Lass dich lieben - Lucy
zeigte, dass er meinte, eine Schlacht gewonnen zu haben. Er nahm ihren Arm und schob ihn sich durch die Armbeuge – eine völlig überflüssige Geste angesichts des kurzen Weges zur Tanzfläche. Besitzergreifend, gebieterisch… diese Bezeichnungen gingen Lucy durch den Kopf. Hatte Josh Recht? War sie zu einer sexuellen Herausforderung für ihren Chef geworden?
Plötzlich war sie froh, dass er ihren Arm genommen hatte, denn ihre Knie begannen zu zittern. Lauerte James Hancock tatsächlich auf eine Gelegenheit, ihr zu zeigen, wie es wäre, das Bett mit ihm zu teilen… Heiß, leidenschaftlich, aufwühlend… Niemals würde er sich so weit herablassen und um die Erfüllung eines Wunsches betteln.
Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Es war schreck- lich, so auf diese verrückten Fantasiebilder zu reagieren. Und es wurde noch schlimmer, als sie das Parkett erreichten. James gab sie frei und machte, ihr zugewandt, die ersten Schritte. Lucy geriet ins Straucheln. Nachdem sie das Gleichgewicht wiedererlangt und ihre Bewegungen dem Rhythmus angepasst hatte, konzentrierte sie sich auf die Musik.
Ihn zu beobachten war eine Qual – seine muskulösen Beine, der Schwung seiner schmalen Hüften, das aufreizende Annähern und Zurückweichen. Lucy geriet hoffnungslos aus dem Takt, ihre eigenen Bewegungen waren steif und ungelenk.
»Geben Sie’s endlich auf, Lucy«, befahl James grimmig.
»Was soll ich aufgeben?«
»Ihren lächerlichen Widerstand«, erklärte er. »Ich habe Sie vorhin mit Josh tanzen sehen und finde es beleidigend, wenn Sie bei mir die Schüchterne spielen.«
»Ich bin daran gewöhnt, mit Josh zu tanzen«, verteidigte sie sich. »Bei ihm fühle ich mich wohl. Er ist nicht mein Chef.«
»Wir sind nicht im Büro.«
»Trotzdem sind Sie mein Boss.«
Seine blauen Augen funkelten. »Es wird langsam Zeit, dass Sie aufhören, Ihr Leben in einzelne Abschnitte aufzuteilen. Vergessen Sie Ihr Sicherheitsdenken. Riskieren Sie etwas.«
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie gepackt und sie an sich gezogen. Ihr stockte der Atem. Vielleicht raubte ihr auch der Kontakt mit seiner harten Brust die Luft zum Atmen. James schlang die Arme um sie und presste sie an sich. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm die Arme um den Nacken zu legen.
»Und jetzt schmelzen Sie«, befahl er rau. Und Lucy schmolz dahin.
Sie spürte die Hitze seines Körpers an ihren Brüsten. Tausend Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch, als sie sich seiner Erregung bewusst wurde. Die Schenkel an seine geschmiegt, folgte sie seinen Schritten, als hätte sie nie etwas anderes getan. Das Einzige, was nicht schmolz, war ihr Herz. Es klopfte, als wollte es zerspringen, angetrieben von der Energie, die James ausstrahlte.
»Schon besser«, meinte er zufrieden.
Lucy schwieg. Ihr fehlten nicht nur der Atem, sondern auch die Worte. James Hancock hielt sie so fest umschlungen, wie sie es sich immer erträumt hatte, und die Art und Weise, wie er mit ihr tanzte, hatte absolut nichts Platonisches. Sie war im siebten Himmel.
Sie hatte keine Ahnung, ob er ihr so seine Überlegenheit beweisen wollte. Im Moment war ihr dies auch herzlich gleichgültig. Sie kostete das Gefühl aus, ihn genau dort zu haben, wo sie ihn hatte haben wollen. Nun ja, es war vielleicht nicht unbedingt der richtige Ort, aber zumindest ein Anfang.
James ließ nämlich ihre Nähe auch nicht kalt. Er war unverkennbar erregt, machte jedoch keinerlei Anstalten, diskreten Abstand zu wahren. Genoss er etwa ihre Anschmiegsamkeit, und träumte er von mehr?
Diese Vorstellung ließ sie noch weiter dahinschmelzen und verdrängte jeden klaren Gedanken. Wie im Fieber, atemlos, sprachlos, überwältigt von den Empfindungen ihres verräterischen Körpers, bewegte sie sich mit James über das Parkett. Immer sinnlicher, immer aufreizender. Die erotische Spannung steigerte sich mit jeder Sekunde, bis Lucy meinte, die süße Qual nicht länger ertragen zu können.
Die Musik endete. Es dauerte einen Moment, bis Lucy realisierte, dass James stehen geblieben war. Die Band hatte zu spielen aufgehört. Dass er trotz ihrer beider Erregung imstande war, auf äußere Gegebenheiten zu reagieren, ernüchterte sie schlagartig.
War es für ihn nur so etwas wie ein sexueller Egotrip gewesen, um seine Potenz zu beweisen – um Josh in den Schatten zu stellen? Lucys Euphorie verflog. Sie trat einen Schritt zurück, zutiefst erleichtert, dass er nicht wusste, welche verheerende Wirkung er auf sie
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