Lauschangriff - Im Visier der Feinde
es seid. Der Name unserer Person findet sich im Bewohnerverzeichnis an der Wand neben der Klingel. Es handelt sich um Faisal al-Assad, einen Saudi.«
»Ist das sein richtiger Name?«
»Für uns ja. Er arbeitet für die saudische Regierung, er ist im Finanz-, Öl- und Baugewerbe tätig und ein enger Freund von Shakir Khan.«
Beherrschendes Thema der 23-Uhr-Nachrichten im Fernsehen war der »Bombenanschlag« in der Penn Station. Die Polizei hatte die Seventh und Eighth Avenue umgehend fünf Block weit nach Norden und Süden hin abgeriegelt und von der Ninth Avenue bis zur Sixth Avenue sämtliche Querstraßen, von der West Twenty-Ninth bis zur West Thirty-Third, gesperrt. Mehrere Gebäude wurden evakuiert, weil man ein neues 9/11 befürchtete und mit weiteren Sprengsätzen rechnete.
Die Medien spekulierten sofort, dass der Anschlag auf das Konto einer Terrorzelle in Manhattan ging. Die Schlagzeile der Fox News lautete: Terroristen schlagen erneut in New York zu.
Die gesamte Nacht hindurch versuchten die Medien den Anschlag einzuordnen. Sie warteten darauf, dass sich jemand meldete und sich zu dem Anschlag bekannte.
Als am Morgen die New Yorker Daily News erschien, hatte bereits das große Rätselraten eingesetzt. »Anschlag auf die Penn S tation – das Werk der El Kaida?« – »Steckt Bin Laden hinter allem?« – »Polizei ratlos – kein Bekennerschreiben.«
Da nach ersten Angaben keinerlei Todesopfer zu beklagen waren, hielt es die New York Post möglicherweise für ganz amüsant, als sie titelte: »Wer hat das Klo in die Luft gesprengt?«
Die Polizei bestätigte, dass 27 Personen verletzt worden seien, der Großteil Amtrak-Angestellte und Bahnhofsmitarbeiter. Der einzige Schwerverletzte gehörte zu den Reinigungskräften und war von einem fortgeschleuderten Mauerbrocken getroffen worden.
Niemand wusste, ob sich zum Zeitpunkt der Explosion jemand auf der Herrentoilette aufgehalten hatte. Der Raum war nur noch ein großer Schutthaufen, die Feuerwehr war bemüht, das fast ein Meter hoch stehende Wasser abzupumpen und die geborstenen Wasserleitungen abzudichten.
Im Lauf des Morgens wurden weitere Einzelheiten bekannt. Es gab keinerlei Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Explosion, die in der Nacht die Central Midtown zum Erliegen gebracht hatte, auch der morgendliche Pendlerverkehr war davon noch betroffen. Aber die Polizei, Sicherheitsleute und Spürhunde hatten auch nach zwölfstündiger Suche nichts Entscheidendes entdecken können. Es stand zu erwarten, dass sich der Verkehr in der Innenstadt bis zum Abend wieder normalisierte. Sogar die Penn Station hatte am Morgen wieder ihren Betrieb aufgenommen, nachdem die Wucht der Explosion vor allem nach oben gerichtet gewesen war. Der Madison Square Garden allerdings hatte in der Nacht im Dunkeln gelegen.
Dennoch hielt sich die Vermutung, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte. Schließlich gibt es in der modernen Welt nicht viele, die mit einem Sprengsatz in der Aktentasche durch Midtown-Manhatten laufen – von halb verrückten Dschihadisten einmal abgesehen.
Das FBI und die CIA wurden zu den Ermittlungen hinzugezogen und kamen beide zur gleichen Schlussfolgerung: Entschei d end wird sein, mittels DNS-Bestimmung die Identität möglicher Todesopfer festzustellen, falls menschliche Überreste gefunden werden sollten.
Daneben gab es noch die Möglichkeit, dass Vermisstenanzeigen zu Personen eingingen, die sich zum fraglichen Zeitpunkt in der Penn Station aufgehalten haben könnten. Der Bombenleger war anscheinend verschwunden. Und solange die Forensiker nicht mit neuen Funden aufwarten konnten oder mögliche Vermisste identifiziert waren, gab es wenig zu tun.
Siebzehn Stunden nach der Explosion meldete eine Mrs. Susan Harvey aus der West Thirty-Sixth Street das Verschwinden ihres Mannes Michael, leitender Angestellter eines Bergbaukonzerns, der im Cardinal nach New York zurückkehren sollte. Soweit sie wusste, stieg er in Charleston, West Virginia, gegen 8.15 Uhr in den Zug und hätte kurz vor 22 Uhr in New York ankommen müssen. Michael zog den Zug dem Flugzeug vor, denn dort hatte er Zeit zum Arbeiten, zum Ausruhen, Nachdenken und kam nur wenige Blocks von seinem Zuhause in New York an.
Mrs. Harvey hatte seit Charleston nichts mehr von ihm gehört; sie nahm an, dass er entweder den Zug verpasst oder seine Pläne geändert hatte. Sie war außer sich vor Sorgen.
Die zweite Person, die sich meldete, war eine Miss Irena
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