0220 - Kampf mit der Mumie
London stöhnte unter der ersten Hitzewelle des Jahres. Die warme Luft kam aus dem Süden und brachte eine Schwüle mit, die die Sterbequote der Herzkranken schlagartig in die Höhe trieb.
Ich hatte von diesem Wetter nicht viel gespürt, denn ich war zumeist in den klimatisierten Räumen des Yard-Rechenzentrums zu finden, wo ich einigen Leuten mit meinen Wünschen auf den Wecker fiel.
Immer noch ging es um Wikka und Jane Collins. Die Detektivin befand sich nicht nur in der Hand der Hexe, sie machte sogar noch mit. Sie war eine treue Dienerin geworden, seit dem Zeitpunkt, als der Geist des Rippers in ihren Körper gefahren war. [1]
Wir suchten nach einer Spur. Unser Hauptcomputer wurde eingeschaltet, und er hatte mir eine Liste aller bekannten Clubs und »Geheimbünde« erstellt, die es auf der Welt gab.
Das waren verdammt viele. Ich hatte die Papiere unter dem Arm und konnte mich an die Auswertung begeben, die sicherlich Tage dauern würde.
Da mir die andere Seite für so eine Arbeit kaum Zeit ließ, gab ich sie ab. Es gibt immer genügend Nachwuchsbeamte, die sich die Sporen verdienen wollen.
Ich fuhr ziemlich erschöpft nach oben. Unser Büro war schon leer.
Suko hatte den Laden verlassen, und auch Glenda war nicht mehr zu sehen.
Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, daß wir schon eine Stunde nach Feierabend zählten.
Achtzehn Uhr.
Ich hatte so lange in dem Keller gesessen, das war mir überhaupt nicht aufgefallen. Aber jetzt spürte ich den Schweiß. Er drang aus meinen Poren wie das Wasser aus den Löchern der Duschdüse.
Feine Tropfen, die sich, sofort sammelten, zu Bächen wurden und an meinem Gesicht nach unten rannen. Mit dem Schweiß kam der Durst. Wenn ich die Augen schloß, sah ich ein großes Glas vor mir, gefüllt mit dem herrlichsten Bier auf der ganzen Welt.
Ich beschloß, daß diese Vision kein Traum bleiben sollte. Ein Bier konnte ich mir erlauben, ohne den Bentley stehen zu lassen. Aber in die Kneipe? Zuhause hatte ich auch Exportpils, und da konnte ich auch zwei Flaschen trinken.
Die Fahrt durch London wurde mal wieder zur Qual. Und das bei dem Wetter. Die Schwüle drückte auf das Gemüt der meisten Menschen. Autofahrer machten Fehler, die ihnen sonst nicht passiert wären, und ich schlidderte zweimal nur haarscharf an einem Unfall vorbei.
Natürlich bewegten sich auch meine Gedanken. Nicht nur um Jane Collins, die Hexe, sondern auch um das Thema Lupina. Sie lebte nicht mehr. Lady X hatte sie erschossen, und wir waren Zeugen gewesen. Unvorstellbar noch vor einigen Monaten für mich, daß die Mitglieder der Mordliga damit begannen, sich gegenseitig auszurotten, aber Lady X hatte es uns vorgemacht. [2]
Lupina existierte nicht mehr. Neben Tokata und Mr. Mondo war sie das dritte Opfer. Dr. Tod mußte langsam zusehen, daß ihm etwas einfiel. Aber uns konnte es recht sein. Die Mordliga hatte uns schon zuviel Ärger und Sorgen bereitet. Wenn es sie nicht mehr gab, konnten wir aufatmen.
Länger als gewöhnlich dauerte die Fahrt nach Haus. Die Schwüle wurde durch die Abgase noch schlimmer. Man konnte die Luft kaum atmen, die zwischen den Häusern stand, und ich stöhnte befreit auf, als ich endlich den Bentley in die Tiefgarage lenkte.
Schmatzend rollten die Reifen über die geschwungene Einfahrt der großen, unterirdischen Garage. Ich fand meine Parktasche, sah allerdings Sukos Harley nicht, die dort immer stand.
Da fiel mir ein, daß der Chinese noch mit Shao zum Schwimmen wollte. Sollten sie, ich wollte eine Dusche und mein Bier.
Das Bier nahm ich zuerst. Eine halbe Flasche ging dabei drauf, so einen Durst hatte ich. Mit dem ersten Schluck verschwand das Zeug in meiner Kehle, und mir ging es schon wieder ein wenig wohler.
Nach der Dusche steigerte sich das Gefühl noch, bis der moderne Quälgeist, sprich Telefon, anschlug.
Erst wollte ich nicht abheben. Ich schenkte mir zuvor noch ein Glas voll und ging gemächlich auf den Apparat zu. Wahrscheinlich war es einer meiner Bekannten, und als ich mich gemeldet hatte, hörte ich ein hämisches Lachen.
Das war keiner der Bekannten. Innerhalb einer Sekunde schaltete ich um, und mein inneres Alarmsystem machte sich bemerkbar.
»Haben Sie so einen Spaß?« fragte ich.
»Ja, Mister.«
Die Stimme klang zischend, als würde der Unbekannte flüstern.
Er schien mir auch kein Engländer zu sein, denn er sprach einen seltsamen Dialekt, den ich trotz der zischenden Stimme noch heraushören konnte.
»Darf ich den Grund für ihre Freude
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