Lausbubengeschichten
brennen lassen, daß sie glaubten,
er ist daheim. Wir setzten uns an den Tisch und haben uns
abgewischt, weil wir so schwitzten.
Auf einmal ist wer über die Treppe gegangen und hat
geklopft.
Ich bin zum Fenster hingelaufen, weil ich noch ganz naß
war, aber der Fritz hat seinen Kopf in die Hand gelegt und
hat getan, als wenn er lernt.
Es war die Magd vom Expeditor Friedmann, und sie hat
gesagt, einen schönen Gruß vom Friedmann Karl, und er
glaubt nicht, daß wir die dritte Konjugation aufhaben, weil
er den Raithel gefragt hat und den Kranzler, und keiner hat
etwas gewußt.
Der Fritz hat seinen Kopf nicht aufheben mögen, weil er
auch so geschwitzt hat. Er hat gesagt, daß er es deutlich ge-
hört hat, und er lernt die dritte Konjugation.
Da ist die Magd gegangen, und wir haben gehört, wie
sie drunten zu der Frau Burkhard gesagt hat, daß der Fritz
so fleißig lernt, und daß es grausam ist, wieviel man in der
Schule lernen muß.
Am andern Tag ist Sonntag gewesen, und um acht Uhr
war die Kirche und die Feier für den Aloysius.
Aber sie ist nicht gewesen.
Wie ich hingekommen bin, war alles schwarz vor der
Türe, so viele Leute sind herumgestanden.
Um den Pedell ist ein großer Kreis gewesen, der Rektor ist
daneben gestanden und der Falkenberg auch.
Sie haben geredet und dann haben sie zu dem Fenster
hinaufgezeigt. Da waren zwei Löcher darin.
Ich habe den Raithel gefragt, was es gibt.
„Dem Aloysius is die Nasen weggehaut“, hat er gesagt.
„Haben s’ ihn beim Aufstellen runterfallen lassen?“ habe
ich gefragt.
„Nein, es sind Steine hineingeflogen“, hat er gesagt.
Der Föckerer und der Friedmann und der Kranzler sind
hergekommen. Der Föckerer macht sich immer gescheit, und
er hat gesagt, daß er es zuerst gehört hat. Er ist dabei gewe-
sen, wie der Falkenberg gekommen ist, und der Pedell hat es
ihm gezeigt.
Da ist ein furchtbarer Spektakel gewesen, denn wie sie
die Löcher in dem Fenster gesehen haben, sind sie hinein-
gegangen, und da haben sie gesehen, daß von dem Aloysius
seinem Kopf die Nase und der Mund weg waren, und unten
ist alles voll Gips gewesen, und dann hat man zwei Steine
gefunden. Der Föckerer hat gesagt, wenn es aufkommt, wer
es getan hat, glaubt er, daß man ihn köpft.
Der Pedell hat es gesagt. —
Ich habe mich nicht gerührt, und der Fritz auch nicht. Er
hat nur zum Friedmann gesagt, daß er jetzt die dritte Kon-
jugation kann.
Ich bin zu den Großen hingegangen, wo die Professoren
gestanden sind. Der Pedell hat immer geredet.
Er erzählt alles immer wieder von vorne.
Er hat gesagt, daß er daheim war und nachgedacht hat,
ob er vielleicht eine Halbe Bier trinken soll. Auf einmal hat
seine Frau gesagt, es hat gescheppert, als wenn eine Fenster-
scheibe hin ist. „Wo soll eine Fensterscheibe hin sein?“ hat er
gefragt. Dann haben sie gehorcht, und er hat die Haustüre
aufgemacht. Da ist ihm gewesen, als wenn er einen Schritt
hört, und er ist in sein Zimmer und hat sein Gewehr geholt.
Dann ist er heraus und hat dreimal „Wer da?“ gerufen. Denn
beim Militär hat er es so gelernt, wo er doch ein Feldwebel
war. Und im Krieg haben sie es so gemacht, da ist immer ei-
ner Posten gestanden, und wenn er etwas Verdächtiges gehört
hat, hat er „Wer da?“ rufen müssen. Es hat sich aber nichts
mehr gerührt, und er ist im Hofe dreimal herumgegangen
und hat nichts gesehen. Und dann ist er zum Sternbräu ge-
gangen, weil er gedacht hat, daß er eine Halbe Bier trinken
muß. Er hat gesagt, wenn er einen gesehen hätte, dann hätte
er geschossen, denn wenn einer keine Antwort nicht gibt auf
„Wer da“, muß er erschossen werden.
Der Rektor hat ihn gefragt, ob er keinen Verdacht hat.
Da hat der Pedell gesagt, daß er schon einen hat, aber er
hat mit den Augen geblinzelt und hat gesagt, daß er es noch
nicht sagen darf, weil er ihn sonst nicht erwischt. Wenn
nicht gleich so viele Leute herumgestanden wären, hat der
Pedell gesagt, dann hätte er ihn vielleicht schon, weil er die
Fußspuren gemessen hätte, aber jetzt ist alles verwischt.
Da hat ihn der Rektor gefragt, ob er glaubt, daß er ihn
noch kriegt. Da hat der Pedell wieder mit den Augen geblin-
zelt und hat gesagt, daß er ihn noch erwischt, weil alle Ver-
brecher zweimal kommen und den Ort anschauen. Und er
paßt jetzt die ganze Nacht mit dem Gewehr und schreit bloß
einmal „Wer da?“ und er schießt gleich.
Der Falkenberg hat gesagt, er will
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