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Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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nichts für sie tun?«
    »Leider ja.« Der Arzt schüttelte den Kopf. »Zumindest so lange nicht, bis wir wissen, was ihr fehlt. Bis dahin können wir sie nur ständig beobachten. Aber keine Sorge …« – er trat einen Schritt näher und versuchte ein aufmunterndes Lächeln –, »… das wird sich bald ändern, sehr bald sogar! Professor Doktor Doktor Groetelmeyer, eine international anerkannte Kapazität für solche Fälle, hat uns dankenswerterweise seine Unterstützung zugesagt. Er wird Ihre Tochter gleich morgen früh untersuchen, und dann sehen wir weiter. Aber bis dahin muss ich Sie bitten, sich noch ein wenig zu gedulden – und für Laura zu beten, falls Ihnen danach ist.«
     
    D ie Oberfläche des Sees glänzte wie flüssiges Gold. Silberbienen und Brummfliegen schwirrten durch das Flimmerschilf am Ufer und sirrten auf die Leuchtblumen zu, die bereits in voller Blüte standen und die Lichtung weithin bedeckten. Vielfarbige Schmetterlinge, mit Flügeln, so zart wie Seide, gaukelten durch die laue Nachmittagsluft. Eine sanfte Brise wiegte die Grashalme und ließ die Blätter der Bäume und Büsche rauschen, die den märchenhaften Platz säumten.
    Silvana und ihr Füllen dösten im Schatten einer mächtigen Torkelweide vor sich hin. Den gesamten Vormittag über hatte die Einhornkönigin unablässig gegrast und sich am ebenso saftigen wie nahrhaften Fettklee gelabt, der nur im Halbschatten des Karfunkelwaldes gedieh. Nachdem Silvana ihren Hunger gestillt hatte, war Smeralda zu ihrem Recht gekommen. Voller Ungeduld und mit einer Gier, die einer Prinzessin kaum geziemte, hatte sie zum Bauch der Mutter gedrängt, um sich an der köstlichen Milch zu sättigen. Danach hatte Müdigkeit die beiden Einhörner übermannt. Während Silvana noch schläfrig blinzelte, war ihre Tochter bereits eingeschlafen.
    Die Einhornkönigin betrachtete sie mit zärtlichem Blick. Wie groß sie schon geworden ist, dachte sie voller Stolz. Sie wächst, als könnte sie es kaum erwarten, bis sie mich endlich überragt.
    Wieder zwinkerte Silvana und vertrieb mit dem Schweif eine lästige Brummfliege. Auch ihre Lider wurden nun schwer. Die Augen wollten ihr gerade zufallen, als sie das Raunen des Pflanzlings in ihrem Rücken hörte.
    »Psst! Psst!«, zischte der grüne Wächter, der in der Gestalt eines dichten Goldhaselbusches hinter ihr stand. »Ihr bekommt Besuch, Majestät.«
    Das Einhorn reckte den Hals und äugte zum gegenüberliegenden Rand der Lichtung. Die Strahlen der Sonne brachen sich an der Spitze ihres Elfenbeinhorns und ließen es in allen Regenbogenfarben leuchten. Als die Einhornkönigin das seltsame Wesen erkannte, das aus dem dichten Unterholz des Karfunkelwaldes hüpfte, schnaubte sie zufrieden und erhob sich, um den Besucher gebührend zu empfangen.
    Auf den ersten Blick sah er aus wie ein großer blauer Ball. Beim zweiten Hinsehen allerdings war zu erkennen, dass es sich bei dem Ballon lediglich um einen riesigen Kopf handelte, der auf einem winzigen Rumpf saß. Sechs dünne Sprungbeine und zwei noch dünnere Ärmchen gingen davon ab. Im Zickzack, mal nach links und mal nach rechts hüpfend, näherte er sich Silvana, die im Schatten der Torkelweide geduldig wartete, bis der Platzwechsler endlich bei ihr angekommen war. Dort verbeugte sich das seltsame Wesen so tief, dass es aufgrund seines schweren Kopfes das Gleichgewicht verlor und kopfüber zu Boden stürzte.
    »Oh, oh, übel, übel«, murmelte der Mutari, wie die Platzwechsler auch genannt wurden, während er sich hastig wieder aufrappelte. »Dass mir das ausgerechnet jetzt passieren muss, übel, übel!«
    »Das ist doch nicht weiter schlimm, Malhiermalda«, antwortete die Einhornstute sanft. »Ich freue mich auch so über deinen Besuch!«
    »Danke, danke«, brummte der Platzwechsler, während sein Ballongesicht vor Verlegenheit tiefblau wurde. »Ich war gerade im Traumwald, wo ich Meister Orplid einen Besuch abstattete, abstattete, als der mir – Oh! Oh! – die frohe Kunde mitteilte.«
    Er sprang einen Schritt nach links, dann nach rechts und schließlich nach vorn und linste ins hohe Gras, das die schlafende Prinzessin fast vollständig verdeckte. Nur ihr blütenweißes Fell schimmerte hie und da zwischen den Gräsern hindurch.
    Malhiermalda sprang auf Silvana zu und deutete auf das Büschelgras. »Ist das – Oh! Oh! – die zukünftige Königin?«
    Die Stute nickte mit dem Kopf und schnaubte. »Ganz recht.«
    »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich – Oh! Oh!

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