Lasst uns ueber Liebe reden
Vicky. »Bitte. Du hast es versprochen.«
Serena
gluckste fröhlich, als hätte sie haufenweise abgefahrene Geschichten auf
Lager. Am liebsten hätte Blair ihr eine geknallt. »Wisst ihr, was das Krasseste
war? Ich hab mit Les Best eine Schneeballschlacht gemacht und wusste noch nicht
mal, wer er ist!« Serena sah zu Blair rüber, aus deren Augen wütende Blitze
schössen. »Aber die Storys heb ich für nachher auf, wenn dann noch Zeit ist.«
Sie wandte sich wieder an Elise. »Du wolltest doch gerade was sagen, oder?«
Elises
Gesicht färbte sich pflaumenviolett. »I... ich wollte übers Küssen reden...«,
stammelte sie. »Also... wenn ein Mädchen ein anderes Mädchen küsst.«
Jenny
rammte ihren Schuh gegen Elises Stuhlbein. Mary, Cassie und Vicky stießen sich
kichernd mit den Ellbogen an. Das versprach, spannend zu werden. Vor einiger
Zeit war mal das Gerücht umgegangen, Blair und Serena hätten sich in der Suite
von Chuck Bass' Eltern im Tribeca Star Hotel im Whirlpool geküsst.
»Ich
finde, jeder darf jeden küssen«, sagte Serena. »Küssen macht Spaß!«
Blair
schob sich einen Riesenhappen Torte in den Mund und dachte beim Kauen
fieberhaft darüber nach, wie sie Serena übertrumpfen könnte. »Jungs schauen ja
auch gern zu, wenn Mädchen sich küssen«, verkündete sie schließlich mit vollem
Mund. »In Filmen wird so was ständig gemacht, nur um die Typen anzutörnen.« Das
stimmte. Das hatten sie sogar bei Mr Beckham in der Film-AG besprochen.
»Jetzt
erzähl mal, Serena. Das muss doch toll gewesen sein, dass du die ganzen coolen
Klamotten von Les Best anziehen durftest, oder?« Jenny versuchte verzweifelt,
das Thema zu wechseln.
Serena
streckte ihre langen, biegsamen Arme über den blonden Kopf und seufzte
glücklich. »Interessiert euch das wirklich?« Alle aus der Gruppe - außer Blair
und Elise - nickten eifrig. »Okay, dann erzähl ich euch ein bisschen.«
Blair
verdrehte die Augen. Sie war stark versucht, Serena das Maul zu stopfen, indem
sie ihre leidenschaftliche Affäre mit einem verheirateten
Achtunddreißigjährigen verkündete, die ja wohl tausendmal interessanter war,
als in hässliehen Klamotten, die sowieso niemand anziehen wollte, auf einem
Laufsteg rumzustaksen. Sie sali sich am Tisch um. Elise schrieb wie eine Wilde
immer wieder ihren Namen kreuz und quer in ihr Ringbuch. Elise
Wells. Miss Elise Wells. Miss Elise Patricia Wells. E.P. Wells.
Blair
schoss der gesamte Mageninhalt in umgekehrter Richtung in den Rachen. Wells?
So hieß Owen mit Nachnamen. Und Elise hatte gerade gesagt, ihr Vater hätte möglicherweise eine Affäre. Owen hatte zwar nichts
von einer Tochter erzählt, aber das musste gar nichts heißen. Bei genauerer
Betrachtung sahen Elises Augen seinen sehr ähnlich, und neulich auf dem
Treppenabsatz hatte sie zwei Zigaretten gleichzeitig angezündet, genau wie er
am Freitag in der Bai". O Gott! Es
konnte durchaus sein, dass Owen Vater von zehn Kindern war und bloß vergessen
hatte, ihr von ihnen zu erzählen. Scheiße!
Blair
stieß ihren Stuhl zurück, rannte zum Krankenzimmer, das gleich neben der
Cafeteria lag, und kam gerade rechtzeitig dort an, um die halb verdaute
Schokoladentorte über Schwester O'Donnells handgewebten Flickenteppich zu
kotzen. Kein schöner Anblick, aber die sicherste Methode, auf schnellstem Weg
krankgeschrieben und nach Hause geschickt zu werden.
Kaum war
Blair weg, erfüllte das vielstimmige Raunen der Mädchen die Cafeteria, die
Vermutungen darüber anstellten, was mit Blair Waldorf los sein könnte.
»Sie soll
ja eine seltene Krankheit haben, wegen der ihr alle Haare ausgefallen sind.
Deshalb trägt sie die Kurzhaarperücke«, behauptete Laura Salmon.
»Ich hab
gehört, sie ist von so einem alten Kerl schwanger, der mit irgendjemandem aus
dem britischen Königshaus verheiratet ist. Er würde sie auch heiraten, aber
seine Frau lässt sich nicht scheiden«, gab Rain Hoffstetter bekannt. »Ach komm,
dann kriegen sie und ihre Mutter ja gleichzeitig Babys!«, kreischte Kati Farkas
hingerissen.
»Quatsch,
bist du blöd? Sie ist nicht schwanger. Das ist ihre Essstörung«, vertraute
Isabel Coates den Mädchen an ihrem Tisch im Flüsterton an. »Damit kämpft sie
schon seit Jahren.«
»Sobald
klar ist, dass sie in Yale studieren kann, geht's ihr wieder gut«, beruhigte
Serena die Teilnehmerinnen ihrer Diskussionsgruppe und wusste gar nicht, wie
Recht sie damit hatte.
apathie contra poesie
»Alles
Gute zum Valentinstag,
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