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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Seaford aus der East Eighty-Second Street. Ihr Vater war vermisst. Er hatte den späten Amtrak von der Penn Station nach Philadelphia genommen, um seine Schwester zu besuchen – davon ging sie zumindest aus. Aber er war in Philadelphia nie angekommen.
    Die Polizei konnte lediglich mitteilen, dass bislang keine Hinweise auf Todesopfer vorlägen und die Namen Michael Harvey und Thomas Seaford nicht auf der Verletztenliste stünden. Es sollte zwei weitere Tage dauern, bis zerfetzte Körperteile gefunden und untersucht wurden. Die Forensiker bestätigten darauf, dass die beiden Vermissten tatsächlich durch die Explosion in der Herrentoilette ums Leben gekommen waren.
    In gewisser Weise erschwerten diese Erkenntnisse die Ermittlungen noch, da nicht das Geringste darauf hinwies, dass Michael Harvey oder Thomas Seaford ein mögliches Ziel für El-Kaida-Dschihadisten abgeben konnten.
    Das Medieninteresse am Bombenanschlag flaute allmählich ab. Selbst Commander Ramshawe, der sonst immer unter seiner überbordenden Paranoia litt, tendierte mittlerweile zu der Theorie, dass es sich um einen verrückten Einzeltäter handelte – anders war der Anschlag, bei dem zwei bislang völlig unbescholtene New Yorker getötet worden waren, kaum zu erklären.
    Die Auserwählten waren mittlerweile in dem mit sechs Schlafzimmern ausgestatteten Doppel-Apartment von Faisal al-Assad untergebracht, einem hochgewachsenen Saudi, der bei allen El-Kaida-Operationen in den USA als Shakir Khans rechte Hand fungierte. Viele Operationen allerdings hatte es in den vergangenen Jahren nicht gegeben, nachdem ein wütender George W. Bush durch das Weiße Haus gestürmt war und damit gedroht hatte, den halben Himalaja dem Erdboden gleichzumachen, sollte jemand aus Afghanistan oder Pakistan in den Vereinigten Staaten auch nur einen Feuerwerkskörper zünden.
    Was, wie vorherzusehen, auch keiner gewagt hatte, sodass dem saudischen Geldgeber einige Jahre lang die Hände gebunden waren. Faisal al-Assad allerdings war wie seine Gefolgsleute ein Fanatiker. Er hatte sich durch seine brillante konspirative Verwaltung der islamischen Gelder, vor allem bei der Vorbereitung für 9/11, die Bewunderung seiner Gefährten in den Bergen oberhalb des Swat-Tals erworben. Irgendwie hatte er es geschafft, sich als das respektable Aushängeschild des nahöstlichen Kapitalismus zu präsentieren, während er mit dem alles andere als respektablen Osama Bin Laden Hand in Hand zusammenarbeitete.
    Mittlerweile hatten sich die Dinge aber geändert. Wichtige El-Kaida-Gefolgsleute kamen aus Guantanamo frei, und al-Assadkonnte sich wieder an die Arbeit machen. So hatte er freudig und herzlich Ibrahim, Yousaf, Ben und Abu bei sich empfangen und ihnen lachend auf die Schulter geklopft, als er vom Anschlag auf die Herrentoilette der Penn Station hörte.
    Er wies sie an, sich unter keinen Umständen zusammen auf den Straßen New Yorks blicken zu lassen. In zwei, drei Tagen könnten sie natürlich einzeln hinaus, solange Abu Hassan versprach, zu seinen Spaziergängen keine Handgranaten mehr mitzunehmen.
    Al-Assad wollte am Abend eine Meldung nach Peshawar absetzen, um Shakir Khan darüber zu informieren, dass die Auserwählten planmäßig eingetroffen seien und alles bereit wäre für den nächsten Schlag, der, soweit er wusste, eine jüdische Bildungseinrichtung treffen sollte mit schätzungsweise 1200 Menschen – Kindern, Teenagern, Eltern sowie der Lehrerschaft.
    »Werden danach alle erfahren, dass es sich dabei um die Rache der Islamisten gehandelt hatte?«, fragte Ben al-Turabi.
    »Aber natürlich«, antwortete Faisal al-Assad. »Das werden sie auf alle Fälle mitbekommen. Dafür werden wir schon sorgen.«
    »Und können wir auch schon erfahren, wo sich unser Ziel befindet?«, fragte Ibrahim.
    »Im Moment ist alles noch geheim. Morgen kann ich euch vielleicht mehr darüber berichten. Und dann werden wir unsere Vorbereitungen treffen. Welche Ortschaften wir ansteuern, was wir beschaffen müssen … Wir dürfen keine Fehler machen.«
    Der zweite Teil des Forensik-Berichts, der die Toten in den Trümmern der Penn Station als Michael Harvey und Thomas Seaford identifiziert hatte, enthielt im wahrsten Sinne des Wortes Dynamit. Die Herrentoilette war durch eine Handgranate gesprengt worden, und zwar durch ein Modell des Schweizer Technologiekonzerns RUAG, eines großen europaweiten Rüstungsunternehmens mit Hauptsitz in Bern, der eine Luftfahrtabteilung umfasste und zu den größten

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