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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Ritter einen verstohlenen Blick zu. Wie der Rest der Gruppe hatte auch er seinen Schimmel angehalten, um Tintall aus der Ferne zu bewundern. Eine Mischung aus Freude und Wehmut glitt über sein edles Gesicht.
    Alienor wusste, mit welch glühendem Eifer Paravain seinen Dienst auf der Gralsburg versah. Also hatte Eileena wohl die Wahrheit gesprochen: Der Gesichtsausdruck des Ritters konnte nur bedeuten, dass der Anblick der Burg ihn an seine Eltern erinnerte, um die er immer noch trauerte.
    »Wir sollten uns sputen, Paravain.« Morwena lächelte dem Ritter zu, doch der mahnende Unterton ihrer Worte war nicht zu überhören. »Nicht dass man sich auf Tintall Sorgen macht. Wir haben ihnen unsere Ankunft doch für heute angekündigt.«
    »Stimmt, Morwena.« Der Ritter erwiderte das Lächeln der Heilerin. »Aber der heutige Tag ist längst nicht zu Ende. Oheim Mortas hat nicht den geringsten Grund, sich Gedanken um uns zu machen. Außerdem ist er ein in zahlreichen Schlachten gestählter Ritter, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt!« Dennoch stellte Paravain sich in die Steigbügel und schaute in die Runde. »Lasst uns weiterreiten«, rief er mit leisem Spott. »Meine Braut kann es offensichtlich gar nicht mehr abwarten, bis sich die schützenden Tore von Schloss Tintall endlich hinter ihr schließen.«
    Die neckische Bemerkung konnte Morwena nicht reizen. »Du hast völlig Recht, Paravain«, entgegnete sie im gleichen Tonfall. »Außerdem wird es höchste Zeit, dass ich endlich wieder mit Leuten zusammentreffe, die nicht nur ständig über Schwerter, Streitrosse und Schlachten reden.«
    »Aber Herrin …«, hob Alienor an, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung gewahrte. Es war der seltsame Ball aus Dornengestrüpp, den sie bereits am Vorabend beobachtet hatte. Obwohl es windstill war, rollte er geschwind an der Gruppe der Reiter vorbei und blieb ein gutes Dutzend Schritte vor ihnen liegen.
    Während das Mädchen noch verwundert auf die dornige Kugel starrte, ertönte ein unheimliches Zischen, erst leise, dann schwoll es bedrohlich an. Ein Murmeln ging durch die Reihen der Weißen Ritter, als die Dornenkugel sich brausend zu einem mächtigen Staubwirbel formte, aus dem sich schließlich eine schaurige Gestalt löste. Beliaal, der Dämon des Todes, stand vor ihnen!
    Die Weißen Ritter hatten schon so manches in ihrem Leben gesehen. Dennoch ging ihnen der Anblick der grausigen Kreatur durch Mark und Bein, die übermannsgroß vor ihnen aufragte und sie angrinste. Unwillkürlich wichen sie vor der dämonischen Fratze zurück. Auch die Schimmel schnaubten erschrocken und bäumten sich auf.
    Morwena wurde leichenblass im Gesicht. »Bei den Mächten des Lichts!«, hauchte sie und schlug die Hände vor den Mund.
    Paravain beugte sich zu ihr hinüber und legte ihr die Hand auf den Unterarm. »Keine Angst«, raunte er ihr zu. »Beliaals Macht ist auf den Schattenforst und die Finsternis beschränkt. Außerhalb der Grenzen seines Reiches kann er uns nicht allzu viel anhaben.«
    »Mir steht nicht der Sinn danach, das auf die Probe zu stellen. Außerdem …« Die Heilerin deutete nach Westen, wo die untergehende Sonne den Horizont küsste. »… wird es bald dunkel. Damit werden wir zum Spielball seiner unheimlichen Kräfte, selbst wenn er sich nicht im Schattenforst befindet!«

Kapitel21
    Dämonische
Bestien
     
     
     
     
     
     
    aximilian Longolius ließ den Blick über seine Anhänger wandern, die gebannt an seinen Lippen hingen. »Ich könnte versuchen, Beliaal ein weiteres Mal zu beschwören, und ihn bitten, mir noch einen Einblick in die Uralte Offenbarung zu gewähren. Allerdings …«
    »Ja, Max?«, hauchte Sally.
    »Ich muss euch eindringlich warnen! Der Umgang mit dem Dämon des Todes birgt große Gefahren. Beliaal hütet Geheimnisse, die das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen bei Weitem übersteigen. Der Herr der Finsternis weiß um die letzten Dinge und vermag deshalb die Grenzen zwischen Leben und Tod zu verwischen. Jeder, mit dem er dieses unfassbare Wissen teilt, gewinnt große Macht über seine Mitmenschen. Allerdings …« Longolius machte eine kleine Pause, um seinen Worten besonderes Gewicht zu verleihen. »… muss er auch bereit sein, einen angemessenen Preis dafür zu zahlen.«
    Seine Anhänger tauschten verwunderte Blicke. Keiner von ihnen schien zu wissen, was der Großmeister damit meinte.
    »Damals, vor Hunderten von Jahren, hat Beliaal mir meinen Wunsch nicht ohne Gegenleistung erfüllt.

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