Lauschangriff - Im Visier der Feinde
bis die Polizei von West Yorkshire mit einem neuen Haftbefehl gegen Ibrahim und seine Männer anrückte. Er beschloss daher, umgehend zu handeln. Er rief Dr. Kamil an und befahl ihm, sie zum Leeds-Bradford Airport zu bringen, wo die Chartermaschine der Air Iran bereits wartete. Dort würde er sich mit ihnen treffen und persönlich ihre Ausreise aus Großbritannien überwachen. »Sie sollen ihre Pässe, Visa und sämtliche Dokumente mitbringen«, sagte er. »Sie können nicht mehr bleiben.«
Bevor er sich, nunmehr in westlicher Kleidung, auf den Weg machte, rief er seinen Kontakt bei Air Iran in Teheran an und besprach mit ihm das Problem: Was sollte mit den Auserwählten geschehen, wo konnten sie landen, in welchem Land sollten sie sich aufhalten?
Bei seiner Ankunft am Flughafen wurde er von einem Air-Iran-Mitarbeiter empfangen, der ihm mitteilte, dass die Maschine startklar sei. Die vier Passagiere befanden sich bereits an Bord, Dr. Kamil sei schon wieder nach Manchester aufgebrochen.
Die sechzehnsitzige Turbo-Prop-Maschine war aufgetankt und startbereit. Der vom Air-Iran-Mitarbeiter konsultierte Ayatollah in Teheran hatte als Flugziel Alcolea festgelegt, ein kleiner Flugplatz in der Nähe von Córdoba. Von dort würden sie bei Tagesanbruch in ein sicheres Haus in der Stadt gebracht werden.
Der Imam aus Bradford zeigte sich darüber hocherfreut. Spanien nahm im europäischen Netzwerk der islamischen Extremisten eine immer wichtigere Rolle ein, und eine bedeutende Rolle darin spielte natürlich Córdoba mit seiner großen Moschee, die 1236, nach knapp fünf Jahrhunderten muslimischer Herrschaft, zu einer christlichen Kirche geweiht und in die später eine Kathedrale hineingebaut wurde. Mit ihren 19 Gängen und 856 rot-weißen Säulen ist sie noch immer eine der größten Moscheen der Welt.
Konflikte um das große Gebäude, das einst Moschee und heute Kathedrale ist, flammen besonders dann auf, wenn die Muslime in Spanien, rund eine Million, mal wieder von romantisch-nostalgischer Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies von al-Andalus und dem Kalifat ergriffen werden, das das Land so lange regiert hatte.
Es war der perfekte Nährboden für Ressentiments und religiös motivierte Proteste, denen islamische Gläubige so gern anheimfallen. In Spanien gibt es Hunderte von Moscheen, und viele, nicht zuletzt die katholischen Bischöfe, glauben, dass sie von demokratiefernen Staaten wie Saudi-Arabien finanziert werden, denen es nur um die Ausbreitung des radikalen Islam geht.
Im Gegenzug verweisen die Muslime nicht zu Unrecht darauf, dass sogar dem Papst erlaubt wurde, in der auch den Christen offenstehenden Blauen Moschee in Istanbul zu predigen. Angesichts der unbeweglichen Haltung der katholischen Kirche in dieser Frage wurde daher von islamischer Seite vorgeschlagen, eine Kopie der großen Moschee von Córdoba, in halber Größe, zu errichten.
Damit sollte ein Zentrum geschaffen werden, das islamischen Pilgern aus aller Welt als Anlaufstelle dienen würde. Die spanischen Bischöfe waren strikt gegen dieses Ansinnen und verwahrten sich gegen das geplante Gebäude im ehemaligen Herzen des alten islamischen Kalifats. Gegner dieses Moscheebaus schwören bei allem, was ihnen heilig ist, dass bei den Ermittlungen zu den Madrider Zuganschlägen im März 2004, bei denen 191 Menschen getötet wurden, die Spuren zum Teil sehr konkret auf islamistische Kreise in Córdoba verweisen.
28 Islamisten wurden wegen des Massakers angeklagt, 21 davon für schuldig befunden, einige hinterließen beim Richtereinen so schlechten Eindruck, dass er sie zu mehreren Tausend Jahren Haft verurteilte.
Allein das Wort »Córdoba« mit seinem revolutionären Unterton brachte Scheich Abdullahs Herz zum Singen. Er wartete, bis die Air-Iran-Maschine abgehoben und über den Yorkshire-Mooren nach Süden abgedreht hatte, bevor er in sein Büro im Keller der Moschee zurückkehrte. Es war fast Mitternacht, als er dort eintraf, und kurz nach Mitternacht, als sein Handy klingelte. Die Nummer des Anrufers deutete auf Peshawar in Pakistan hin, wo es bereits fünf Uhr morgens war.
Er wusste sofort, dass Shakir Khan in der Leitung war. Der Scheich ließ den Anruf von der Mailbox aufzeichnen, bevor er ihn abrief. Eine weibliche Stimme war zu hören: »Die vier Söhne Allahs wurden vom Ayatollah gesegnet und sind in seiner Obhut. Der Weg zum Satan führt über Mezquita, wo der Prophet Janus tötete, und weiter zum MCM in der Colonia del Valle.«
Die
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