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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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wäre eine Ecke in Farbe getaucht worden.
    TJ entdeckte einen kleinen sauberen Flecken Schnee. Er kniete sich hin und wischte sich die Hände daran ab, als wenn es ein Handtuch wäre. Er wusch seine Hände in Schnee, der schon bald matschig rosa wurde. Und dann stand er auf und ging und sagte kein Wort mehr zu Griffin. Griffin blieb zurück, allein, mit einem gebrochenen Knöchel, einem blutigen Rucksack, der mit einer Viertelmillion Dollar gefüllt war, zwei Schusswaffen und einem toten Mann.

 
Es war fast unmöglich
    Cheyenne saß zusammengekauert hinter einem riesigen Baum und versuchte, so leise wie möglich zu sein. Sie war außer Atem und konnte die Luft nicht anhalten, also atmete sie flach und mit offenem Mund. Die kalte Luft kratzte in ihrer Lunge. Tränen schossen ihr in die Augen, aber sie wollte nicht husten. Sie würden sie jeden Moment finden. Vor dreißig Minuten hatte sie einen Schuss gehört, nicht besonders nah, aber sehr weit weg auch nicht. Danach war sie noch schneller gelaufen.
    Vor fünf Minuten dann hatte sie ganz schwach ein Auto brummen hören. Sie musste fast bei der Straße sein! Das hieß, da vorne waren Leute, Leute, die ihr helfen konnten. Und dann hätte diese ganze lange Tortur endlich ein Ende.
    Sie war weitergehastet und hatte nicht auf Zweige geachtet, die gegen ihre Beine peitschten, oder auf den Waldboden, der so uneben war, dass sie zigmal stolperte und beinahe fiel. Ihr einziger Gedanke war, dass sie irgendwie den Fahrer anhalten musste, obwohl ein Teil von ihr wusste, dass er sicher schon lange vorbeigefahren war.
    Aber dann hörte sie es. Jemand rannte durch den Wald. Rannte ihr direkt hinterher. Und wer sollte jetzt schon hier draußen sein? Der Autofahrer war bestimmt nicht plötzlich ausgestiegen, er hatte keine Ahnung, dass sie hier war. Es musste einer von den drei Männern sein. Sie hatte Glück gehabt, dass Griffin sich als einer der Guten herausgestellt hatte. Ein zweites Mal würde sie nicht so viel Glück haben.
    Also hatte sie sich hinter dem größten Baum versteckt, den sie finden konnte, und konzentrierte sich darauf, dass sie vollkommen bewegungslos blieb.
    Es war fast unmöglich. Am liebsten wollte sie aufspringen, mit beiden Armen wedeln und schreien. Einfach damit das Unvermeidbare endlich kam. Zielte ihr Mörder vielleicht jetzt gerade auf sie?
    Cheyenne suchte nach einem Ausweg. Das Wissen, dass sie vielleicht bald sterben musste, machte es in gewisser Weise leichter. Vielleicht sollte sie zu, wer auch immer es war - TJ, Jimbo oder Roy - rüberstürmen und demjenigen die Pistole entreißen, bevor der seine Überraschung über ihren selbstmörderischen Angriff überwunden hatte. Allerdings war es wohl wahrscheinlicher, dass sie dann mit einem faustgroßen Loch in der Brust endete.
    Trotzdem, irgendetwas in ihr weigerte sich, aufzugeben. Nicht, nachdem sie so weit gekommen war, so viel riskiert hatte und so viele Dinge getan hatte, die sie letzte Woche noch für unmöglich gehalten hätte.
    Dann gellte es durch die kalte, ruhige Luft.
    »Stehen bleiben! Polizei! Keine Bewegung!«
    Durch Cheyenne ging von Kopf bis Fuß ein Ruck wie ein Stromschlag.
    Also nicht die Bösen.
    Sie würde leben. Sie hatte es geschafft!
    Sie befolgte nicht, was der Polizist gesagt hatte. Sie konnte einfach nicht. Sie stand auf und rannte der Stimme entgegen, ihr war egal, was ihr vielleicht im Weg lag.
    »Hilfe, oh, bitte helfen Sie mir!« Etwas Spitzes zerriss ihre Hose und bohrte sich in ihre Wade. Sie schüttelte das Bein, bis sie freikam, und rannte mit erhobenen Händen weiter. Er sollte wissen, dass sie keine Bedrohung war. Sie wollte nur so schnell wie möglich die Distanz zwischen sich und dem Polizisten überbrücken. Sie wollte endlich in Sicherheit sein. »Hilfe!«, schrie sie wieder. »Ich bin entführt worden.«
    Eine Hand legte sich fest auf ihre Schulter. »Immer mit der Ruhe, junge Dame. Was erzählst du da?« Die raue Stimme des Polizisten hörte sich ein bisschen amüsiert an. Glaubte er etwa, sie würde irgendeine Art Kinderspiel veranstalten?
    »Ich bin Cheyenne Wilder. Ich wurde vor zwei Tagen im Woodlands Experience Einkaufszentrum entführt.«
    »Moment mal - sie haben dich heute Morgen beim Dienstantritt erwähnt. Bist du wirklich Cheyenne Wilder? Die Tochter vom Nike-Präsidenten?« Sie fühlte, wie er sie musterte. Cheyenne überlegte, wie sie wohl aussah. Ihre Kleider waren verdreckt und zerrissen, das Gesicht zerkratzt, und die zerstrubbelten Locken

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