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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Sie so ängstlich sind. Haben Sie nicht einmal behauptet, Sie wüßten gar nicht, was Angst überhaupt sei?«
    »Habe ich das gesagt? Dann war es ja pure Angabe!« gab Lucia mit fester Stimme zurück. »Vielleicht verliere ich aber auch nur die Nerven, weil die Polizei keine Fortschritte macht. Eigentlich hätte man doch erwarten dürfen, daß der Verbrecher inzwischen hinter Schloß und Riegel säße. Ich möchte doch wissen, wie das weitergehen soll.«
    Bei diesen Worten warf Jim einen unbehaglichen Blick auf Ross, der ganz in den Ausblick auf den See versunken schien. »Vermutlich hat die Polizei ihre eigenen Methoden!« erklärte er hastig. »Bestimmt kann man sich auf sie verlassen. Passen Sie auf: Eines Morgens wachen Sie auf und stellen fest, daß der ganze Fall gelöst ist!«
    »Da bin ich aber gespannt!« Sofort kehrte Lucia zum Ausgangspunkt der Unterhaltung zurück. »Sollte es einmal so weit sein, dann werde ich mich bestimmt wieder beruhigen — aber ich wäre doch sehr froh, Annabel, wenn Sie bis dahin ein paar Tage herüberkämen. Das Häuschen ist gar nicht so übel, und ich kann Ihnen ein ausreichend großes Zimmer einrichten. Außerdem haben wir Len und Rosie, die auf uns auf passen werden.«
    »Ein bewundernswerter Einfall!« posaunte Mrs. Wharton heraus, die nun länger, als sie es gewohnt war, von der Unterhaltung ausgeschlossen gewesen war. »Der Lagerplatz hier ist für mein Empfinden recht einsam. Es gab Zeiten, da habe sogar ich den ungünstigen Einfluß auf meine Arbeitskraft gespürt.«
    »Aber Mutter!« rief Annabel erschüttert aus. »Wie kannst du so etwas sagen? Alle sind doch so nett und freundlich.«
    »Ich weiß nicht recht«, stieß Lucia mit lausbübischer Freude nach. »Ich möchte Mrs. Wharton nicht so ganz unrecht geben. Mir ist ganz genau wie ihr zumute; als streiche jemand umher, der unter allen Umständen Unruhe stiften wolle. Jemand, der niemandem seinen Frieden läßt, der...«
    In diesem Augenblick wurde Jim von einem so heftigen Hustenanfall gepackt, daß Annabel ihn besorgt anstarrte und der Befürchtung Ausdruck gab, er habe sich wohl schwer erkältet. Trotzdem würde er natürlich nicht daran denken, sich zu pflegen, sondern es sich nicht nehmen lassen, auch mitten in der Nacht nach seinen dummen Pferden zu schauen, damit ja nicht etwa jemand Gelegenheit hätte, sie zu vergiften oder die Stallung niederzubrennen.
    Dann erst begriff sie voller Schrecken, was die Ursache dafür war, und sie fuhr hastig fort: »Also schön, Lucia: Wenn Sie ehrlich Wert darauf legen, uns ein paar Tage zu beherbergen, dann packe ich jetzt sofort. Aber vor dem Aufbruch muß ich noch mit Nigel und George sprechen: Ich möchte das Häuschen weiter mieten, denn ich komme bestimmt wieder zurück. Die beiden waren immer so nett zu den Kindern und mir, so richtig lieb und gut.«
    »Lieb und gut wie Lämmer, wie?« knurrte Augusta. »Aber es gibt Wölfe, die sich in Schafspelze hüllen! Ich jedenfalls bleibe dabei, daß hier etwas unheimlich ist!«
    Annabel brach in ganz respektloses Gelächter aus. »Köstlich, Mutter, einfach wundervoll! Wer mag wohl der Wolf sein? Der gutmütige, reizende Nigel, oder der liebe knurrige George?«
    »Keiner von beiden, möchte ich sagen«, warf Lucia mit einem Seitenblick auf Philipp Ross ein. »Trotzdem...«
    Mit einem Ruck stand Ross auf und erklärte, er müsse dringend nach Lakeville fahren. Jim begleitete ihn hinaus. Ohne Überraschung hörte er den Kriminalbeamten vor sich hinknurren: »Dieses Mädel! Immerzu muß es hart an der Grenze des Erlaubten dahinreden! Gewiß hat sie nichts verraten — aber manchmal wurde das Eis doch verdammt dünn!«
    Jim konnte ihm nicht widersprechen. Lucia übertrieb die Rolle der mutwilligen Zofe doch ein wenig. Er hatte den Eindruck, daß Annabel Verdacht schöpfte.
     
    Inzwischen war Annabel dabei, die Koffer zu packen. »Ich brauche nicht viel. Denn ich denke nicht daran, mich mit meiner schrecklichen Familie auf ewig bei Ihnen einzunisten. Sobald die Luft wieder rein ist, kehre ich hierher zurück. So, und nun sage ich noch schnell Nigel Bescheid.«
    Aber sie wurde in ihrem Vorhaben unterbrochen. Gleich einer Tragödin rauschte Mrs. Wharton herein. Ihre eigene Abreise war doch tatsächlich ganz in Vergessenheit geraten! Das Jungvolk amüsierte sich, und die eigene Tochter dachte nicht mehr daran, daß nun der Abschied von der leiblichen Mutter bevorstand! In empörten Worten drückte sie ihre scharfe Mißbilligung

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