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Lasst uns ueber Liebe reden

Lasst uns ueber Liebe reden

Titel: Lasst uns ueber Liebe reden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Loverboy!«, begrüßte Zeke Freedman seinen Freund Dan,
als er in der vierten Stunde in den Geschichtssaal geschlendert kam. Er hielt
Dan eine rosa Papiertüte hin. »Hier - soll ich dir bringen. Die hat ein Kurier
im Sekretariat bei Aggie für dich abgegeben.«
    Die Henkel
waren mit rosa Satinband zugebunden. Dan zupfte die Schleife auf und leerte die
Tüte auf den Tisch. Heraus rutschten eine schmale weiße Schachtel und ein
dünnes rotes, in Leder gebundenes Notizbuch. In der Schachtel lag ein silberner
Kuli an einer silbernen Kette. Die beiliegende Karte wies ihn als
Anti-Schwerkraft-Kuli aus, wie er auch von Astronauten im Weltraum benutzt
wird. Dan hängte ihn sich an der Kette um den Hals und klappte das lederne
Notizbuch auf. Auf die erste Seite hatte jemand geschrieben: Zeig der Schwerkraft, wo der Hammer hängt, du Betörer. Alles klar?
    Verblüfft
las Dan den Satz ein zweites Mal. So etwas Bizarres würde Vanessa niemals
schreiben, also konnte es nur Mystery gewesen sein. Es klingelte, Mr Dube kam
mit großen Schritten in den Raum und begann sofort, die Tafel zu wischen. Dan
stellte die Tüte unter seinen Stuhl, schlug sein
    Ringbuch
auf und tat so, als würde er konzentriert aufnehmen, was Mr Dube über Vietnam
und Apathie sagte. Jetzt wo ihn eine Topagentin wie Rusty Klein vertreten
wollte und eine ganz offensichtlich brillante und faszinierend erotische
Dichterin ihm diese ausgesucht scharfsinnigen Valentinsgeschenke gemacht
hatte, erschien ihm die Schule so langweilig und belanglos.
    Er dachte
an Vanessa und seine Hände begannen zu zittern. Er hatte ihr nicht nur kein
Valentinstagsgeschenk geschickt - wobei Vanessa auch gar nichts auf solche, wie
sie sagte, »Kack- Kommerzfeiertage« gab -, sondern sie noch nicht einmal angerufen.
Aber das größere Problem war wohl eher, dass er sie betrogen hatte... und zwar
nicht nur rumknutschenderweise, sondern so richtig heftig mit dem ganzen
Programm.
    Auweia.
    Es war
Mysterys Schuld gewesen. Ihr hauchdünnes Neg- ligee und ihre schiefen gelben
Zähne hatten ihm das Gefühl gegeben, irgendwie in eines seiner eigenen Gedichte
gerutscht zu sein, in dem er auf einer wüsten, irrwitzigen Party ein
eigentümliches Geschöpf küsst, das er selbst erschaffen hat. Er hatte nicht
verhindern können, dass seine Fantasie Amok lief und ihn durch die verschneite
Stadt direkt in ihr heruntergekommenes kleines Studio in Chinatown stolpern
ließ, wo er sie auf ihrem harten Futon in allen möglichen grotesken
Yogapositionen geliebt hatte, bis die Sonne über der kalten, im Schnee
begrabenen Stadt aufgegangen war. Es fühlte sich beinahe so an, als wäre nichts
davon tatsächlich passiert. Als wäre alles Fiktion.
    Bloß war
es das nicht. Er hatte Vanessa betrogen.
    Das
anschließende Restwochenende war er unerträglich verkatert und zu tief im
Morast existenzieller Schuldgefühle und Selbsthass versunken gewesen, um auf
Vanessas wiederholte Nachrichten auf seiner Mailbox reagieren zu können.
    Er schlug
die letzte Seite in seinem Ringbuch auf. Und wenn er Vanessa ein Gedicht
schrieb und es ihr in der Mittagspause mailte? Das wäre viel bedeutungsvoller
als Blumen oder Pralinen oder eine kitschige Valentinskarte. Und noch viel
besser war, dass er nicht persönlich mit ihr reden und womöglich zugeben
müsste, dass er sie betrogen hatte, weil er noch nie ein guter Lügner gewesen
war.
    Mr Dube
schrieb etwas an die Tafel. Dan tat, als würde er sich Notizen machen.
    kreideengel, schrieb
er. schaffen bedeutung. Ihm fiel ein, was Mystery gesagt hatte, als
sie ihren vierten oder fünften Red-Bull-Cocktail getrunken hatten. Dass sie es
satt hätte, obskure Gedichte zu schreiben, in denen sie sich nur um das
herumdrückte, was sie wirklich sagen wollte. Subtil war out. Konkret war in.
    küss
mich, sei mein. Dan schrieb, was auf den kleinen Herzchen aus Traubenzucker stand, die Mädchen
am Valentinstag immer verteilten, scharfes zeug!
    Er las,
was er geschrieben hatte, ohne die Wörter wirklich zu sehen. Sein Kopf war
immer noch zu sehr von den Eindrücken der Nacht mit Mystery angefüllt, um
irgendetwas anderes verarbeiten zu können. Ihre strähnigen schmutzig blonden
Haare hatten nach Toast gerochen, und als sie ihre klamme Hand auf seinen
nackten Bauch gelegt hatte, hatte sein ganzer Körper vibriert. Er war noch
nicht einmal dazu gekommen, sie zu fragen, was sie mit vorzeitigem Sterben
genau meinte oder inwiefern sein Gedicht »schlampen« ihr das Leben gerettet
hatte. Aber er war

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