Laura und das Labyrinth des Lichts
finden. Und die restlichen drei Zeichen der Schlange schon gar nicht!
Plötzlich stieg eine Erinnerung in Laura hoch. Worte hallten durch ihr Gedächtnis, und dahinter zeigte sich wie in einem Spiegel das Gesicht ihres Vaters. »Das Rad der Zeit ist sehr wertvoll, Laura«, flüsterte er ihr zu. »Es wird dir helfen, deine Aufgabe zu erfüllen.« Mit einem Male begriff sie, wie alles zusammenhing. Die dunklen Schleier in ihrem Kopf lichteten sich, und alles trat wieder offen zutage – all die wundersamen Dinge, die sie in den vergangenen Monaten erlebt hatte.
Nur das Rad der Zeit konnte das bewirkt haben!
Das wertvolle Amulett, das die Lichtalben am Anfang der Zeiten geschmiedet hatten, verlieh dem Träger besondere Kräfte. So hatte es nicht nur Lauras Gedächtnis frei gelegt und alle Hoffnungslosigkeit vertrieben, sondern ihr auch neue Zuversicht verliehen.
Laura versuchte, sich zu entsinnen, was seit ihrer Ankunft auf Aventerra geschehen war. Die Ereignisse im Thronsaal der Dunklen Festung fielen ihr wieder ein, und schlagartig wusste sie, was sie zu tun hatte: Sie musste zu Beliaal, dem Herrn der Finsternis.
In sein Schwarzes Schloss im Schattenforst.
Der Fhurhur hatte Lukas zu ihm geschickt, und dort würde sie auch den Mantikor und das Schwarze Einhorn finden, mit denen der Schwarzmagier ihm gedroht hatte.
Aber wie sollte sie nur dorthin gelangen? Sie wusste ja nicht einmal, wo der Schattenforst lag.
Gedankenverloren spielte Laura mit dem Amulett an ihrem Hals, als Worte wie aus weiter Ferne durch ihre Erinnerungen zogen: »Ich stehe tief in Eurer Schuld, Herrin!«
Genau mit diesen Worten hatte Silberschwinge sich vor Monaten von ihr verabschiedet. Es war höchste Zeit, dass der mächtige Sturmdrache einen Teil dieser Schuld abtrug. Zumal sie ihm seinen wahren Namen wiedergegeben hatte, was ihn zu bedingungslosem Gehorsam verpflichtete. Bislang hatte Laura noch keinen Gebrauch davon gemacht, doch jetzt konnte Silberschwinge beweisen, dass er die heilige Verpflichtung ernst nahm.
Als Lukas dem Hüter des Lichts seine Geschichte erzählte, war Elysion genauso fassungslos wie Ritter Paravain vor ihm. »Ist das wirklich wahr?«, fragte er staunend. »Die Einhornkönigin hat dir ein Elixier geschenkt, das deine Schwester aus dem Todesschlaf erlöst?«
»Ja, Herr!« Lukas nickte eifrig und zog ein zusammengeknülltes Tuch aus der Tasche seines Gewandes. »Ich habe das Fläschchen darin eingeschlagen, damit es nicht zerbricht.« Er griff nach dem Teller mit Wurst und Brot, den eine Magd vor ihm auf den Tisch im Thronsaal gestellt hatte, und stopfte das Essen gierig in sich hinein.
Elysion beobachtete ihn nachdenklich. »Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, dich in den Karfunkelwald zu begeben?«
»Meine Großmutter stammt aus Aventerra, Herr«, antwortete der Junge mit vollem Mund. »Sie hat Laura und mir viel von den Einhörnern erzählt. Von ihren zauberhaften Kräften und dass sie sich uns Menschenkindern im besonderen Maße verpflichtet fühlen. Und da niemand Laura helfen konnte, habe ich es eben selbst versucht.«
»Das war nicht nur klug, sondern auch ungemein mutig von dir!«, lobte Paravain ihn aufrichtig. »Andererseits war es mehr als leichtfertig und hätte böse enden können. Wenn Borborons Reiter dich geschnappt hätten, wäre dein Leben verwirkt gewesen, und das deiner Schwester auch!«
»Ich weiß, Herr.« Lukas senkte zerknirscht den Kopf. »Ich dachte, damit falle ich nicht auf.« Er deutete auf sein Gewand. »Aber leider haben sie mich trotzdem entdeckt.« Verlegen schaute er den Ritter an. »Vielen Dank noch mal, dass Eure Männer und Ihr mich vor diesen Kerlen gerettet haben.«
»Schon gut«, wehrte Paravain ab. »Dafür sind wir Weißen Ritter schließlich da!«
Während Lukas erneut ein Stück Wurst abbiss, erhob sich der Hüter des Lichts von seinem Sessel und gesellte sich zu ihm an die Tafel. »Eines verstehe ich nicht, Lukas: Warum bist du nicht zu uns geeilt und hast uns um Hilfe gebeten? Hat dir deine Schwester nicht erklärt, dass auf die Kraft des Lichts stets Verlass ist?«
»Doch, doch, natürlich, Herr«, erwiderte der Junge hastig.
Elysion hob die Brauen. »Aber?«
Lukas zögerte mit der Antwort, als wisse er nicht so recht, ob sie sich geziemte.
»Nur zu, mein Junge!«, ermunterte ihn der Hüter des Lichts.
Lukas atmete tief durch, bevor er sich ein Herz fasste: »Besitzt Ihr denn ein Gegenmittel?«
Elysion blickte ihn fragend an. »Ein
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