Lass dich kuessen - lass dich lieben
sollte ihre Arbeit doch aufgeben, er würde genug Geld verdienen. Aber das war nicht das, was sie hören wollte. Sie wollte festgehalten und getröstet werden. Hinzu kam, dass dein Dad nicht gerade sehr gesprächig war. Also fühlte deine Mutter sich manchmal einsam.
Sie hätte gern mehr mit ihm geteilt. Was uns zu Max bringt”, fügte Molly hinzu.
„Ich will nicht sagen, dass das, was sie getan haben, richtig war, aber ich möchte, dass du eins weißt. Für deine Mutter und für Max war es genauso schmerzlich. Nicht nur die Schuldgefühle - und glaub mir, die hatten sie -, aber nach allem, was sie miteinander verband, na ja, … ich weiß, dass du das nicht hören willst, Michael, aber sie haben sich wirklich geliebt.
Trotzdem hat deine Mutter John nicht verlassen. Sie brachte es nicht über sich, sich mit Taylor von John zu trennen, um auf die andere Seite des Landes zu ziehen … sie konnte ihm das nicht antun.”
Nach einer kurzen Pause fuhr Molly fort: „Ehrlich gesagt, Michael, ich dachte damals, sie hätte mit Max gehen sollen. Er war ihr Seelenverwandter. Aber sie sagte Nein. Sie hätte sonst nicht mehr in den Spiegel schauen können. Also blieb sie bei John. Auf diese Weise, so sehe ich das, hat sie viel von ihrem Wesen unterdrückt.”
Ein Schatten huschte über Mollys Gesicht. „Sie wusste nicht, dass sie schwanger war, als Max abreiste. Und als sie es herausfand, beschloss sie, es ihm niemals zu sagen. Sie hatten beide schon genug gelitten. Max hatte ihre Entscheidung, dass sie John nicht verlassen könnte, akzeptiert. Und liebte sie noch mehr dafür, dass sie solch ein wunderbarer Mensch war.”
Molly sah ihn fest an. „Da ist noch etwas, was du wissen solltest, Michael. Es war keine schmutzige Affäre, die sich hinter dem Rücken deines Vaters abspielte. Es war eine Freundschaft, die über Jahre bestand, ohne dass je etwas passierte. Nicht einmal ein Kuss. Nur einmal geschah mehr. Es war in einer Nacht, als sie einen Kollegen auf dem Operationstisch verloren. Max operierte, und deine Mom assistierte. Danach waren sie beide müde, beide sehr traurig. Sie ließen sich gehen. Schau, was es sie gekostet hat.”
Michael war wie betäubt, und es fiel ihm schwer, diese neuen Informationen zu verarbeiten. Er dachte an seine Wut, die er auch noch an Nicole ausgelassen hatte. Aber Wut war nicht mehr das Gefühl, das ihn jetzt beherrschte. Eher Verwirrung und Frustration. Aber was war mit Max? War es möglich, Sympathie finden Mann zu empfinden, den er fälschlicherweise für alles verantwortlich gemacht hatte? Doch im Grunde war es der Vertrauensbruch, den er am wenigsten entschuldigen konnte.
„Molly, warum hat Mom es mir nie erzählt?”
„Du warst doch kaum mit der High School fertig, als sie starb. Hätte sie länger gelebt, hätte sie es dir sicherlich gesagt. Stell dir Cody vor, Liebling. Wenn er dein Sohn wäre, könntest du es ihm jetzt sagen?”
„Nein.”
„Oder Billy? Er ist sechzehn.”
„Ich weiß nicht.” Wahrscheinlich nicht. Teenager waren immer so empfindlich.
„Denk einen Moment darüber nach, Michael. Was wäre, wenn Cody wirklich dein Sohn wäre, als Resultat einer Nacht, einem einzigen Mal, bei dem du dich hättest gehen lassen?
Was würdest du denken, wenn er dich wie die Pest meiden würde? Wenn er nicht mit dir im selben Raum sein wollte, wenn du ihn nicht berühren, ihn umarmen oder ihm sagen dürftest, was du empfindest?”
Cody war nicht sein Sohn, aber ein anderes Kind von Nicole könnte es sein - trotz Verhütung. Doch er fühlte keine Schuld, kein Bedauern. Selbst wenn er später erfahren würde, dass sie verheiratet war, könnte er sich nicht einreden, einen Fehler gemacht zu haben.
Wer war er also, darüber zu richten? Und plötzlich erkannte er, wie selbstgerecht er gewesen war.
Molly nahm seine Hand. „Ich weiß, wie sehr du deinen Dad geliebt hast. Aber Michael …
kannst du in deinem Herzen nicht auch ein wenig Platz für Max finden? Willst du ihn nicht besser kennen lernen, versuchen, ihn zu mögen?”
Er traute sich nicht, Molly in die Augen zu schauen, aus Angst, sie würde darin die Wahrheit entdecken. Eine Wahrheit, die er sich nicht einmal selbst eingestehen wollte.
„Hast du Angst, dass du dich deinem Dad gegenüber unloyal verhältst? Ist es das?”
Damit traf sie den Nagel genau auf den Kopf. Er nickte langsam.
„Das ist verständlich, mein Lieber. Aber dein Dad ist nicht mehr da, und du kannst ihm nicht mehr wehtun. Er ist für
Weitere Kostenlose Bücher