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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Gewissensbisse, weil sie das Ansinnen so rundheraus zurückgewiesen hatte, gab Lucia ihrer Besucherin das Geleit. Beim Abschied flötete Carmen Mills: »Aber Sie müssen bald einmal kommen, sich die Bilder meines verehrten Ahnen ansehen und die Gartenkunst erlernen, den Plan für Ihre Anlage entwerfen wir gemeinsam. Sie werden den Zeitvertreib herrlich finden, passen Sie auf!«
    Lucia brachte ein Lächeln zuwege, aber gleichzeitig schüttelte sie entschieden den Kopf und marschierte ärgerlich auf Len zu, der noch immer grinste, während er in der Garage arbeitete. »Warum haben Sie denn nicht mal auf die Klingel gedrückt?« stöhnte sie. »Dieses Weib... nichts als Garten, Malerei und ihr Großvater. Aber wissen Sie, warum sie überhaupt gekommen ist? Sie wollte fragen, ob Sie vielleicht die Post austragen möchten.«
    Len setzte ein geehrtes Gesicht auf, meinte aber entschieden: »Dazu habe ich keine Zeit. Die Tankstelle nimmt mich genug in Anspruch. Carmen hat Ihnen also nicht recht gefallen?«
    »Haben Sie etwas anderes erwartet? Sie kann einem schrecklich auf die Nerven gehen. Dieses verrückte Getue um Aloysius Mills!«
    »Sie ist ungeheuer stolz auf ihn. Ich kenne Carmen ganz gut, denn mein Vater ist oben im Norden mit ihr zur Schule gegangen. Schon als Kind schwatzte sie ständig von dem Alten, und einmal geriet sie außer sich, weil mein Vater etwas Häßliches über ihn gesagt hatte.«
    »War sie denn immer so? Kein Wunder, daß sie allen Leuten lästig wird.«
    »Nicht allen. Einer der Busfahrer zum Beispiel ist ein ebensolcher Gartennarr. Er tratscht mit Carmen unermüdlich über Rosen.«
    »Woher nimmt er denn die Zeit dazu?«
    »Wenn er den Postsack bei ihr ablädt, stehen schon der Tee und eine Riesenportion Kuchen bereit. Hat er dann gar keine oder nur höchstens zwei Passagiere, so hält er sich eine ganze Weile bei ihr auf und fährt nachher doppelt so schnell, um die Verspätung einzuholen.« — »Da wird sich der Autobus-Unternehmer aber freuen!«
    »Der ahnt nichts davon — und manchmal holt der Fahrer sie auch ab und nimmt sie mit in die Stadt, ohne Fahrgeld zu kassieren. Carmen ist eben sein Schwarm!«
    »Na, meiner jedenfalls nicht! Wenn sie das nächste Mal kommt, müssen Sie sie mir ein bißchen abnehmen!«
    »Auf keinen Fall, Luce! Carmen legt auf mich ohnehin keinen Wert. Ich bin nichts als ein Halbblut, das für Sie arbeitet. Carmen ist sehr stolz!«
    Am nächsten Morgen holte Lucia ihre Freundin Annabel und die Kinder zu dem versprochenen Besuch des Trainingsstalls ab. Das Anwesen lag knapp zwei Kilometer von Davis’ Haus entfernt, und es war so eingerichtet, wie ein Pferdefreund es sich nur wünschen konnte. Ein ganzer Flügel tadellos gehaltener Stallungen und Boxen, am Ende eine Kammer, in dem Sättel und Zaumzeug in schimmernder Ordnung aufbewahrt wurden, am anderen Ende ein Futterraum mit großen Kästen und allem Drum und Dran.
    Purdy mußte schon wohlhabend sein, sonst hätte er das alles für sein Unternehmen, das doch nichts als ein Experiment war, bestimmt nicht ins Leben rufen können. Zweifellos war es originell, und vielleicht leitete es eine wahre Revolution der Pferdehaltung ein. Als er Jim kennengelernt und ihm von seiner Idee berichtet hatte, hatte der Fachmann sofort aufgehorcht. Der Gedanke, daß auch Pferde auf Höhenluft günstig reagierten, leuchtete ihm durchaus ein. Am meisten jedoch hatte ihn gefesselt, was Purdy von dem ehemals großartigen >Raubritter<, der zum unzuverlässigen >Outlaw< geworden war, erzählt hatte. Sofort hatte er sich überlegt, wie herrlich es sein müßte, aus einem solchen Pferd etwas zu machen, und als Purdy das Experiment in seinem Auftrage wagen und versuchen wollte, die Wurzel des Übels zu erkunden, das sein wertvolles Pferd nutzlos machte, hatte Jim freudig zugestimmt.
    Es war hinzugekommen, daß ihm eine Woche vorher der Arzt mitgeteilt hatte, Annabel brauche dringend Orts- und Luftveränderung für etwa ein halbes Jahr. Seit Eves Geburt war sie nie wieder richtig auf die Beine gekommen, und der Arzt meinte, die Höhenluft am Ufer des Sees sei gerade das, was sie brauche. Jim war keineswegs begütert, und als Purdy ihm für die sechs Monate des Experiments ein außergewöhnlich hohes Gehalt bot und außerdem auch noch das nahe gelegene Campinglager erwähnte, hatten Jim und Annabel an eine besondere Gunst des Schicksals geglaubt. So konnten sie sich erholen — und gleichzeitig Ersparnisse sammeln, die dem von Annabel bereits

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