Lass dich lieben - Lucy
Wort verstanden hatte.
Lucys Gedanken überschlugen sich. Eine Domina? Sah James sie jetzt etwa in engem schwarzem Leder mit einer Peitsche in der Hand, wie sie Männer zwang, sich ihrem Willen zu unterwerfen? Am liebsten wäre sie vor Scham im Erdboden versunken.
Buffys Ratlosigkeit veranlasste James fortzufahren. »Schon gut. Was hältst du von der Band?« Er wies auf die Musiker auf der Bühne, um Buffy abzulenken.
»Oh.« Sie lauschte gehorsam. »Sie haben ein gutes Gefühl für Rhythmus. Ist das die Gruppe, die deiner Meinung nach so gut ist wie Silverchair?«
Zu Lucys größter Erleichterung setzte James die Unterhaltung mit Buffy fort. Sie brauchte eine Atempause, um ihre Gedanken zu ordnen und sich für den restlichen Abend zu wappnen.
»Er hat angebissen«, raunte Josh ihr zu.
Vorwurfsvoll schaute sie ihn an. »Er hat nach dem Köder geschnappt, aber er schmeckt ihm nicht.«
»Und was sagt uns das? Der Mann zappelt an der Leine.«
»Ich will nicht, dass er mich für eine Domina hält.«
Der bloße Gedanke daran schockierte sie. Insbesondere deshalb, weil sie tatsächlich davon geträumt hatte, ihn an ihr Bett zu fesseln! Aber das war nur ein dummer Traum, der einzig meinem Frust entsprungen ist, tröstete sie sich im Stillen. In Wirklichkeit würde sie so etwas nie tun. Sie ersehnte sich nichts mehr als atemberaubende Leidenschaft, die auf Gegenseitigkeit beruhte.
»Es fordert seine Männlichkeit heraus«, flüsterte Josh bedeutungsvoll. »Er überlegt vermutlich gerade, dass er dich gern selbst beherrschen würde.«
Stirnrunzelnd wandte sie sich ihm zu. »Ist dir eigentlich klar, dass du dich soeben zu meinem Bettgespielen gemacht hast?«
Er schmunzelte. »Na und? Glaubst du, Buffy wäre mehr für ihn als ein Betthäschen? Gleiches Recht für alle. Deshalb passt du umso besser zu ihm.«
Sie schüttelte den Kopf. »So dürfte er wohl kaum denken.«
»Lass ihm Zeit. Er mag es zwar noch nicht gemerkt haben, aber er ist verrückt nach dir, Lucy, und im Moment kocht er vor Eifersucht auf mich. Warum sonst hätte er dich neben sich platzieren sollen? Um deine Aufmerksamkeit zu erringen.«
War es möglich? Lucy konnte es kaum glauben, andererseits war Josh ein ausgezeichneter Menschenkenner. Es war nun einmal eine traurige Tatsache, dass James noch nie privaten Kontakt zu ihr gesucht hatte. Außerhalb des Büros widmete er sich lieber den Buffys dieser Welt.
Bis jetzt.
Nichtsdestotrotz waren ein gemeinsames Erscheinen in der Öffentlichkeit und ein Treffen unter vier Augen zwei ganz unterschiedliche Dinge. Josh mochte mit seiner Bemerkung Recht haben, dass er James’ Ehrgeiz angestachelt habe. Es bedeutete aber noch lange nicht, dass sie für James begehrenswert war zumindest nicht in dem Sinn, der ihr vorschwebte. Dies war vermutlich das eigentliche Problem. Obwohl er sie nicht für sich selbst wollte, missfiel ihm der Gedanke, dass ein anderer sie haben könnte.
Welchen Zweck hatte es also, ihm einen falschen Eindruck zu vermitteln? Was könnte sie am Ende dadurch erreichen? Sie wollte um ihrer selbst willen begehrt werden und nicht als Kandidatin in einem erotischen Wettkampf gehandelt werden.
»Ich bin ich und werde nichts anderes behaupten«, betonte sie.
»Das sollst du auch gar nicht«, versicherte Josh. »Es genügt völlig, wenn du du selbst bist.«
»Wofür genügt es?« fragte sie misstrauisch.
»Um ihn auf kleiner Flamme schmoren zu lassen.« Er nickte ihr aufmunternd zu. »Du wolltest ihn verbrennen. Dieses Ziel haben wir eindeutig erreicht.«
Stimmt, dachte sie. Sollte er ruhig brennen.
Er ließ sie den ganzen Tag brennen. Rache war süß.
Sie konnte in der beruhigenden Gewissheit kündigen, dass sie bei James Hancock das letzte Wort behalten hatte. Er würde den Rest seines Lebens glauben, dass er etwas versäumt hatte. Und das hatte er auch. Sie war mehr als nur eine tüchtige Sekretärin.
4. KAPITEL
James genoss den Abend nicht im Mindesten.
Am Dinner gab es nichts zu beanstanden. Es hatte Gourmetniveau. Allerdings störte ihn das dekorative Beiwerk, das so kunstvoll auf jedem Teller arrangiert war. Aufwendiger Schnickschnack. Er selbst hatte eine ausgeprägte Vorliebe für das Einfache und Unverfälschte, wie Würstchen mit Kartoffelpüree. Trotzdem stimmte er in die allgemeinen Lobeshymnen ein.
Sein Unmut wurde durch Buffys geistlose Konversation gesteigert. Sie war wie Feinschmeckerküche: hübsch anzusehen, aber ohne Substanz. Außerdem konnte sie den Blick kaum
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