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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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Druckvorlagenhersteller und einer der Letzten seiner Zunft, seine Lungen angegriffen von den ätzenden Dämpfen, weil er ständig Kontakt mit scharfen Flüssigkeiten und Säuren hatte? Wie hieß er noch gleich? Isyanov. Ein russischer Lithograf, der politische Flugblätter entwarf– Poster von drallen Flintenweibern mit blitzenden Augen, die tagsüber dem real existierenden Sozialismus dienten und nachts ihren kommunistischen Brüdern dienten.
    Statt ihm die Hand zu geben, schob sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn und musterte ihn mit schief gelegtem Kopf. » Nein. Er ist noch unterwegs. Ich mach aber gern einen Termin für Sie, wenn Sie möchten.« Eine kurze Tastenkombination, und ihr Terminkalender erschien auf dem Bildschirm.
    » Ich habe einen Termin mit ihm. Er erwartet mich.«
    Lily legte die Stirn in Falten und wühlte sich durch einen Berg Notizen, ehe sie sich erneut auf den Bildschirm konzentrierte. » Das hat er mir gar nicht gesagt, der Lausejunge«, murmelte sie.
    » Vielleicht kann ich hier so lange warten… Verzeihen Sie, wie war nochmal Ihr Name?«
    Er hatte einen weichen britischen Akzent ohne regionale Färbung, astrein wie ein BBC-Sprecher. Wahrscheinlich, sann Lily, konnte er auch hervorragend singen, zumindest so passabel, dass ihn im fernen Mütterchen Russland jeder Heimatchor mit Kusshand genommen hätte.
    » Lily Trevennen.« Sie stand auf, warf dabei eine leere Kaffeetasse um. Um Schlimmeres zu verhindern, griff sie hastig danach und katapultierte stattdessen einen Aktenordner zu Boden.
    Sie stellte die Tasse wieder hin und sagte förmlich: » Mr. Isyanov, vielleicht können Sie mir schon mal vorab den Grund für Ihren Besuch nennen.«
    » Nennen Sie mich William, okay?«
    Lily nickte. » Okay, William. Also, was führt Sie zu uns…?«
    Seine blauen Augen verengten sich zu Schlitzen, ehe er antwortete: » Ich denke, das sollte Robert Ihnen selbst sagen.«
    Ach nee. Daher wehte der Wind. Die Sache war wohl zu brisant für die blöde kleine Buchhändlerin.
    » Mr. Isyanov, hier läuft nichts ohne mich. Absolut null. Robert und ich steuern dieses Schiff gemeinsam– wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn Sie was mit ihm zu besprechen haben, können Sie das genauso gut bei mir loswerden.«
    Arroganter Schuft im Pseudo-Lumpenlook. Merkte er nicht, dass er ihr mit seiner Möchtegern-Masche ziemlich auf den Geist ging? Der Weg zu Robbie führte über sie und damit basta. Und wenn er nicht in den nächsten drei Minuten mit einer Einkilodose Haigh’s Chocolates rausrückte, dann käme er nirgendwohin. Und außerdem könnte er allmählich aufhören, sie so anzustieren. Dieses Wickeldings, das sie heute trug, war keine wirklich gute Idee gewesen.
    Machte sie womöglich einen Riesenfehler? Vielleicht hatte sein Besuch ja auch persönliche Gründe, und er wollte irgendwas mit Robbie besprechen, was sie nichts anging.
    » Wenn es was Persönliches ist, dann bin ich selbstverständlich…«
    Das Telefon klingelte, sie nahm den Hörer auf. Verdammt, wieso trug sie keinen eleganten Hosenanzug von Armani, der ihre Seriosität als Teilhaberin unterstrich? Stattdessen lümmelte sie sich hier in einem chinesischen Seidenfummel rum.
    » Ja?«, schnappte sie ins Telefon. » Ja. Ich ruf Sie zurück.«
    Sie knallte den Hörer auf die Gabel und richtete den Blick abermals auf den Besucher. Mr. Isyanov, mit Ihren hohen Backenknochen und Ihrer Geheimniskrämerei gehen Sie mir tierisch auf den Docht, fauchte sie stumm in sich hinein.
    Er setzte sich hin, unaufgefordert.
    » Lily«, begann er.
    Wie gönnerhaft.
    » Lily, ich bin hier, weil ich mich informieren will über…«
    Ihr Blick wanderte über die Wände, an denen dicht an dicht gerahmte antike Karten und Drucke hingen. » Wir sind keine moderne Kunsthandlung. Ich erwähne das lieber sofort, für den Fall, dass Sie eine Galerie suchen, die Ihre Werke oder Objekte ausstellt. Da sind Sie bei uns an der falschen Adresse.«
    » Ich hab schon verstanden.« Er verkniff sich ein Grinsen. » Nein, mir geht es um die Herkunft eines bestimmten Buches, das sich eventuell in Ihrem Besitz befinden soll.«
    Lily staunte ihn mit großen Augen an und stammelte: » Wollen Sie etwa behaupten…?«
    » Ich arbeite für Weston’s Fine Arts, im Bereich Diebstahlschutz und Objektwiederbeschaffung. Hier ist meine Karte. Er gab ihr seine Visitenkarte.
    » London?«, bemerkte sie und blickte zu ihm hoch. » Dafür kommen Sie extra von London hierher?«
    Er zuckte wegwerfend

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