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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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täuschte sie sich?
    »Einen Moment«, bat sie den Lehrer. »Wenn du dort in die Ecke leuchten könntest?«
    Percy tat wie geheißen. Lauras Eindruck hatte nicht getrogen. In der Nische lag tatsächlich ein Buch. Eine großformatige Schwarte, die wohl seit geraumer Zeit nicht mehr aufgeschlagen worden war, denn sie war von einer dicken Staubschicht bedeckt.
    Das Mädchen pustete den Staub vom Einband, nahm den dickleibigen Folianten auf, um ihn näher zu betrachten. Er war schwer. Plötzlich weiteten sich Lauras Augen vor Überraschung, aufgeregt deutete sie auf den Ledereinband. »Percy, schau doch mal!«
    Der Lehrer warf einen raschen Blick über ihre Schulter und führte die Fackel dichter an das Buch heran. Er erkannte sofort, was das Mädchen meinte: In den Einband war das gleiche Siebengestirn geprägt, das am geheimnisvollen Nachthimmel auf dem Deckengewölbe in der verborgenen Klosterbibliothek prangte und durch sein Leuchten ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte. »Eigenartiisch«, wunderte er sich. »Das ist wirkliisch eigenartiisch.«
    Der Titel des Buches war in altertümlich verschnörkelten Lettern gehalten, sodass es Laura einige Mühe bereitete, ihn zu entziffern. ›»So… ci… etas… Septem… Sodalium‹, ›Die Bruderschaft der Sieben‹«, las sie stockend. »Ist das nicht das Buch, das aus dem Geheimarchiv des Klosters gestohlen wurde? Als Pater Dominikus ermordet wurde?«
    Percy nickte bedächtig. »Du ‘ast Rescht!«
    »Endlich kommen wir weiter!«, jubelte Laura. »Vielleicht finden wir darin einen Hinweis auf das Siegel der Sieben Monde.«
    »Das ‘alte iisch durchaus für denkbar«, antwortete der Lehrer und kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Warum sonst ‘ätte der Grausame Ritter es ‘ier in der Schatzkammer aufbewa’rt? Rein äußerliisch sie’t es nämliisch niischt gerade danach aus, als sei es besonders wertvoll.«
    Vom ledernen Einband einmal abgesehen, war der Foliant tatsächlich ziemlich unscheinbar. Gut – das Buch mochte aus längst vergangener Zeit stammen, aber seine Ausstattung war geradezu bescheiden. Es besaß an die tausend Seiten, die in engen Zeilen mit einer kaum lesbaren Handschrift bedeckt waren. Jegliche Zeichnungen oder Illustrationen, schmuckvolle Initialen oder sonstige Verzierungen fehlten. Laura hatte schon viel aufwändigere Werke gesehen. Wenn es etwas gab, was die Schwarte wertvoll machte, dann konnte es sich nur um den Inhalt handeln. Möglicherweise lieferte das Werk einen Hinweis auf das Siegel der Sieben Monde, obwohl es bei dem gewaltigen Umfang sicherlich nicht einfach sein würde, ihn zu entdecken.
    Von einem Augenblick auf den anderen wurde Laura von einer bleiernen Müdigkeit überwältigt. Sie gähnte herzhaft und hätte auf der Stelle in einen tiefen Schlaf fallen können. Matt hielt sie Percy das Buch entgegen. »Lass es uns einfach mitnehmen und morgen in aller Ruhe durchsehen«, schlug sie vor. »Niemand wird merken, dass es fehlt.«
    Auf dem Rückweg zu ihrem Gemach fühlte auch Percy sich vollkommen erschöpft, und so schleppten sich die beiden Wächter, einer schläfriger als der andere, schwerfällig die Treppe hoch. Tapsende Schritte schreckten sie auf.
    Irgendjemand näherte sich rasch.
    Percy gelang es gerade noch, den dicken Folianten unter seinem pluderigen Gewand zu verbergen, als auch schon ein Mann vor ihnen stand.
    D er G rausame R itter.
    Reimar trug ein Nachtgewand aus grobem Leinen, unter dem seine bloßen Füße hervorragten. Auf seinem kahlen Kopf – Laura musste ein Lachen unterdrücken – saß eine Zipfelmütze. Vermutlich trieb ihn ein menschliches Bedürfnis zur Latrine – kein Wunder bei den Unmengen an Wein, die er am Vorabend getrunken hatte! Seltsamerweise hatte er jedoch seinen Schädelspalter umgegürtet. Aber da erinnerte sich Laura, irgendwo gelesen zu haben, dass Reimar von Ravenstein sein Schwert niemals abzulegen pflegte. Nicht einmal im Bett.
    Der Grausame Ritter schien über die nächtliche Begegnung nicht weniger verwundert zu sein als Laura und Percy, zumindest bis das angeborene Misstrauen bei ihm wieder durchschlug. Argwöhnisch beäugte er die beiden von oben bis unten, und seine Rechte fand wie von selbst den Weg zum Knauf des Schwertes. »Was treibt Ihr hier mitten in der Nacht?«
    Laura warf Percy einen hilfesuchenden Blick zu, und der Lehrer rang stotternd um eine einleuchtende Erklärung. »Wir… nun… Wir konnten einfach keinen Schlaf finden, Euer ‘ochwo’lgeboren.«
    Reimar von

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