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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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betete sie, dass es wieder funktionieren würde. »Hallo, hallo, spricht hier die Polizei? Können Sie mich hören? Es geht um meinen Mann. Ich glaube, er hat eine Waffe.«

2
     
    Seit mittlerweile sechs Jahren gehörte Bobby der Spezialeinheit »Special Tactics and Operations (STOP)« bei der Staatspolizei von Massachusetts an. Mindestens drei Mal im Monat – und grundsätzlich an jedem gottverdammten Feiertag – wurde er alarmiert und war mittlerweile ziemlich sicher, dass ihn nichts mehr überraschen konnte. Doch heute sollte sich das als Irrtum entpuppen.
    Er raste durch die Straßen von Boston, bog mit quietschenden Reifen nach rechts in die Park Street ein und fuhr in Richtung der mit einer goldenen Kuppel versehenen Staatskanzlei. Sein Streifenwagen sauste nach links in die Beacon Street und passierte in Windeseile die Common Street und den Public Garden. In letzter Minute hätte er sich fast noch verfahren, indem er die Arlington Street zur Marlborough Street nahm. Dann jedoch erinnerte er sich, dass die Marlborough Street eine Einbahnstraße war, allerdings in die falsche Richtung. Also trat er wie jeder gute Straßenrambo auf die Bremse, riss das Steuer herum und drückte kräftig auf die Hupe, während er drei Spuren überquerte, um auf der Beacon Street zu bleiben. Nun bestand sein größtes Problem nur noch darin, die richtige Straßenkreuzung zur Marlborough Street zu finden. Die Lösung war, einfach auf die weiß gleißenden Scheinwerfer und die roten Blinklichter des Krankenwagens zuzufahren.
    Als Bobby die Ecke Marlborough Street und Gloucester Street erreichte, stürmte eine Unzahl von Eindrücken auf ihn ein. Der winzige Häuserblock im Herzen von Back Bay wurde bereits von blauen Absperrböcken und Streifenwagen der Bostoner Polizei abgeriegelt. An einigen der Backsteinhäuser prangte gelbes Absperrband, und uniformierte Polizisten hatten Posten bezogen. Inzwischen war ein Krankenwagen eingetroffen, gefolgt von einigen Übertragungswagen der Lokalsender.
    Die Ereignisse waren in vollem Gange.
    Bobby parkte seinen Crown Vic vor einem blauen Absperrbock, sprang aus dem Wagen und eilte zum Kofferraum, in dem sich alles befand, was ein gut ausgebildeter Scharfschütze der Polizei brauchte, um mitzumischen. Gewehr, Zielfernrohr, schwarzer Kampfanzug, Tarn-Kampfanzug für Stadteinsätze, Sturmhaube, kugelsichere Weste, Kleider zum Wechseln, etwas Essbares, Wasser, eine Gürteltasche, Nachtsichtgerät, Fernglas, Entfernungsmesser, Gesichtsschminke, Schweizer Messer und Taschenlampe. Während gewöhnliche städtische Polizisten im Kofferraum höchstens ihren Ersatzreifen aufbewahrten, konnte ein Angehöriger der Staatspolizei nötigenfalls einen Monat lang in seinem Streifenwagen leben.
    Bobby schulterte seinen Rucksack und machte sich daran, die Lage zu sondieren.
    Im Gegensatz zu anderen Sondereinsatzkommandos traf Bobbys Mannschaft nie im Pulk ein. Die Einheit bestand aus zweiunddreißig Männern, die verstreut in ganz Massachusetts, angefangen von Cape Code bis zu den Ausläufern des Berkshire-Gebirges, lebten. Die Zentrale befand sich in Adams, Massachusetts, im Westen des Bundesstaates, wo Bobbys Lieutenant den Anruf von Framingham Communications entgegengenommen und dann entschieden hatte, einen Einsatz durchzuführen.
    Da es in diesem Fall um einen Mann ging, der sich in seinem eigenen Haus verschanzt und Geiseln genommen hatte, waren alle zweiunddreißig Mitglieder des Teams verständigt worden – und es würden auch alle kommen. Bei einigen würde die Anreise drei bis vier Stunden dauern. Andere, so wie Bobby, konnten in knappen fünfzehn Minuten vor Ort sein. Bobbys Vorgesetzter war stolz darauf, dass er in weniger als einer Stunde mindestens fünf Mitarbeiter an jedem beliebigen Ort innerhalb des Bundesstaates zusammenrufen konnte.
    Als Bobby sich nun umsah, kam er zu dem Schluss, dass er der erste dieser fünf Mitarbeiter war. Also war Beeilung angesagt.
    Die meisten Sondereinsatzkommandos waren in drei Teams organisiert. Eins stürmte den Tatort, das zweite sicherte die Umgebung ab, und das dritte bestand aus Scharfschützen. Nachdem der Tatort umzingelt war, nahmen die Scharfschützen ringsum ihre Positionen ein. Zu ihren Aufgaben gehörte auch die Erkundung, indem sie durch das Zielfernrohr oder ein Fernglas die Situation ausspähten und per Funk Einzelheiten, die das Gebäude oder die sich darin befindlichen Personen betrafen, an die Einsatzleitung weitermeldeten. Währenddessen

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