Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
Augen in ihrem Sessel in sich zusammengesunken war – sie schlief tief und fest.
»Kümmere dich um sie«, bedeutete Aurelius Morgenstern dem Sportlehrer. »Bring sie auf ihr Zimmer, und sorge dafür, dass sie ausreichend Schlaf findet.«
Als Laura am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie nicht die geringste Erinnerung an das Gespräch im Büro des Professors. Auch dass Percy Valiant sie aus dem Sessel gehoben und in ihr Zimmer getragen hatte, wusste sie nicht mehr. Nachdenklich starrte sie vor sich hin. Da wurde die Tür geöffnet, und Kaja trat ein.
Die Freundin kam aus dem Waschsaal zurück. Sie lächelte Laura strahlend an. »Guten Morgen. Ich dachte schon, du wachst überhaupt nicht mehr auf.«
Laura reckte sich ausgiebig und gähnte herzhaft, während Kaja zu ihrem Nachttisch ging, die Schublade aufzog und eine Tafel Schokolade hervorholte.
Verständnisvoll lächelnd beobachtete Laura, wie Kaja die Verpackung auffetzte. Sie wollte gerade ein Stück abbrechen, als ihr die Tafel aus der Hand fiel und auf den Boden polterte. »Uups«, sagte das Pummelchen und bückte sich rasch.
Laura schüttelte unwirsch den Kopf. An der Tollpatschigkeit der Freundin würde sich wohl niemals etwas ändern.
Kaja tat so, als bemerkte sie Lauras tadelnden Blick gar nicht und steckte sich gleich drei Schokostücke auf einmal in den Mund.
»Seit wann hab ich eigentlich geschlafen?«, wollte Laura wissen.
»Weit walb wier western Wachwittag«, gab Kaja mit vollen Wangen zurück.
»Seit halb vier? Das sind ja über fünfzehn Stunden!«
»Wewau!« Hastig schluckte Kaja die Schokolade hinunter. »So eine Traumreise scheint ja richtig anstrengend zu sein. Ich frage mich nur, wie du das Ronnie Riedel klar machen willst?«
»Ronnie Riedel? Was hat denn Ronnie damit zu tun?!«
»Das fragst du noch? Er war ganz schön sauer, dass du gestern nicht zum Wettrennen erschienen bist. Ich hab ihm erzählt, du seist plötzlich krank geworden und könntest deshalb nicht gegen ihn antreten. Aber das hat er nicht geglaubt und behauptet, bei deiner Krankheit handele es sich wohl um ›akutes Muffensausen Maximalis‹. Er verbreitet inzwischen im ganzen Internat, dass du ein elender Feigling bist und tierischen Schiss vor der Ochsenkopf-Abfahrt hast!«
Laura stöhnte laut auf. »Oh, Mann! Diese blöde Wette mit Ronnie!« Wie sollte sie aus der Nummer bloß wieder rauskommen? Der Kerl würde doch nichts unversucht lassen, um sie vor den anderen Ravensteinern lächerlich zu machen – zumal sie denen ja nicht von ihrer Traumreise erzählen konnte.
Laura schwante Schlimmes.
Die Nerverei begann schon beim Frühstück. Es hatte sich wohl bei allen Ravensteinern herumgesprochen, dass Laura nicht zum Skirennen gegen Ronnie angetreten war, denn im Speisesaal schlug ihr von allen Seiten hämisches Grinsen entgegen. Laura gab vor, das nicht zu bemerken, aber in ihrem Inneren rumorte es.
Als sie an dem Tisch vorbeikam, an dem Ronnie Riedel und Max Stinkefurz im Kreise ihrer Kumpane saßen, erhob Ronnie sich und grinste die Freunde an. »Wenn ich um Applaus bitten darf für Laura Leander, Schisser-Superstar. Immerhin hat sie sich heute aus dem Bett getraut!«
Während die anderen in hämischen Beifall ausbrachen, verfiel Stinkefurz in sein wieherndes Eselsgelächter. »Bravo!«, schrie er dann so laut, dass es bis zum Lehrertisch schallte. »Bravo, Laura Schisser-Superstar!«
Laura sah, dass sowohl Mary Morgain als auch Percy Valiant ihr bedauernde Blicke zuwarfen. Gleichzeitig aber schüttelte der Sportlehrer kaum merklich den Kopf. Sie verkniff sich deshalb die bissige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, und ging wortlos weiter, ohne die Spötter zu beachten.
Kaja dagegen konnte ihren Ärger nicht zurückhalten. »Wisst ihr, was ihr seid?«, keifte sie. »Ihr seid alle dämliche Idioten – ihr habt es nur noch nicht gemerkt!« Damit stolzierte sie mit hoch erhobenem Kopf zu ihrem Platz.
Als Laura sich gegenüber von Lukas an den Tisch setzte, musterte dieser die Schwester mit hochgezogenen Augenbrauen. »Da hast du dir ja was Schönes eingebrockt!«
»Ich weiß – aber das ist leider nicht mehr zu ändern. Sie können ja nicht wissen, warum ich nicht zum Rennen antreten konnte. Und erzählen kann ich’s ihnen auch nicht.« Mit betrübtem Gesicht griff sie zur Kakaokanne und goss sich den Becher voll, bevor sie sich über ihre Cornflakes hermachte.
Kevin, der neben Lukas saß, schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Nimm’s nicht so
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