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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Tage darauf, dass sein Schwarzer Hengst eine Schwarze Prinzessin zeugt, und genau dazu braucht er die neugeborene Königin. Wenn es ihm nämlich gelingt, sie bis zur Wintersonnenwende im Herz der Finsternis gefangen zu halten, wird sie sich in ein schwarzes Einhorn verwandeln. Damit wäre nicht nur das Schicksal der Einhörner im Karfunkelwald besiegelt, sondern gleichzeitig würden sich die schwarzen Einhörner über ganz Aventerra ausbreiten und uns alle ins Verderben stürzen.«

Kapitel 19
    Das
fremde
Mädchen
     
     
     
     
    m nächsten Morgen waren die Temperaturen wieder über den Gefrierpunkt gestiegen. Vom Schnee, der in der vergangenen Nacht über Hohenstadt niedergegangen war, blieben nur spärliche Reste, die das Mittagsläuten wohl kaum erleben würden.
    Gleich nach dem Frühstück machte Laura sich auf den Weg zum Antiquariat. Es lag in einer kleinen Seitengasse in der Nähe des Hohenstädter Rathausplatzes. Obwohl Laura ein ausgesprochener Bücherwurm war, hatte sie den Laden noch nie in ihrem Leben besucht. Sie kannte ihn nur aus den Erzählungen ihres Bruders, der dem Geschäft vor einigen Monaten und in der Begleitung von Philipp Boddin einen Besuch abgestattet hatte. Der Gedanke an Mr Cool verschaffte Laura ein Kribbeln in der Bauchgegend. Sie lächelte versonnen und fühlte plötzlich die wärmenden Strahlen der Morgensonne auf ihren Wangen. Dabei war es doch Winter, knapp drei Wochen vor Weihnachten.
    Lukas hatte nicht übertrieben: Das Geschäft im Erdgeschoss eines alten Giebelhäuschens erinnerte tatsächlich an den Laden von Karl Konrad Koreander in der »Unendlichen Geschichte« – sowohl von außen wie auch von innen. Laura brauchte einige Momente, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht im Laden gewöhnten.
    Obwohl draußen heller Sonnenschein gleißte, fanden nur wenige Strahlen den Weg durch die staubigen Fensterscheiben. Das spärliche Licht der Deckenlampe hätte höchstens ein Maulwurf als ausreichend bezeichnet. Endlich schälten sich die Konturen von Möbeln aus dem Dämmer.
    Die wurmstichigen Holzregale längs der Wände und quer im Raum wirkten ebenso antiquiert wie die restliche Einrichtung. Eine feine Staubschicht bedeckte alles, auch die zahllosen Bücher, die sich nicht nur in den Regalen türmten, sondern in allen Ecken und Winkeln des Raumes stapelten. Darüber schwebte ein feiner Geruch nach Druckerschwärze, altem Papier und Leder.
    Nach dem Schellen der Ladenglocke dauerte es eine Weile, bis sich der Besitzer blicken ließ. Offenbar hatte Kasimir Kardamon im Nebenzimmer einen Kaffee aufgebrüht. Ein angenehmes Aroma wehte ihm voraus, als er auf Laura zuschlurfte und sie aus schwarzen Äuglein durch eine randlose Brille anblickte. »Tut mir leid, dass du warten musstest«, sagte er mit dünner Stimme, »aber ich hatte noch ein wichtiges Telefonat zu führen.« Wie zur Erklärung nickte er zum Nebenzimmer, in dem der Apparat wohl stand. »Nun, mein Fräulein«, fragte er mit beflissenem Lächeln, »was kann ich für dich tun?«
    Laura betrachtete ihn verwirrt. Hatte ihr Bruder nicht erzählt, der Antiquar besäße einen Kugelbauch und strähnige weiße Haare, die wie bei Struwwelpeter nach allen Seiten abstünden? Das mit den Struwwelpeterhaaren stimmte, aber sie waren alles andere als weiß. Und einen Bauch konnte Laura auch nicht erkennen, höchstens ein Bäuchlein.
    Natürlich!
    Als Lukas und Philipp den Antiquar besucht hatten, war Herr Kardamon schon mehr als dreizehn Jahre älter gewesen als heute. Und dennoch: Die bequeme Strickjacke mit den Flicken auf den Ellbogen, über die Lukas sich mokiert hatte, trug er auch jetzt schon. Oder handelte es sich nur um eine Vorgängerin?
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«, erkundigte sich Kasimir Kardamon. »Oder hast du vergessen, was du willst?«
    »N-N-Nein«, stammelte Laura rasch. »Ich wollte fragen …« Damit zog sie das Büchlein von Heinrich Freudenpert aus der Tasche und hielt es dem Antiquar entgegen. »… ob Sie dieses Buch hier vielleicht kennen?«
    »Wieso?« Herr Kardamon kniff die Augen zusammen und musterte sie, misstrauisch und begierig zugleich. »Möchtest du es etwa verkaufen?«
    Laura meinte, ein erwartungsvolles Funkeln in seinen Augen zu lesen. »Nein, nein«, sagte sie rasch.
    »Sondern?«
    Sie zog die Quittung aus dem Buch.
    »Irgendwer, ein Mann vermutlich, hat es gestern bei Ihnen erworben …«
    »Könnte schon sein«, unterbrach Kardamon schmallippig.
    »… und ich hätte gern gewusst, wer

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