Lauf, wenn es dunkel wird
ihnen sagen, dass sie sofort losmüssen, um ihn zu suchen.«
»Sind seine Verletzungen lebensgefährlich?« Der Polizist klang seltsam.
»Nein, aber er hat einen gebrochenen Knöchel und kann nicht laufen. Sie müssen ihn möglichst bald finden, sonst erfriert er.«
»Wir kümmern uns darum, sobald wir auf dem Revier sind.« Der Polizist klang nicht sehr versöhnlich. Cheyenne hoffte nur, dass derjenige, der wirklich das Sagen hatte, Griffin etwas wohlwollender gesonnen war. »So. Hier steht das Auto.« Er ging langsamer und führte sie zurück auf den Schotter.
»Ich bin noch nie mit einem Polizeiauto gefahren.«
»Tut mir leid, dass du die Gelegenheit verpasst - aber wir benutzen Privatfahrzeuge, damit wir nicht so schnell erkannt werden.« Er öffnete die Tür, legte seine Hand auf ihr Kreuz und half ihr ins Auto.
Sie setzte sich vorne auf die durchgehende Sitzbank. Drinnen roch es nach Zigaretten und Fastfood. Bis sie für ihre Füße einen Platz zum Abstellen gefunden hatte, stieß sie gegen Schachteln und irgendwelche harten Sachen, die schepperten. Werkzeuge? Sie hörte, wie der Polizist auf der anderen Seite einstieg und die Tür zumachte, und fühlte sein Gewicht, als er sich neben sie setzte.
»Bringen Sie mich jetzt nach Hause?«
»Erst mal aufs Revier. Dort treffen wir deinen Vater. Wir müssen dich, ähm, eingehend befragen.« Mit seiner Stimme stimmte irgendwas nicht.
Und dann wurde Cheyenne klar, dass alles irgendwie nicht stimmte. Sie zog Luft durch die Nase ein. Hier im Auto roch der Polizist seltsam vertraut. Sie schnupperte noch mal. Es war der scharfe, medizinische Pfefferminzgeruch, der den erdigen Tabakgeruch überdeckte.
Überhaupt nicht wie ein Spielzeug
Oh nein.
Cheyenne erinnerte sich plötzlich wieder an die raue Stimme, die die ganzen Telefonnummern von ihr verlangt hatte. Griffins Vater hatte so gerochen.
Roy hatte sein Aussehen nicht verändern müssen. Er hatte einfach seine Stimme verstellt und tiefer gesprochen. Aber seinen Geruch hatte er nicht ändern können.
Cheyenne wusste, dass er sie zu ihrer Hinrichtung fuhr. Hier konnte er sie nicht erschießen, weil er damit vielleicht jemanden auf sie aufmerksam machen würde. Außerdem hätte er eine blutige Sauerei in seinem Auto. Er plante sicher, sie zum Haus zu fahren, während sie die ganze Zeit darüber redeten, was sie tun würden, wenn sie erst auf dem Revier wären.
Dann fiel ihr das Handy ein, das er benutzt hatte. Vielleicht könnte sie es sich schnappen und die Polizei anrufen. Wenn sie richtig viel Glück hatte, würde er vielleicht gar nicht merken, dass sie es hatte, und sie könnte es hinter ihrem Rücken verstecken und dort die Tasten drücken. Es würde ihr vielleicht ein, zwei Sekunden bringen, bevor er die Stimme am anderen Ende hörte oder merkte, was sie tat.
Es war ziemlich aussichtslos, aber was sollte sie sonst machen? Wenn sie aus dem Auto käme und fortlaufen würde, hätte er sie gleich überwältigt und würde sie zurückschleppen. Und dann würde er nichts mehr vortäuschen.
Er startete den Motor. Cheyenne strich mit der Hand über den Platz zwischen ihnen. Sie schloss die Finger um den Gegenstand, den sie gefunden hatte.
Nur war es leider kein Handy.
Es war die Pistole.
»He!« Roy klang überrascht. Zu überrascht für seine falsche Stimme.
Cheyenne nahm die Waffe in die rechte Hand. Die Pistole war nicht sehr groß. Aber sie fühlte sich schwer und echt an und überhaupt nicht wie ein Spielzeug. War sie gesichert?
»Eine Bewegung und ich erschieße Sie.«
Sie wollte, dass ihre Stimme selbstbewusst klang und überzeugend. Stattdessen war sie schrill und zittrig.
Roy lachte nur.
Irgendetwas zuckte durch ihr verbliebenes Sichtfeld. Es war Roys Hand, die ihr die Pistole wegreißen wollte. Als sie sich um ihre Faust schloss, drückte ihr Finger den Abzug.
Der Knall war so laut, dass er alle anderen Geräusche verschlang.
Und dann wurde die Stille durch Roys Schrei durchbrochen.
»Du hast mich angeschossen!« Er hörte sich eher beleidigt als verletzt an.
Wie schwer hatte sie ihn verletzt? Schwer genug, dass er sterben würde? Oder nicht genug, um ihn davon abzuhalten, dass er sie verletzte.
Cheyenne hielt noch immer die Pistole in der Hand.
»Raus hier!«, schrie sie.
»Was?«
»Raus aus dem Auto! Oder ich schieße noch mal.« Sie presste die Pistole nach vorne, bis sie Haut berührte. Nasse Haut.
»Okay, okay!«
Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde, Roy rauskletterte und
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