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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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große Hoffnungen auf sie. Und zweifellos ist sie ein dankbares Objekt für sein Experiment. Er glaubt, Höhenluft und ausgedehnte ruhige Ritte könnten ihre Ausdauer fördern.«
    »Ausgedehnt und ruhig?« brachte Lucia verblüfft hervor. »Da sehen Sie, wie wenig Ahnung ich habe! Ich dachte immer, das Training bestände darin, Rennpferde über kurze Strecken galoppieren zu lassen. Daß man sie ruhig und langsam reitet, hätte ich nie erwartet.«
    »Man tut es auch nicht häufig genug — wenigstens meint das Purdy. Er behauptet, die meisten Trainer seien viel zu sehr auf Schnelligkeit aus, dabei sei es viel förderlicher, lange Strecken in ruhiger Gangart zu reiten. Und hier oben gibt es weite Strecken ebenen Graslands, das für solche Übungen wie geschaffen ist. Man kann die Pferde ganz sacht ausreiten, ohne Asphaltstraßen benützen zu müssen.«
    Nachdem James >Signorina< hatte streicheln dürfen, wurde die Stute in den Stall zurückgeführt. »Len schwärmt für sie. Er reitet oft auf ihr. Halt, nein, James! Erst mußt du ein bißchen größer werden.«
    James war hell empört, gehorchte aber den strengen Ermahnungen des Vaters recht bald. Jim stellte nun seinem Besuch die beiden übrigen Pferde vor, zwei Zweijährige, an denen es nicht viel zu sehen gab. >Goldweide< war ein schöner hochbeiniger Haselnußbrauner, aber er machte einen trägen Eindruck, und Jim erzählte, daß er noch nie einen einwandfreien Paßgang zustande gebracht habe; deshalb sei es fraglich, ob er jemals brauchbar würde. Einen ganz andern Eindruck machte >Ballyriggan<, ein unternehmungslustiges kleines braunes Jungpferd mit römischer Nase und kurzgestutztem Besenschwanz.
    »Der hat Mumm«, bemerkte Jim, während er ihm liebevoll die Nase streichelte. »Aber er ist schwer zu behandeln. Er fällt sofort aus der Rolle, wenn irgend etwas vor ihm auftaucht.«
    Nachdem alle vier Pferde eingehend besichtigt waren und die Besucher die schmucke, peinliche Ordnung in den Geräte- und Futterkammern bewundert hatten, kehrten sie zum Haus zurück. »Was ist denn mit >Raubritter< eigentlich los?« fragte Lucia. »Er sieht so schön aus. Rühren die Schwierigkeiten einfach von seinem Charakter her, oder ist er beim Zureiten falsch behandelt worden?«
    Zweifellos hatte sie Jims Lieblingsthema angeschlagen. »Wenn ich das wüßte«, rief er aus. »Ganz seltsam ist das mit ihm. Soviel ich weiß, hat sich überhaupt niemand um ihn gekümmert, bevor er zugeritten wurde, und das ist bei einem Vollblut ungewöhnlich. Seine Mutter gehörte einem alten Manne, der kurz nach >Raubritters< Geburt starb, und von da an lief das Fohlen mit seiner Mutter völlig ungebunden durch Wald und Feld, bis die Nachlaßverwalter alle Erbfragen geklärt hatten. Darauf fing man ihn ein, und er wurde versteigert. Als Zweijähriger machte er seine Sache ausgezeichnet — inzwischen ist er drei Jahre alt! Er gewann so gut wie alle seine Rennen, und Fachleute sagten ihm eine beachtliche Karriere voraus. Plötzlich aber entwickelte er einige häßliche Charaktereigenschaften, neigte zu Wutausbrüchen und fiel sogar einmal über einen Stallburschen her. Er wurde zum Schrecken aller Starter, so daß man ihn kaum noch zu melden wagte. Am Ende der Saison zog man ihn zurück — in der Hoffnung, daß er wieder zur Vernunft käme.«
    »Gehörte er da schon Mr. Purdy?«
    »Jawohl. Und er hatte zuversichtlich gehofft, ihn zu einem sicheren Sieger zu machen. Um so größer war seine Enttäuschung. Schließlich meinte er, daß >Raubritter< sich vielleicht bessern würde, wenn ihn jemand anders betreute.«
    »Jemand, der sehr klug ist. Jemand, der mit Pferden umzugehen versteht, so wie du, und der das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen vermochte. Sei doch nicht so bescheiden, Liebling!« ergänzte Annabel.
    »Nun, jedenfalls wußte er, daß ich Pferde gern habe, und er hatte gehört, daß ich im allgemeinen gut mit ihnen auskomme. Purdy hatte nämlich einen Freund, für den ich vor Jahren gearbeitet hatte. Er heckte also seinen Plan aus, einen Übungsstall weitab von allem Getriebe einzurichten, und bot mir ein ansehnliches Gehalt. Das paßte mir gar nicht schlecht: hohe Lage für Annabel, hohes Gehalt für mich!« Lächelnd schaute er seine Frau an.
    »Nicht eigentlich für ihn«, ergänzte Annabel. »Wir wollen nämlich sparen, für die Ausbildung der Kinder.«
    Lucia lachte. »Sie fangen aber früh damit an! Was soll James denn werden?«
    »Ich glaube, er ist sehr tierliebend, deshalb hoffen

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