1405 - Sei schön für den Teufel
Mandy Lane musste lachen. »Himmel, du bist lieb, Sandra. Ich hoffe, dass alles so werden wird.«
»Ganz bestimmt. Was sollte denn schief gehen? Du bist bei einer Kapazität in Behandlung. Professor Kazakis ist ein Könner. Das schreiben alle. Das sprichst sich herum.«
»Schon, aber… ach, ich weiß nicht. Es ist alles so schrecklich kompliziert, wenn du verstehst? Man kann es auch nicht erklären. Das muss man einfach erlebt haben. Ich will nicht länger nerven, Sandra, denn du hast Recht. Es wird schon klappen.«
»Das sage ich immer.«
»Und ich muss Schluss machen. Sie werden mich gleich abholen kommen.«
»He, wie sich das anhört. Als solltest du zur Hinrichtung geführt werden.«
»Na ja, so schlimm ist es nicht.«
»Wir hören voneinander«, sagte Sandra Cargill. »Und wir sehen uns auch.«
»Aber erst, wenn ich okay bin.«
»Gut, einverstanden. Ich küsse dich, Mandy.«
Das Gespräch war beendet. Als Mandy Lane den Hörer auflegte, spürte sie die Feuchtigkeit in ihren Augen. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Die Unterhaltung mit ihrer Freundin war ihr wie ein Abschiedsgespräch vorgekommen und nicht wie ein Fingerzeig in die Zukunft.
Lange hatte sie überlegt, sich dieser Operation zu unterziehen. Sie hatte sich immer im Spiegel angeschaut und war zu dem Entschluss gekommen, es doch machen zu lassen. Sie konnte ihre Nase einfach nicht mehr sehen.
Seit ihrer Teenagerzeit hatte sie sich über den Schiefwuchs geärgert, und die hatte den Spott und den Hohn der anderen jungen Leute ertragen müssen.
Über Jahre war das so gegangen, bis sie schließlich zu dem Entschluss gelangt war, sich eine Schönheitsoperation zu unterziehen.
Mittlerweile hatte sie genug Geld zusammen, um sich diesen Eingriff auch leisten zu können.
Dann war sie in die Klinik gegangen, die so gar nichts Krankenhaushaftes an sich hatte. Sie sah mehr aus wie ein Luxushotel, was man bei diesen Preisen auch erwarten konnte.
Wenn sie aufstand und zum Fenster ging, fiel der Blick in den Garten, auf dessen Rasen eine Schneeschicht lag. Der Schnee war an der Oberfläche gefroren. Das Licht der kalten Wintersonne ließ die Eiskristalle wie wertvolle Diamanten funkeln. Der Außenpool war abgedeckt. Es gab keine Liegestühle oder Tische mehr, die bei schönen Tagen für die Patienten im Garten aufgestellt wurden.
Sie wandte sich wieder ab. Das Lächeln wollte nicht auf ihrem Gesicht erscheinen. Sie empfand keine Vorfreude, und wie geistesabwesend glitt ihr Blick über die helle Einrichtung hinweg. Hier herrschten gelbe und weiße Farben vor, denn auch die Wände waren in einem zarten Gelb gestrichen worden.
Man hatte ihr gesagt, dass sie sich bereithalten sollte. Dazu gehörte auch, dass sie die normale Kleidung ablegen musste. Mandy trug jetzt einen bequemen Jogginganzug und betrat noch mal das kleine Bad, dessen Ausmaße aufgrund des großen Spiegels größer wirkten.
Sie blieb davor stehen. Noch mal betrachtete sie ihr altes Gesicht.
Schöne Augen, ein sanft geschwungener Mund, ein weiches Kinn – und dann die Nase.
Sie war ein Teil ihres Gesichts, das sie einfach nur verfluchen konnte. Entstellt durch den Höcker passte sie mehr zu einer alten Hexe als zu einer jungen Frau. Doch dieses jahrelange Ärgernis würde am heutigen Tag verschwinden. Eben durch die Operation des Professor Kazakis, der sich in Fachkreisen als Spezialist einen Namen gemacht hatte.
Nicht alle Mediziner lobten ihn. Die seriösen Kapazitäten waren zwar nicht gegen Schönheitsoperationen, sie allerdings stellten ihre Kunst und ihr Wissen mehr in den Dienst der Unfallchirurgie und lehnten ansonsten solche Einriffe ab.
»Ich hasse dich!«, flüsterte sie ihrer Nase zu. »Ich habe dich schon immer gehasst, und ich schwöre dir, dass es bald mit dir vorbei sein wird.«
Diese Worte gaben ihr wieder Hoffnung. So vergaß sie einen Teil ihrer Angst, zuckte aber leicht zusammen, als sie das Klopfen an der Zimmertür hörte.
Sie war da. Die Schwester. Die Chefin der Mitarbeiter, die das Vertrauen des Professors genoss. Sie war diejenige, die das eigentliche Kommando führte, und nicht wenige vermuteten, dass sie die heimliche Herrscherin in der Klinik war.
Mit etwas unsicheren Schritten verließ Mady Lane das Bad. Ihre Knie waren weich, und sie hörte auch das Schleifen ihrer Fußsohlen über den Boden.
Schwester Ulema hatte das Zimmer bereits betreten, als Mandy aus dem Bad kam. Die Frau mit den dunkelrot gefärbten Haaren lächelte die Patientin
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