Laura und das Labyrinth des Lichts
beendet war. »Sobald Laura sich für ein Internat entschieden hat, werde ich umgehend alles Nötige in die Wege leiten. Glaube mir, Anna, es ist das Beste, was wir für Laura tun können.« Erneut legte er ihr die Hand auf den Arm und lächelte sie zuversichtlich an. »Ich bin fest davon überzeugt, dass alles wieder gut wird – sehr bald sogar«, fügte er dann hinzu. Aber da konnte er noch nicht wissen, dass er sich in seinem langen Leben selten so gründlich geirrt hatte.
Kapitel 13
Ein
heimtückischer
Anschlag
icht doch, Schmatzfraß, lass das!« Alienor sah den Swuupie strafend an, der ihr mit der rosa Zunge über die Wange schleckte.
Mit dem buschigen Schwanz, den schwarzen Flecken rund um die Augen und der spitzen Schnauze wies das putzige Pelztierchen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem Waschbären auf. Über die harsche Zurückweisung erschrak der Swuupie so sehr, dass er unter kläglichem Fiepen die Flügel auf dem Rücken spreizte, die denen einer Fledermaus glichen. Dann swuupte er von der Schulter des Mädchens hinunter und ließ sich auf der Steinbank nieder, die inmitten eines Rosenspaliers im Hospitalgarten stand.
Die dornigen Ranken trugen erst wenige Knospen. Es würde noch einige Zeit dauern, bis die Rosen in voller Blüte standen. Schmatzfraß erhob sich auf die Hinterbeine, wischte mit den Vorderpfoten über die Schnauze und beäugte dabei das Mädchen, das mit angezogenen Knien auf der Bank hockte und vor sich hin brütete. Alienor hatte keinen Blick übrig für die Beete, in denen Morwena einen Großteil ihrer Heilpflanzen zog. Den Grund für das aufgeregte Gebaren des Swuupies bemerkte sie ebenso wenig: Schmatzfraß hatte Hunger!
Als die Elevin auch auf sein erneutes Winseln nicht reagierte, beschloss Schmatzfraß, die Mägde in der Küche um Fressbares anzubetteln; am liebsten um einen Duftapfel, denn die nach Honig und Melonen schmeckenden Früchte waren seine Leibspeise. Er breitete die Schwingen aus und swuupte davon. Mühelos überquerte er die hohe Feldsteinmauer, die den stillen Garten von den anderen Bereichen der Gralsburg abgrenzte, und war wenig später verschwunden.
Alienor nahm auch das überhaupt nicht wahr. Abwesend starrte sie auf den Boden und hing den trüben Gedanken nach, die sie seit geraumer Zeit quälten.
Hatte sie in der Orakelhöhle tatsächlich dieses unheimliche schwarze Antlitz gesehen oder sich das nur eingebildet? Und falls es kein Trugbild gewesen war, was mochte diese Dämonenfratze bedeuten?
Drohte ihr vielleicht Gefahr?
Oder jemand anderem?
Stundenlang grübelte Alienor schon über diese Fragen nach, ohne eine befriedigende Antwort zu finden. Seit Pfeilschwinge und die Spähtrupps der Weißen Ritter das feindliche Lager erkundet hatten, war jeder in der Gralsburg fest davon überzeugt, dass ihnen von dieser Seite auf absehbare Zeit keine Gefahr mehr drohte. Wenn die grässliche Erscheinung also eine Warnung darstellte, musste sie jemand anderem gelten.
Aber wem?
Alienor kam ein Einfall: Sollte etwa Laura Leander gemeint sein? Je länger sie darüber nachsann, umso einleuchtender erschien ihr der Gedanke. Seit Ritter Paravain von seinem Besuch auf dem Menschenstern zurückgekehrt war, wusste Alienor, dass Laura auf ihre besonderen Fähigkeiten verzichtet hatte. Diese Nachricht stimmte sie traurig, bedeutete es doch, dass sie Laura nie mehr wiedersehen würde. Wie sollte Alienor ihr je vergelten, dass das tapfere Mädchen sie aus der Dunklen Festung Borborons befreit hatte? Aber Laura hatte das alles vergessen und erinnerte sich nicht einmal mehr daran, dass die Welt der Mythen überhaupt existierte!
Bei dieser Feststellung beschlich die Elevin eine schreckliche Sorge. Alienor glaubte nun immer fester daran, dass die dunkle Fratze in ihrer Vision eine Gefahr für Laura symbolisierte. Aller besonderen Kräfte beraubt, war das Mädchen vom Menschenstern den Feinden schutzlos ausgeliefert. Schlimmer noch – Laura würde nicht einmal merken, wenn sich etwas gegen sie zusammenbraute!
Aber wer konnte etwas gegen sie im Schilde führen?
Der Schwarze Fürst Borboron gewiss nicht! Schließlich steckte er selbst bis zum Hals in Schwierigkeiten und war damit mehr als genug beschäftigt! Und seinen treuen Vasallen, der Gestaltwandlerin Syrin und dem unheimlichen Fhurhur, erging es mit Sicherheit kaum besser.
Blieb eigentlich nur dieser Beliaal, von dem Morwena gesprochen hatte! Alienor erkannte zu ihrem eigenen Schrecken, dass sie
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