Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
Vom Netzwerk:
tot.
    Für einen erfahrenen Operator wie Shane war dies Routine. Er drehte sich um und rief nach dem Vorgesetzten: »Captain, hier rüber, bitte. Station fünf.«
    Alec Simon, Captain bei der Armee, 32 Jahre alt, kam sofort. »Was ist los?«
    »Abgefangenes Telefonat, vermutlich von der Regierung verschlüsselt, aus Indien oder Pakistan, Qualität nicht sehr gut. Inhalt scheint militärischer Natur zu sein, kein Code. Eher verschleierte Sprache. Vierzehn Sekunden Übertragung, darauf eine kurze Antwort. Ich habe eine grobe Übersetzung.« Er reichte seinem Vorgesetzten das Headset und ließ das Gespräch erneut abspielen.
    Wenige Sekunden später nickte Captain Simon, griff zu einem Telefonhörer und sagte: »Satellitenübertragung zwei-drei-null-sechs, Text übersetzen und für sofortige Übermittlung ins GCHQ zur ausführlichen Auswertung vorbereiten.«
    Eine Minute später und über 3500 Kilometer und zwei Zeitzonen entfernt blinkte in der Operationszentrale des GCHQ ein Bildschirm auf – in einem hell erleuchteten Raum, in dem Tag und Nacht Zivilisten ihrer Arbeit nachgingen; das genaue Gegenteil des spartanischen militärischen Horchpostens auf Zypern. Außerdem regnete es draußen nicht, und es gab auch keine Warnschilder, die damit drohten, jeden zu erschießen, der vom rechten Weg abkam.
    Dennoch stellte dieser Raum das Herzstück des britischen Geheimdienstes dar – es war die Einrichtung, die im Namen des MI6 an vorderster Front gegen die Feinde des Königreichs kämpfte, die, konfrontiert mit den globalen Problemen, alle Welt belauschte und nie nachließ bei ihrer unermüdlichen Überwachung der Schurkenstaaten.
    Das gewaltige runde Gebäude ist sowohl Nachfolger als auch Hüter der Geheimnisse von Bletchley Park, des englischen Herrenhauses, in dem im Zweiten Weltkrieg Enigma, Hitlers Geheimcode, entschlüsselt worden war, wofür die alliierten Kommandeure ihnen ewig dankbar waren.
    Die technische Ausrüstung hatte sich nach 65 Jahren verändert, das Ethos aber war gleich geblieben. Noch immer arbeiteten im GCHQ Leute, deren große Vorbilder die Mathematiker und Kryptologen waren, die die Verschlüsselungscodes der Nazis geknackt, die Stellungen der deutschen Panzerdivisionen lokalisiert, die Jagdbombergeschwader identifiziert und die Routen der atlantischen U-Boot-Rudel bestimmt hatten.
    Es war noch gar nicht so lange her, dass die Mitarbeiter des GCHQ ein goldenes Abzeichen entwarfen, das den wenigen Überlebenden der alten, in Bletchley Park untergebrachten GC and CS (Government Code and Cipher School) verliehen worden waren.Die Vorderseite zierte die stilisierte Abbildung der modernen Einrichtung, des Donut-Gebäudes am Stadtrand von Cheltenham. Auf der Rückseite fanden sich die Worte, die vom typischen britischen Understatement zeugen: »Auch wir haben gedient.«
    Die Worte des pakistanischen Fanatikers Shakir Khan wurden nun ebenso analysiert wie vor so langer Zeit die Meldungen der Hitler-Generäle. Nachdenklich betrachtete eine britische Kryptologin, eine junge Zivilistin, das abgefangene Telefonat. »JSSU erbittet detaillierte Analyse des abgefangenen Gesprächs«, sagte sie.
    »Schicken Sie es mir auf den Bildschirm«, antwortete der Vorgesetzte. Kurz darauf griff er zum Telefon. »Satellitenübertragung zwei-drei-null-sechs aus Zypern. Bitte Frequenzlinien in Erfahrung bringen. Ich bleibe solange dran.«
    Nach einigen Sekunden kam die Erwiderung. »Frequenzlinie Zypern deutet auf den Hindukusch, nordöstliches Afghanistan. Bin noch am Überprüfen … möglicherweise Peshawar … nein, noch weiter. Islamabad … einen Moment … versuche es einzugrenzen.«
    Eine Minute verging, bis eine eindeutige Antwort kam. »Die Frequenzlinie quert Syrien, Irak, Iran und Afghanistan. Über den Empfänger ist noch nichts bekannt.«
    Captain Simon auf Zypern wartete unterdessen. Er war überzeugt, dass weitere Informationen eintrudeln würden, da zwischen seinem Horchposten und Pakistan ein besonders starkes Frequenzband lag, was vielleicht damit zu tun haben konnte, dass sich beide auf dem 34. Breitengrad befanden.
    Der GCHQ-Vorgesetzte wandte sich erneut an die junge Mitarbeiterin, die Captain Simons Meldung angenommen hatte. »Bislang«, sagte er, »wissen wir mit Bestimmtheit, dass jemand in Islamabad gegen Mitternacht diesen Anruf an einen unbekannten Empfänger abgesetzt hat. Erbitten Sie eine zweite Frequenzlinie. Setzen Sie die Stationen in Saudi-Arabien und Pakistan darauf an. Und bestimmen Sie,

Weitere Kostenlose Bücher