Crime Machine: Thriller (German Edition)
Prolog
S eht sie euch an. Kommt schon, schaut hin. Seht sie euch lange und genau an. Schön, oder? Wie sie da am Swimmingpool steht; eine schlanke, sonnengebräunte, knackige, gesunde, junge Frau auf ein Meter achtundsechzig. Ich meine, was an Laura sollte man nicht mögen?
Seht euch an, wie ihr das Wasser träge über die Hüfte rinnt, wenn sie in ihrem winzigen schwarzen Bikini aus dem Becken steigt. Sie dreht sich um und greift sich ins lange, dunkle Haar, das sich über ihren Rücken ergießt, presst das Wasser heraus, kämmt es mit den Fingern durch, damit es glatt liegt. Dann blickt sie auf und lächelt mich an. Sie hat ein gutes Lächeln, herzlich und keck, und es bringt mich dazu, darüber nachzudenken, wie meine Chancen wohl stehen, ihr den kleinen schwarzen Bikini vom Leib zu schälen, nur noch ein letztes Mal, bevor wir wieder nach Hause fliegen.
Schlau ist sie auch, eine Anwältin, und es ist immer ganz gut, so eine zu kennen, besonders in meiner Branche. Sie weiß, wie ich mein Geld verdiene, na ja, jedenfalls größtenteils, und es macht ihr nichts aus. Ich meine, eigentlich bin ich ja kein Gangster. Ich erzähle ihr nicht in allen Einzelheiten, wie mein Tag war, aber sie weiß, dass ich für Bobby Mahoney arbeite, und daher ist ihr klar, dass ich kein Buchhalter bin.
Wir sind jetzt seit über zwei Jahren zusammen, und allmählich glaube ich, sie könnte die Richtige sein. In letzter Zeit gab es zwar öfter mal Streit, wenn ich ehrlich bin, sogar eine ganze Menge, aber ich denke, das liegt einfach nur daran, dass wir die Flitterwochen bereits hinter uns haben. Wir hatten beide hart gearbeitet und brauchten eine Auszeit. In diesem Urlaub hätte es um alles oder nichts gehen können, aber es war einfach nur toll; abends wurde es oft spät, morgens schliefen wir aus, faulenzten am Pool, gingen zurück ins Hotel und hatten wunderbaren, superentspannten Nachmittagssex, wie man ihn anscheinend nur im Urlaub erlebt. Wäre das Leben doch nur immer so.
Und Laura ist loyal, was auch sehr hilft. Loyalität ist selten und heutzutage völlig unterschätzt. Jedenfalls in meinem Gewerbe. Wollen Sie meine Meinung hören? Loyalität ist unbezahlbar. Mit Laura bin ich auf die Füße gefallen, das lässt sich nicht bestreiten. Sogar Bobby findet sie in Ordnung, jedenfalls für ein Mädchen aus gutem Hause.
Rückblickend kommt es mir schon seltsam vor, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, sich mein Instinkt nicht regte, als ich da am Pool lag, in der Sonne, die über diesem Teil Thailands scheint, als würde sie das Land einfach lieben und nie verschwinden wollen, dass zu Hause in meiner Abwesenheit alles so gründlich schiefging. Ich kann ehrlich behaupten, dass ich damals wirklich nicht den blassesten Schimmer hatte, wie tief ich in der Scheiße steckte.
1
F inney holte uns vom Flughafen ab, und als ich seine potthässliche Fresse sah, wusste ich, dass was gründlich danebengegangen sein musste. Ich entdeckte ihn sofort. Er überragte alle anderen; die erleichterten Eltern, die ihre rucksackreisenden Teenager abholten, die Fahrer von Privattaxis, die ihre Pappschilder hochhielten, auf die sie eilig mit Kugelschreiber die Namen aufgeblasener Geschäftsleute gekritzelt hatten. Wir waren inzwischen müde. Der Flug von Bangkok nach Heathrow war absolut pünktlich gewesen, aber der Anschlussflieger nach Newcastle traf mit einer Stunde Verspätung ein, was wieder mal alles über dieses Land sagt.
Laura hatte Finney nicht gesehen. Sie war zu beschäftigt damit, ihren Rettungsanker, wie sie meinte, wieder in Betrieb zu nehmen, das heißt, ihr Handy aus der Handtasche zu fischen, während sie gleichzeitig den kleineren unserer beiden Koffer, also natürlich meinen, auf quietschenden Rollen hinter sich herzog. Sie jaulten bei jedem Schritt aus Protest auf, da der Koffer mit handgefertigtem Schnickschnack aus Holz vollgestopft war, den Laura unbedingt hatte kaufen müssen, für den sie aber in ihrem eigenen Koffer keinen Platz mehr hatte. Letzterer war zum Bersten voll mit Klamotten, die sie aus Newcastle mitgebracht, im Urlaub aber gar nicht getragen hatte, weil sie in der Hitze viel zu warm gewesen wären. »Wozu brauchst du da unten drei verschiedene Kleider pro Tag?«, hatte ich vor unserer Abreise gefragt, als ich mich auf ihren Koffer setzte und versuchte, ihn flacher zu drücken. Jetzt, da ich ihn hinter mir herzog, ging es mir nicht besser, nur weil ich recht behalten hatte.
Zehn Tage später waren wir wieder
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