Lauter reizende Menschen
Annabel und die Kinder von hier fortschaffen, und zwar auf der Stelle. Sie darf unter keinen Umständen weiterhin im Lager wohnen, solange Sie Howard und Owens ernsthaft verdächtigen.«
»Wenigstens hegen Sie keinen Verdacht gegen die beiden! Sie haben doch eben gesagt, Sie könnten es sich von keinem der beiden vorstellen!«
»Das kann ich auch nicht! Dennoch möchte ich jetzt nichts mehr riskieren. Warten Sie — da läutet gerade das Telefon. Vermutlich ruft Annabel aus dem Lager an.«
Aber er täuschte sich. Inspektor Ross wurde aus der Stadt verlangt. Wright hatte versucht, ihn unten im Lager zu erreichen, und sich dann mit der Stallung verbinden lassen. Das Gespräch dauerte ein paar Minuten, und dann kam Ross mit ernstem Gesicht zurück. »Es handelt sich um Howard und Owens«, berichtete er.
Jim schaute ihn verdutzt an. »Was soll denn mit den beiden sein? Ross, Sie müssen mir reinen Wein einschenken! Mir geht es doch um Annabel!«
»Ich habe auch gar nicht vor, Sie im unklaren zu lassen. Schließlich besagt doch unsere Abmachung, daß Sie mir nach Kräften helfen, während ich meinerseits Sie auf dem laufenden halte. Nun, Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Niemand außer Lucia Field weiß, wer ich in Wirklichkeit bin.«
»Schon gut! Ich möchte aber im Augenblick wissen, was Sie gerade erfahren haben.«
»Die Beamten des Präsidiums haben sich mit dem Anwalt von Bert Davis in Verbindung gesetzt und erfahren, daß er Verhandlungen über den Erwerb des Geländes, auf dem sich das Ferienlager befindet, nahezu abgeschlossen hatte. Auch hatte er den beiden Inhabern des Lagers mitgeteilt, als Eigentümer würde er von ihnen erhebliche Miete verlangen, und wenn sie die nicht bezahlen wollten, müßten sie seinen Grund verlassen.«
»Donnerwetter, der Kerl war eine richtige Spinne: überall hatte er sein Netz.«
»Auch das ist ein ausreichendes Motiv für einen Mord. Als ich von ein paar Transistoren und sonstiger Schmuggelware sprach, haben Sie gelacht; aber nun sieht alles doch ganz anders aus! Das Lager am See bedeutet den beiden Männern alles, denn sie haben ihr gesamtes Hab und Gut hineingesteckt. Und sie hängen voller Stolz daran. Plötzlich aber mußten sie damit rechnen, alles aufgeben zu müssen. Die Miete jedenfalls, die Davis gefordert haben würde, hätten sie nie im Leben aufbringen können. Ebensowenig konnten sie genügend Kapital beschaffen, um den Grund selbst zu erwerben. Sie befanden sich also in einer verzweifelten Lage!«
»Dieser Halunke! Ein Glück, daß er nicht mehr lebt!«
»Ich habe Ihnen schon zugegeben, daß ich ebenso denke. Aber damit kommen wir nicht weiter. Er ist ermordet worden, und wir müssen den Mörder finden.«
»Ich gebe zu, daß es Ihnen gelungen ist, ein recht gewichtiges Motiv für Nigel und George auszugraben; aber schließlich ist das Motiv nicht alles — und ich glaube nach wie vor nicht, daß die beiden es getan haben.«
»Sie glauben nicht, daß sie ihn ermordet haben — dennoch wollen Sie Ihre Frau aus ihrer Nähe bringen. Finden Sie das konsequent, Jim?«
Jim ließ ein wütendes Knurren hören und wandte sich ab. Eine andere Antwort auf diese Frage fiel ihm nicht ein.
Ross schaute ihn mit neu erwachtem Mitgefühl an. »An Ihrer Stelle würde ich mir um Ihre Frau keine Sorgen machen. Ich wüßte wirklich nicht, inwiefern sie auch nur im geringsten in die Sache verwickelt werden könnte. Mag geschehen sein, was will: Ich bin der Überzeugung, daß Ihre Frau dort, wo sie jetzt wohnt, gut aufgehoben ist.«
»Es ist schrecklich schwierig! Schließlich habe ich meinen Posten vor allem angenommen, um ihr Ausspannung und Erholung zu ermöglichen. Ich kann aber Purdy nicht gut bitten, mich gehen zu lassen — andererseits möchte ich Annabel nicht allein heimschicken. Gewiß, Hawkins sind da; sie könnten sich ein bißchen um sie kümmern... Aber, zum Donnerwetter: Gerade fängt sie an, die günstige Wirkung der Luftveränderung zu spüren!«
»Na also! Ich wüßte auch wirklich nicht, warum Sie ihre Erholung einfach so abbrechen müßten. In welcher Gefahr sollte sie auf dem Campingplatz schon schweben? Sie weiß nichts; sie ahnt nicht einmal, daß ich von der Polizei bin. Und was auch geschehen sein mag: Die beiden Männer haben sie gern und werden ihr bestimmt kein Haar krümmen!«
»Daran glaube ich noch fester als Sie; aber...«
»Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist, Jim; aber ganz bestimmt machen Sie sich unnötigen Kummer. In jedem
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