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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Dort gibt es nur ein winziges Schlafzimmerchen, und James kann man bei Pferden nicht ohne Aufsicht lassen. Deshalb muß Annabel nach Haus, und Sie müssen sich etwas einfallen lassen, wie es sich bewerkstelligen läßt.«
    »Ich denke nicht daran! Männer, die selbstherrlich glauben, ihre kleine Frau herumkommandieren zu können, mag ich gerade leiden!«
    »Lucia, hören Sie doch! So ist es ja überhaupt nicht! Trauen Sie mir wirklich zu, daß ich Annabel tyrannisieren möchte? Meinen Sie, ich wollte sie freiwillig wegschicken? Der Gedanke ist mir selbst scheußlich, aber...«
    »Halt, machen Sie Schluß: Ich kann Helden nicht weinen sehen! Warten Sie — mir fällt etwas ein! Falls Mr. Ross sie aus dem Campingplatz haben möchte, damit er freies Schußfeld hat, damit er weiter alle Welt verdächtigen und überall Unbehagen verbreiten kann... — »Nur ungern unterbreche ich Ihren empörten Wortschwall«, fiel Ross ihr milde ins Wort. »Aber ich muß darauf hinweisen, daß ich nicht im mindesten den Wunsch habe, Mrs. Middleton aus ihrem Ferienheim zu drängen. Ich habe Jim eindeutig zu verstehen gegeben, daß ich dies für vollkommen überflüssig halte.«
    Lucia warf ihm einen kurzen und äußerst verwirrenden Blick zu und wandte sich dann wieder an Jim. »Warum sollte Annabel nicht mit den Kindern zu mir ziehen? Ich habe ein hinreichend großes Zimmer für sie und Eve, und James kann dort auf dem Sofa schlafen. Ich würde mich über die Einquartierung herzlich freuen. Bitte, bringen Sie sie mir!«
    Jims Gesicht strahlte auf, und mit aufrichtiger Bewunderung schaute er das Mädchen an. Großartig! Hier würde Annabel vollkommen sicher sein. Hier konnte sie abwarten, bis all das Schreckliche ausgestanden und Nigels und Georges Unschuld sich erwiesen hatte. Nun brauchte sie ihre Erholung nicht abzubrechen, sie würde es sogar von hier aus näher zu den Stallungen haben als vom Lager am See. Und die beiden Freundinnen brauchten unter Lens und Rosies Schutz nichts zu befürchten. Len? Einen Augenblick lang stutzte Jim: Stand Len eigentlich nicht unter Verdacht? Ja oder nein? Jim rauchte der Kopf. Er wollte ganz gewiß niemanden anschwärzen. Aber schließlich lag es nicht ferner, den jungen Mann zu verdächtigen, als Nigel oder Kelly — mochte Ross auch sagen, was immer er wollte!
    »Sie sind großartig, Lucia!« rief er begeistert. »Würden Sie das wirklich tun? Natürlich nur für ein paar Tage! Aber macht es Ihnen nicht zu viel Umstände? Immerhin kennen Sie Annabel erst knapp vierzehn Tage. Meinen Sie tatsächlich, daß Sie auch die beiden Kleinen ertragen könnten? James kann ein kleiner Satan sein!«
    »Ertragen? Was glauben Sie von mir! Ich wäre glücklich. James wird sich bei Len wohl fühlen; und da ist ja noch Rosie, die ihm der beste Spielkamerad sein wird. Und Eve ist doch so süß! Ich wäre richtig froh, wenn Annabel käme, Jim. Deshalb fahren Sie schnell zu ihr und sagen Sie ihr, sie solle packen und herkommen!«
    Plötzlich aber schaute Jim von neuem betreten drein. »Was soll ich ihr eigentlich sagen? Sie weiß ja nicht einmal, wer Philipp ist. Und er will auch unter keinen Umständen, daß sie es erfährt. Wie könnte ich ihr plausibel machen, daß sie ihren Wigwam räumen soll?«
    Lucia wußte Rat. »Sagen Sie ihr doch einfach, ich bekäme es mit der Angst zu tun und das ganze Getue mit dem Mord ginge mir auf die Nerven. Ich sei halt ein dummes Stadtmädchen, das die schreckliche Einsamkeit hier schlecht vertragen könne. Sagen Sie, ich fürchtete mich vor dem plötzlichen Auftauchen von Kriminalbeamten, weil ich alle Polizisten gräßlich fände!« Ihr Gesicht zeigte jenen herausfordernden Ausdruck, der Inspektor Wright so amüsiert hatte.
    Auch Jim fiel dieser Blick auf, und er dachte: >Donnerwetter, vielleicht ist es doch gar nicht Nigel!< Laut aber erklärte er voller Dankbarkeit: »Gut. Ich werde ihr also sagen, Sie fühlten sich zu allein hier, und Sie hätten Angst. Annabel solle doch für ein paar Tage, bis zur Entlarvung des Mörders, zu Ihnen ziehen. Eine ausgezeichnete Idee! Vielen herzlichen Dank, Lucia!«
    »Nichts zu danken! Ich freue mich schrecklich. Ein Glück allerdings, daß Mrs. Wharton heute abreist; sie wäre doch ein bißchen im Wege gewesen!«
     

ELFTES KAPITEL
     
    »Es ist reizend von Ihnen, liebe Lucia!« versicherte Annabel eine halbe Stunde später mit einiger Verblüffung in der Stimme. »Und wenn Ihnen so zumute ist, dann... Aber ich hätte doch nie erwartet, daß

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