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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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bereitete sich das Sturmteam auf ein Eingreifen als letzte Möglichkeit vor: Falls es dem Geiselbefreiungsspezialisten nicht gelang, die Täter durch Verhandlungen zum Aufgeben zu bewegen, wurde gestürmt, was immer eine unschöne Angelegenheit war. Alle beteten, dass es nicht dazu kommen würde, doch manchmal ließ es sich nicht vermeiden.
    Die Mitglieder von Bobbys STOP-Einheit waren für alle drei Bereiche ausgebildet, ohne sich auf eine Position zu spezialisieren. Da sie stets einzeln eintrafen und flexibel einsetzbar waren, konnten sie loslegen, sobald ihre Füße den Boden berührten. Bobby war zwar einer der Scharfschützen seiner Mannschaft, hatte im Moment jedoch andere Pläne.
    Das erste Ziel war es, den inneren Umkreis abzusichern. Das war der Bereich, von dem aus man Blick auf den Tatort hatte. Für eine taktische Einheit bedeutete ein brauchbarer innerer Umkreis bereits die halbe Miete, da man den Tatort so überwachen und abriegeln konnte. Dazu waren mindestens zwei Männer nötig, die an gegenüberliegenden Ecken Posten bezogen und die Diagonalen beobachteten.
    Allerdings war Bobby allein. Er sah sich nach Verstärkung um. Da drei weitere Streifenwagen der Staatspolizei auf der anderen Straßenseite parkten, war davon auszugehen, dass sich weitere Mitglieder seiner Einheit in der Nähe befanden. Dann bemerkte er den weißen Transporter, der als Kommandozentrale diente, und lief darauf zu.
    »Bobby Dodge, Staatspolizei«, verkündete er, als er fünf Sekunden später in den Transporter kletterte, seinen Rucksack abstellte und eine Hand ausstreckte. »Lieutenant Jachrimo.« Der Einsatzleiter schüttelte seine Hand kräftig, aber rasch. Der Lieutenant mit dem schmalen Gesicht gehörte nicht der Staatspolizei, sondern der Polizei von Boston an, was Bobby nicht weiter überraschte, da der Tatort in den Zuständigkeitsbereich dieser Behörde fiel. Außerdem würde es bis zur Ankunft des Kommandanten der Staatspolizei noch ungefähr zwei Stunden dauern. Bobby wäre eine Zusammenarbeit mit seinem eigenen Lieutenant zwar lieber gewesen, aber er hatte gelernt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen – natürlich nur bis zu einem gewissen Grad.
    Jachrimo hatte eine weiße Tafel vor sich und zeichnete ein Gantt-Diagramm in die obere linke Ecke. »Position?«, wollte er von Bobby wissen.
    »Scharfschütze.«
    »Können Sie einen Umkreis absichern?«
    »Ja, Sir.«
    »Ausgezeichnet.« Lieutenant Jachrimo wandte sich kurz von seiner Tafel ab, steckte den Kopf aus dem Transporter und rief einem Uniformierten der Bostoner Polizei etwas zu. »Hallo, Sie da drüben. Ich brauche eine Verbindung zur Telefongesellschaft. Verstanden? Also funken Sie die Zentrale an, und lassen Sie sich die verdammte Telefongesellschaft geben, denn in diesem Transporter funktioniert rein gar nichts. Eine Kommandozentrale, in der die Technik streikt, bringt uns nicht weiter. Kapiert?«
    Der Uniformierte rannte los, und ein gehetzter Jachrimo drehte sich wieder zu Bobby um. »Also, was wissen Sie?«
    »Verbarrikadierung im eigenen Haus, männlicher Verdächtiger, vermutlich hat er eine Schusswaffe, Ehefrau und Kind ebenfalls im Gebäude«, wiederholte Bobby die Nachricht, die er auf seinem Piepser vorgefunden hatte.
    »Der Verdächtige heißt Jimmy Gagnon. Klingelt da was bei Ihnen?«
    Bobby schüttelte den Kopf.
    »Schon gut.« Jachrimo war mit seinem Gantt-Diagramm fertig und begann, auf der unteren Hälfte der Tafel einen Grundriss des Viertels zu skizzieren. »Die Lage ist wie folgt: Eine Frau hat kurz nach halb zwölf die Polizei alarmiert und sich als Catherine Gagnon, Jimmys Ehefrau, vorgestellt. Sie sagte, ihr Mann sei betrunken und bedrohe sie und ihren Sohn mit einer Pistole. Die Telefonistin hat versucht, sie in der Leitung zu halten, aber es gab irgendeine Störung, und die Verbindung wurde unterbrochen. Etwa sechzig Sekunden später erfolgte der Anruf eines Nachbarn, der eine Schießerei meldete. Der Anruf ging in der Zentrale ein, aber unsere Jungs waren bereits zu einem Einsatz in Revere ausgerückt. Also habe ich ihn zu Framingham Communications weitergeleitet, die wiederum Ihren Lieutenant verständigt haben. Ihre Einheit soll die Vorhut bilden, vielleicht für den ganzen Einsatz, möglicherweise auch nur, bis unsere Jungs mit der Sache in Revere fertig sind. Keine Ahnung. Momentan wird der äußere Umkreis von uniformierten Kollegen gesichert. Hier, hier und hier sind Männer positioniert, und dort und dort stehen Autos, um

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