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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Spaghetti. Ein Stapel aus zerdrückten Jeans, Socken und Boxer-Shorts besetzte einen Sessel, ein Stetson hing am Ohrenpolster eines anderen. Im Gang lagen zwei Paar Cowboystiefel noch dort, wo er sie hingeworfen hatte. Die Wohnung sah aus, als würde ich mit Garth Brooks zusammenleben.
    Ich ersetzte Kits Nachricht durch eine andere, in der ich ihm mitteilte, dass ich um fünf zu Hause sein und mich über seine Anwesenheit beim Abendessen freuen würde.
    Die Stimmung im Institut war so bedrückt wie am Abend zuvor. In der Morgenkonferenz berichtete Morin, dass er mit LaManches Frau gesprochen habe. Ihr Gatte sei zwar noch komatös, die Vitalfunktionen seien aber stabil. Die Diagnose laute Herzinfarkt. Sie werde anrufen, wenn sich eine Veränderung ergebe. Die Fälle des Tages wurden schnell und ruhig, ohne das übliche Geplänkel, besprochen.
    In Dollard-des-Ormeaux war ein Baum auf einen Mann gefallen und hatte ihn zerschmettert. In Pointe-aux-Trembles wurde ein Paar tot im Bett gefunden, offensichtlich ein Fall von Mord mit anschließendem Selbstmord. In der Nähe von Rivière-des-Prairies war eine Frauenleiche an Land gespült worden.
    Nichts für die Anthropologin. Sehr gut. So hatte ich Zeit, das Material durchzuarbeiten, das Kate Brophy mir geliehen hatte. Wenn Jacques Roy Zeit hatte, würde ich in die Carcajou-Zentrale fahren, um zu hören, was er dachte.
    Nach der Besprechung schnappte ich mir meine Tasse und ging Kaffee holen. Ronald Gilbert stand an der Anrichte und redete mit einem der neuen Techniker seiner Abteilung. Ich kannte den Namen des jüngeren Mannes zwar nicht, hatte ihn aber am Tatort des Cherokee-Mordes gesehen. Er hatte Gilbert bei den Blutspritzern geholfen.
    Während ich wartete, bis ich an die Kaffeemaschine konnte, hörte ich Fetzen ihrer Unterhaltung mit und merkte, dass sie über ebendiesen Fall sprachen. Ich atmete leiser und versuchte, mehr mitzubekommen.
    »Nein. Gott sei Dank sind nicht alle so kompliziert. Sie haben sich da gleich beim ersten Mal einen richtig dicken Fisch geangelt.«
    »Ich schätze, das war Anfängerglück.«
    »Ich würde gern mit LaManche darüber reden, bevor ich den Bericht schreibe, aber ich schätze, dazu wird es jetzt wohl nicht kommen.«
    »Wie geht’s ihm?«
    Gilbert zuckte die Achseln, rührte seinen Kaffee um und warf dann das kleine Holzstäbchen in den Müll.
    Während ich sie davongehen sah, dachte ich an Cherokees Wohnung, und wieder beschlich mich das unbehagliche Gefühl. Keiner der anderen hatte den Eindruck gehabt, dass der Mord untypisch war. Warum war ich dann so misstrauisch? Was war es, das nicht zu stimmen schien? Ich fand keine Antworten auf meine Fragen.
    Ich goss meine Tasse voll, fügte Sahne hinzu und ging in mein Büro zurück, wo ich, die Füße auf dem Fensterbrett, den Blick auf einen Lastkahn gerichtet, der langsam flussaufwärts fuhr, nachdachte und trank.
    Was stimmte nicht an diesem Tatort? Kein gewaltsames Eindringen? Das Opfer war unvorsichtig gewesen und hatte geöffnet. Na und. So was kommt vor. Das verpatzte Feuer? Charbonneau hatte wahrscheinlich Recht. Irgendwas kam dazwischen, und der Täter musste fliehen. Sogar gute Pläne können schief gehen, wenn sie schlecht ausgeführt werden. Nimm Watergate.
    Ich trank einen Schluck.
    Was meinte Gilbert mit »einem richtig dicken Fisch«?
    Noch ein Schluck.
    Was war so kompliziert?
    Schluck.
    Was wollte er mit LaManche besprechen?
    Fragen schadet nie.
    Nimm Watergate.
     
    Ich fand Gilbert vor einem Computermonitor. Als ich klopfte, drehte er sich um und sah mich über seine Drahtgestellbrille hinweg an. Sein Kopf, seine Wangen und sein Kinn waren mit lockigen braunen Haaren bedeckt, sodass er aussah wie ein Held aus der griechischen Mythologie.
    »Haben Sie eine Minute Zeit?«
    »So viel Sie wollen.«
    Er winkte mich ins Zimmer und zog einen Stuhl neben seinen.
    »Es geht um den Desjardins-Fall.«
    »Ja. Ich habe Sie am Tatort gesehen. Arbeiten Sie an dem Fall?«
    »Tue ich eigentlich gar nicht. Ich war dort, weil die ersten Meldungen von einer verbrannten Leiche sprachen. Wie sich zeigte, war das Opfer in gar keinem so schlechten Zustand.«
    »In keinem schlechten Zustand? Er sah aus wie ein Stillleben in Hirnmasse.«
    »Na ja, das schon. Und genau darüber wollte ich mit Ihnen reden. Ich wollte Dr. LaManche fragen, aber das ist natürlich jetzt nicht möglich.«
    Er machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Die Ermittler, die den Cherokee-Fall bearbeiten, sind überzeugt, dass es

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