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Lausbubengeschichten

Lausbubengeschichten

Titel: Lausbubengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Thoma
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„Hurra! Gebt’s ihnen, Jungens! Klar zum Gefecht!
    Drauf und dran, Jungens, gebt ihnen noch eine Breitseite!
    Brav, Kinder!“ Er hat furchtbar geschrien, daß er ganz rot
    geworden ist, und ich habe ihn gefragt, was das ist.
    Er sagte, es ist eine Seeschlacht, und er ist ein preußischer
    Admiral. Sie spielen es immer in Köln; zuerst ist er bloß Ka-
    pitän gewesen, aber jetzt ist er Admiral, weil er viele Schlach-
    ten gewonnen hat. Dann hat er wieder geschrien: „Beidre-
    hen! Beidrehen! Hart an Backbord halten! Feuer! Sieg! Sieg!“
    Ich sagte: „Das gefällt mir gar nicht; es ist eine Dumm-
    heit, weil sich nichts rührt. Wenn es eine Schlacht ist, muß
    es krachen. Wir sollen Pulver hinein tun, dann ist es lustig.“
    Er sagte, daß er nicht mit Pulver spielen darf, weil es ge-
    fährlich ist. Alle Jungen in Köln machen es ohne Pulver.
    Ich habe ihn aber ausgelacht, weil er doch kein Admiral
    ist, wenn er nicht schießt.
    Und ich habe gesagt, ich tue es, wenn er sich nicht traut;
    ich mache den Kapitän, und er muß bloß kommandieren.
    Da ist er ganz lustig gewesen und hat gesagt, das möchte
    er. Ich muß aber streng folgen, weil er mein Vorgesetzter ist,
    und Feuer geben, wenn er schreit.
    Ich habe ein Paket Pulver bei mir gehabt. Das habe ich im-
    mer, weil ich so oft Speiteufel mache. Und ein Stück Zünd-
    schnur habe ich auch dabei gehabt.
    Wir haben das Dampfschiff hergezogen. Es waren Kano-
    nen darauf, aber sie haben kein Loch gehabt. Da habe ich
    probiert, ob man vielleicht anders schießen kann. Ich meinte,
    man soll das Verdeck aufheben und darunter das Pulver tun.
    Dann geht der Rauch bei den Luken heraus, und man glaubt
    auch, es sind Kanonen darin.
    Das habe ich getan. Ich habe aber das ganze Paket Pulver
    hineingeschüttet, damit es stärker raucht. Dann habe ich das
    Verdeck wieder darauf getan und die Zündschnur durch ein
    Loch gesteckt.
    Arthur fragte, ob es recht knallen wird, und ich sagte, ich
    glaube schon, daß es einen guten Schuß tut. Da ist er geschwind
    hinter einen Baum und hat gesagt, jetzt geht die Schlacht an.
    Und er hat wieder geschrien: „Hurra! Gebt’s ihnen, tap-
    ferer Kapitän!“
    Ich habe das Dampfschiff aufgedreht und gehalten, bis
    die Zündschnur gebrannt hat.
    Dann habe ich ihm einen Stoß gegeben, und die Räder
    sind gegangen, und die Zündschnur hat geraucht.
    Es war lustig, und der Arthur hat sich auch furchtbar ge-
    freut und hinter dem Baum immer kommandiert.
    Er fragte, warum es nicht knallt. Ich sagte, es knallt schon,
    wenn die Zündschnur einmal bis zum Pulver hinbrennt.
    Da hat er seinen Kopf vorgestreckt und hat geschrien:
    „Gebt Feuer auf dem Achterdeck!“
    Auf einmal hat es einen furchtbaren Krach getan und hat
    gezischt, und ein dicker Rauch ist auf dem Wasser gewesen.
    Ich habe gemeint, es ist etwas bei mir vorbeigeflogen, aber
    Arthur hat schon gräßlich geheult, und er hat seinen Kopf
    gehalten. Es war aber nicht arg. Er hat bloß ein bißchen ge-
    blutet an der Stirne, weil ihn etwas getroffen hat. Ich glaube,
    es war ein Bleisoldat.
    Ich habe ihn abgewischt, und er hat gefragt, wo sein
    Dampfschiff ist. Es war aber nichts mehr da; bloß der vor-
    dere Teil war noch da und ist auf dem Wasser geschwommen.
    Das andere ist alles in die Luft geflogen.
    Er hat geweint, weil er geglaubt hat, daß sein Vater
    schimpft, wenn kein Schiff nicht mehr da ist. Aber ich habe
    gesagt, wir sagen, daß die Räder so gelaufen sind, und es
    ist fortgeschwommen, oder er sagt gar nichts und geht erst
    heim, wenn es dunkel ist. Dann weiß es niemand, und wenn
    ihn wer fragt, wo das Schiff ist, sagt er, es ist droben, aber
    er mag nicht damit spielen. Und wenn eine Woche vorbei
    ist, sagte er, es ist auf einmal nicht mehr da. Vielleicht ist es
    gestohlen worden.
    Der Arthur sagte, er will es so machen und warten, bis es
    dunkel wird.
    Wie wir das geredet haben, da hat es hinter uns Spektakel
    gemacht.
    Ich habe geschwind umgeschaut, und da habe ich auf ein-
    mal gesehen, wie der Rafenauer hergelaufen ist. Er hat ge-
    schrien: „Hab ich enk, ihr Saububen, ihr miserabligen!“
    Ich bin gleich davon, bis ich zum Heustadel gekommen
    bin. Da habe ich mich geschwind versteckt und hingeschaut.
    Der Arthur ist stehengeblieben, und der Rafenauer hat ihm
    die Ohrfeigen gegeben. Er ist furchtbar grob.
    Und er hat immer geschrien: „De Saububen zünden noch
    mein Haus o. Und meine Äpfel stehlen s’ und meine Zwetsch-
    gen stehlen s’, und mei Haus sprengen s’

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