Lausbubengeschichten
müssen, bis der Pedell daher
gelaufen ist und hat geschrien: „Jetzt bringen sie ihn.“
Da ist ein Leiterwagen gekommen, da war eine große
Kiste darauf.
Der Falkenberg ist hingegangen und hat den Fuhrmann
gefragt, ob er von Mühldorf ist und den heiligen Aloysius
dabei hat. Der Fuhrmann hat gesagt ja, und er hat einen in
der Kiste. Da hat sich der Kindlein geärgert, daß der Wa-
gen so schlecht aussieht und keine Tannenbäume darauf
sind.
Aber der Fuhrmann hat gesagt, das geht ihn nichts an, er
tut bloß, was ihm sein Herr anschafft.
Da haben wir hinter dem Wagen hergehen müssen, und
die Glocken von der Studienkirche haben geläutet, bis wir
dort waren.
Vor der Kirche hat der Fuhrmann gehalten, und er hat die
Kiste herunter tun wollen.
Aber der Falkenberg hat ihn nicht lassen. Die vier Größ-
ten von der Oberklasse mußten sie heruntertun und in die
Sakristei tragen. Das war der Pointner und der Reichenberger,
die andern zwei habe ich nicht gekannt.
Wir haben gehen dürfen, und das Läuten hat aufgehört.
Bloß die vier Oberklassler mußten dabei sein, wie der Heilige
aufgestellt wurde; die anderen nicht, weil erst morgen die
Einweihung war. Wir haben aber gewußt, wo er hingestellt
wird.
Bei dem dritten Fenster, weil dort das Postament war und
Blumen herum.
Der Fritz und ich sind heimgegangen; zuerst war der
Friedmann Karl dabei. Da hat der Fritz gesagt, er muß noch
viel büffeln auf den Montag, weil er die dritte Konjugation
noch nicht gelernt hat.
„Die haben wir ja gar nicht auf“, hat der Friedmann
gesagt.
„Freilich haben wir sie aufgekriegt. Der Gruber hat es ganz
deutlich gesagt“, hat der Fritz gesagt. Da ist dem Friedmann
angst geworden, weil er immer furchtsam ist, und er ist der
Erste.
Er ist gleich von uns weggelaufen, und der Fritz hat zu
mir gesagt: „Jetzt haben wir unsere Ruhe vor ihm.“
Ich fragte, warum er ihn fortgeschickt hat, aber der Fritz
wartete, bis niemand in der Nähe war. Dann sagte er, daß er
jetzt weiß, wie wir den Kindlein darankriegen, und daß wir
auf den Aloysius einen Stein hineinschmeißen.
Ich glaubte zuerst, er macht Spaß, aber es war ihm Ernst,
und er sagte, daß er es allein tut, wenn ich nicht mithelfe.
Da habe ich versprochen, daß ich mittue, aber ich habe
mich gefürchtet, denn wenn es aufkommt, ist alles hin.
Aber der Fritz hat gesagt, dann muß man es so machen,
daß kein Mensch nichts merkt, und so eine Gelegenheit krie-
gen wir nicht mehr, daß wir dem Kindlein etwas antun, was
er sich merkt.
Wir haben ausgemacht, daß wir uns um acht Uhr bei
den zwei Kastanien an der Salzach treffen. Ich habe daheim
gesagt, daß ich mit dem Fritz die dritte Konjugation lernen
muß, und bin gleich nach dem Abendessen fort.
Es war schon dunkel, wie ich an die Kastanien hinkam,
und ich war froh, daß mir niemand begegnet ist.
Der Fritz war schon da, und wir haben noch gewartet, bis
es ganz dunkel war. Dann sind wir neben der Salzach gegan-
gen; einmal haben wir Schritte gehört. Da sind wir hinter
einen Busch gestanden und haben uns versteckt.
Es war der Notar; der geht immer spazieren und macht
ein Gedicht in das Wochenblatt.
Er hat nichts gemerkt, und wir sind erst wieder vorgegan-
gen, wie er schon weit weg war.
Das Gymnasium und die Studienkirche sind am Ende
von der Stadt; es ist kein Mensch hinten, wenn es dunkel ist.
Bloß der Pedell, aber er ist auch nicht hinten, sondern beim
Sternbräu.
Wir sind hingekommen, und jeder hat einen Stein ge-
nommen.
Wir haben die Fenster noch gesehen. Das dritte war es. Der
Fritz sagte zu mir: „Du mußt gut rechts schmeißen; wenn es
an die Wand hingeht, prallt es schon hinein. Und du mußt
halb so hoch schmeißen, wie das Fenster ist; ich probiere es
höher, dann erwischt ihn schon einer.“
„Es ist schon recht“, sagte ich, und dann haben wir ge-
schmissen. Es hat stark gescheppert, und wir haben gewußt,
daß wir das Fenster getroffen haben.
Gleich hinter dem Gymnasium sind Haselnußstauden; da
haben wir uns versteckt und haben gehorcht. Es ist ganz still
gewesen, und der Fritz sagte: „Das ist fein gegangen. Jetzt
müssen wir achtgeben, daß uns niemand gehen sieht.“
Wir sind schnell gelaufen, aber wenn wir etwas gehört ha-
ben, sind wir stehen geblieben. Es ist uns niemand begegnet,
und beim Fritz seinem Hausherrn sind wir hinten über den
Gartenzaun gestiegen und ganz still die Stiege hinaufgegangen.
Der Fritz hat sein Licht
Weitere Kostenlose Bücher