Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts
ab: Wir wollten doch gemeinsam überlegen, wie wir Laura helfen können.«
»Sehr richtig!« Der Professor nahm wieder auf seinem Stuhl Platz und blickte fragend in die Runde. »Ist jemandem von euch eine brauchbare Lösung eingefallen?«
»Niischt so rescht, wenn iisch e’rliisch sein soll«, gab Percy unumwunden zu und kratzte sich verlegen am Kopf.
»Mir geht es ähnlich«, gestand Miss Mary bekümmert. Auch Anna und Marius war keine zündende Idee gekommen, obwohl sie sich schon seit Wochen die Köpfe über dieses Problem zerbrachen.
»Nun«, fuhr Aurelius fort, »auch ich muss gestehen, dass ich kein Patentrezept entdeckt habe.« Auf den Gesichtern der anderen machte sich schon Enttäuschung breit, als er doch noch fortfuhr: »Da wäre nur dieser vage Einfall … Ich kann nicht für den Erfolg garantieren, auch wenn ich ihn für sehr vielversprechend halte.«
»Nur raus damit«, erwiderte Anna hastig. »Eine vage Idee ist besser als gar keine! Also spannen Sie uns bitte nicht länger auf die Folter.«
»Nun gut«, antwortete der Professor. »Aber ich muss Sie warnen: Sie werden über meinen Vorschlag vermutlich nicht begeistert sein. Trotzdem bitte ich Sie, ihn sich wenigstens anzuhören.
Auf Burg Ravenstein wird Laura ständig an frühere Zeiten erinnert, und dadurch kommt ihr Unterbewusstsein niemals zur Ruhe«, erklärte Professor Morgenstern. »Daher wäre es womöglich von Vorteil, sie auf ein anderes Internat zu schicken. Und zwar so schnell wie möglich, am Besten gleich nach den Osterferien. Es gibt sechs Partner-Internate von Ravenstein, die ebenfalls für die Sache des Lichts eintreten. Ich möchte also vorschlagen, eines davon für unseren Zweck auszuwählen.«
»Das kommt nicht in Frage!«, protestierte Marius heftig. »Wie sollen wir denn auf Laura aufpassen, wenn sie nicht mehr bei uns ist? In jedem anderen Internat wäre sie den Angriffen unserer Feinde hilflos ausgeliefert.«
»Ich kann deine Bedenken natürlich nachvollziehen«, entgegnete der Professor. »Dennoch halte ich sie für unbegründet.«
Marius zog die Stirn kraus, und Anna Leander sah Morgenstern fragend an. »Und warum?«
»Weil die Dunklen keinerlei Grund mehr haben, gegen eure Tochter vorzugehen«, antwortete der Direktor. »Sie wissen doch ebenso gut wie wir, dass Laura auf ihre besonderen Fähigkeiten verzichtet hat und ihnen deshalb nicht mehr gefährlich werden kann. Doch was noch viel wichtiger ist: Wie Paravain in der Nacht der Wintersonnenwende zu berichten wusste, haben unsere Feinde nicht nur hier auf der Erde einen herben Rückschlag erlitten, sondern auch auf Aventerra.
Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren sind die Gefolgsleute des Lichts dem Dunklen Heer zahlenmäßig weit überlegen. Alles deutet darauf hin, dass unsere Feinde für lange Zeit keine Gefahr mehr bedeuten. Auch wenn uns das keinesfalls dazu verleiten sollte, unvorsichtig zu werden und in unserer Wachsamkeit nachzulassen«, räumte Morgenstern ein.
»Für welches Internat Laura sich auch entscheiden mag, unsere dortigen Freunde werden selbstverständlich ein wachsames Auge auf sie haben und darauf achten, dass ihr nichts zustößt. Ich halte das für die beste Lösung. In der Fremde, wo Laura nichts und niemanden kennt, kann sie wohl am ehesten mit sich selbst wieder ins Reine kommen. Bis zum Ende des Schuljahres sollte sie die Krise überwunden haben und könnte dann nach Ravenstein zurückkehren.«
Anna und Marius Leander konnten sich für diesen Vorschlag nicht recht erwärmen. Nach jahrelanger Trennung waren sie endlich wieder mit ihren Kindern vereint, und nun sollten sie schon nach kürzester Zeit erneut auf das lang vermisste Familienleben verzichten!
Der Professor ergänzte seinen Vorschlag noch: »Damit Laura die Trennung leichter fällt und sie sich in der Fremde nicht zu allein fühlt, würde ich empfehlen, dass ihr Bruder Lukas sie begleitet – einverstanden?«
»Einverstanden«, sagten Anna und Marius wie aus einem Mund. Ihre Gesichter verrieten deutlich, wie viel Überwindung sie das kostete. Aber da ihnen Lauras Wohlbefinden mindestens ebenso sehr am Herzen lag wie das eigene, stimmten sie dem Professor schließlich zu.
»Dann soll es geschehen!« Aurelius Morgenstern erhob sich zum Zeichen, dass die Versammlung beendet war. »Sobald Laura sich für ein Internat entschieden hat, werde ich umgehend alles Nötige in die Wege leiten. Glaube mir, Anna, es ist das Beste, was wir für Laura tun können.« Erneut legte er
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