eigentlich gar nicht so übel war?
Tief in seinem Herzen wusste er, dass er es konnte.
Er legte einen niedrigeren Gang ein, und der Transporter quälte sich den steilen Hügel hinauf zu dem herrlichen Blick, den Max versprochen hatte. Als Michael den Motor ausstellte und sie ausstiegen, hörten sie die Grashüpfer summen.
Max saß kaum auf einem großen Stein, als Michael auch schon begann, um den ersten Teil, seine Entschuldigung, hinter sich zu bringen.
„Wegen des Gesprächs neulich in der Scheune …” Max hob eine Hand, um ihn aufzuhalten, doch er fuhr fort: „Ich hatte kein Recht, so zu reden. Es tut mir Leid.”
„Entschuldigung angenommen.”
„Molly hat dir erzählt…?”
„Alles, ja.”
Michael seufzte erleichtert auf und setzte sich dann auf einen Stein Max gegenüber. Und jetzt? Was sagte man zu einem Mann, der sowohl sein Vater als auch ein Fremder für ihn war?
Max schien seine Unsicherheit zu spüren. „Michael, mir ist klar, dass John dein richtiger Vater war - der Mann, der dich großgezogen und dich
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