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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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angriff. Grizzlys, ja, sie waren aggressiver, aber Schwarzbären waren angeblich
furchtsam.
    Vielleicht war er nur neugierig. Danny war es egal. Er wollte nur, dass das Tier ihm nicht näher kam. »Geh weg«, sagte er und versuchte, autoritär zu klingen, aber seine Stimme schwankte und quiekte wie die eines kleinen Kindes.
    Der Bär senkte den Kopf und schwang ihn hin und her, während ein tiefes, hustendes Knurren in seiner Kehle grollte. Danny fummelte die Sicherung von dem Pfefferspray ab und hielt es auf Armeslänge von sich. Der Wind … in welche Richtung wehte der Wind? Er wollte nicht selbst eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht bekommen. Links, er konnte den Wind auf der linken Seite seines Gesichtes spüren, also sollte er den Bären von links ansprühen. Wie groß war die Entfernung? Auf der Dose stand, dass man zehn Meter weit sprühen konnte oder so was in der Art. Also noch nicht; der Bär war nicht nah genug.
    Gott, er sollte das Vieh
noch
näher kommen lassen?
    Genau in dem Moment griff der Bär an, brüllte, und seine Klauen gruben sich in den Boden.
    Es ging so schnell, dass Danny beinahe keine Zeit hatte zu reagieren. Er begann zu sprühen, während er mehrere schnelle Schritte rückwärts machte, aber er zielte daneben, zu hoch, und der Bär kam unter der gelben Wolke des Sprays auf ihn zu. Der Boden war zu trügerisch; die Füße rutschten unter ihm weg, und er fiel hart auf den Hintern, von dem Gewicht des Rucksacks nach hinten gezogen, so hilflos wie eine Schildkröte. Dann war der Bär über ihm, traf ihn wie eine Lawine, genauso kraftvoll und überwältigend. Das Geräusch war ohrenbetäubend; der Geruch heiß und stinkend, das Fell fettig und verfilzt; er erhaschte einen schnellen Blick auf diese dunklen, wilden Augen und sah etwas Gemeines und verstörend Intelligentes darin.
    Es war noch etwas Spray in der Dose, und er schaffte es, auf den Knopf zu drücken und es dem Bären ins Gesicht zu sprühen, aber er war zu nah, das Pfefferspray erwischte nun auch Danny, und er bekam keine Luft mehr und konnte nichts mehr sehen. Blind schwang er seinen Stock nach oben, versuchte verzweifelt, ihn zwischen sich und den Bären zu bringen, als könnte er den Bären wegstemmen, als könnte er diese Hunderte von Pfund mit etwas von sich weghalten, das praktisch nur ein Zahnstocher war.
    Der Bär schnaubte, schüttelte den Kopf. Danny versuchte wegzurutschen, aber eine gewaltige Pranke schoss hervor und traf seine Kopfhaut, riss ihm Haut und Haar übers Gesicht. Er hörte gequälte Schreie, tief und roh, aber das Geräusch kam aus weiter Ferne. Er spürte keinen Schmerz, daher konnte nicht er derjenige sein, der die Schreie ausstieß, vielleicht war jemand in der Nähe, der ihm helfen konnte, jemand, der …
    Dann biss ihm der Bär in den Kopf.
    Für einen blitzartigen Moment konnte er hören, wie sich die Schreie mit dem hustenden Grunzen des Bären vermischten, misstönend und rau, und dann war da nichts mehr.

4
    Am nächsten Tag stand Angie früh auf und begann mit der Arbeit. Am Tag vor dem Aufbruch zu einer geführten Tour war immer am meisten zu tun. Ihr Dad hatte drei kleine Hütten für die Gäste gebaut, die gerade groß genug für private Schlaf- und Badbereiche waren, und heute war der Tag, an dem sie die beiden Hütten, die benutzt werden würden, putzen wollte. Sie musste die Betten frisch beziehen, saubere Handtücher rauslegen usw. Als ihr Dad noch gelebt hatte und im ersten Jahr nach ihrer Rückkehr war genug Geld da gewesen, um für diese Arbeit eine Frau aus dem Ort zu engagieren. Aber seitdem hatte Angie alles allein gemacht.
    Neben dem Herrichten der Hütten und Harlans Besuch, um Fotos für die Website zu machen, betrieb sie außerdem eine umfangreiche Schadensbegrenzung im Haupthaus. Da sie allein lebte, ließ sie kleine Dinge manchmal schleifen, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte sich eine Tonne dieser kleinen Dinge angesammelt, die zu einer Lawine aus Müll zu werden drohte.
    Ihre Kunden wurden am späten Nachmittag erwartet. Sie nahmen sich in Butte einen Mietwagen und fuhren selbst her. Um sich den Aufwand zu sparen, die Gewehre durch die Flughäfen zu bringen, hatten sie sie hergeschickt; die Kisten waren vor vier Tagen eingetroffen. Angie hatte alle notwendigen Genehmigungen, sie hatten ihre Lizenzen, und sie war startklar. Heute Abend würde sie sie bewirten müssen, daher setzte sie einen herzhaften Eintopf im Schongarer auf.
    Als alles erledigt war, war es

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