Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
einen raschen Wink, und schon stürmten die beiden auf Syrin zu.
Erneut öffnete die Schwarzmagierin den Mund und blies. Der Windstoß war diesmal so heftig, dass er die Wächter umwarf und sie bis in die hinterste Ecke der Halle fegte. Während sie sich mühsam aufrappelten, wandte Syrin sich blitzschnell um, hob die Arme in die Höhe und starrte den grässlichen Lemuren auf dem Wandbehang mit durchdringenden Blicken an. » A schtara!«, rief sie ihm mit schauriger Stimme entgegen » A schtara ut tramixor!«
Was dann geschah, würde Laura nie wieder vergessen: Der Teppich bewegte sich plötzlich! Er wellte und wölbte sich dehnte sich bald zur einen, dann zur anderen Seite. Es sah aus als werde er lebendig. Schließlich – Laura gingen die Augen über – regte sich auch der Lemur. Er reckte und streckte sich und hob den Fratzenkopf. Gleichzeitig gab er kehlige Laute von sich, die mehr und mehr anschwollen, bis die Schreie des Ungeheuers durch die Halle grollten. Immer heftiger wurden die Bewegungen des Monsters. Es ruckte und zuckte, als zerre es mit Macht an unsichtbaren Fesseln, die es auf dem Gobelin hielten. Eine letzte Kraftanstrengung ließ den mächtigen Körper erbeben – dann glitt der Lemur ächzend von dem Wandbehang hinunter in die Halle! Als er sich zu voller Größe aufrichtete, bemerkte Laura, dass er mindestens drei Meter messen musste. Er glotzte die Schwarzmagierin erwartungsvoll an, als wolle er ihre Befehle entgegennehmen. Als sei Syrin seine Herrin.
Die Magierin streckte die Hand aus und deutete in die Ecke zu Laura und Percy. Der Lemur drehte träge den Kopf in die angezeigte Richtung. Beim Anblick der Wächter brüllte das Monster laut auf, Dampf quoll aus seinen Nasenlöchern, die geblähten Nüstern glichen.
Zu Tode erschrocken, wichen Laura und Percy zurück. Erneut brüllte das Ungeheuer ihnen entgegen. Sein Atem stank nach Fäulnis und Schwefel und hüllte die Wächter in eine heiße Wolke. Schon war der stinkende Lemur heran. Er hob einen Arm und hieb mit der Krallenhand nach den beiden.
Behände sprangen Laura und Percy zur Seite, dem gewaltigen Schlag ausweichend. Das Mädchen jedoch stolperte über den schnarchenden dicken Ritter, kam ins Straucheln und verlor seine Waffe. Reaktionsschnell schlug Percy zu und landete einen Schwerthieb in den Unterschenkel des Ungeheuers. Per Lemur schien das nicht zu spüren und griff ungerührt an. Die Wächter duckten sich, sodass er nur die Wand traf. Die Wucht des Schlages war so groß, dass sich Steinbrocken aus der Mauer lösten.
Abermals zuckte Percys Waffe vor und drang tief in den Oberschenkel des Riesen. Diesmal zeitigte die Attacke Wirkung: Der Lemur röchelte und trat mit dem anderen Fuß nach dem Angreifer. Der Tritt traf den Lehrer mit der Wucht einer Dampframme genau in den Bauch. Percy wurde von den Beinen gerissen und quer durch die Halle bis zur Wand geschleudert.
Entsetzt schlug Laura die Hände vor das Gesicht. »Um Himmels willen!«
Schon hielt das Ungeheuer, von dem Schwert, das in seinem Oberschenkel steckte, nicht im Geringsten behindert, auf den hilflos am Boden liegenden Wächter zu. Der Boden vibrierte unter seinem Schritt.
Percy blutete aus einer Platzwunde am Kopf. Rote Rinnsale strömten über sein schmerzverzerrtes Gesicht, während er sich mühsam aufrichtete. Der Lemur rückte näher, und der Lehrer wich zurück, bis er über den ohnmächtigen Reimar stolperte und erneut zu Boden schlug. Er blieb reglos liegen, die Augen starr auf das Monster gerichtet, dem er nicht mehr entkommen konnte.
»Percy, steh auf!«, kreischte Laura und sah sich gehetzt um – was konnte sie nur tun? Sie riss das Schwert vom Boden und schleuderte es unter Aufbietung all ihrer Kraft auf das Scheusal.
Mit voller Wucht sauste es gegen den Kopf des Lemuren, bevor es auf die Steinfliesen klirrte. Entsetzt erkannte Laura, dass der Treffer folgenlos geblieben war. Einen Moment jedoch hatte er das Monster irritiert. Erneut brüllte es auf, drehte sich zu Laura um und glotzte sie wütend an, bevor es sich wieder dem Lehrer zuwandte. Diesem aber hatte die kurze Ablenkung genügt, um sich aus der Reichweite des Lemuren zu bringen Behände griff Percy sich das Schwert und huschte zu Laura.
»Was sollen wir nur tun?«, keuchte er, während sie zurückwichen. »Mit den Schwertern vermögen wir niischt das Geringste auszuriischten. Aber wa’rscheinliisch vermöschten selbst ein Dutzend Lanzen i’n niischt aufzu’alten!«
Da fiel Laura
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