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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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solchen Betragens aus, und pflichtschuldigst bemühte sich Annabel, ein zerknirschtes Gesicht aufzusetzen, während sie Lucia zuflüsterte: »Helfen Sie mir! Sprechen Sie von ihren Büchern!«
    Qualvolle zehn Minuten folgten, während deren sich Lucia bemüßigt sah, um Autogramme in drei Romane, die sie allesamt nicht gelesen hatte, zu bitten. Keinen davon besaß sie, aber als Augusta Wharton sie rundweg aufforderte, ihr die Exemplare baldigst zuzusenden, da sah sie bedrückt ein, daß sie sie wirklich würde kaufen müssen.
    »Armes Kind!« murmelte Annabel boshaft, während sie die Koffer der Mutter zum Auto schleppten. »Es ist ein teurer Spaß, Mutter zu besänftigen. Aber ich habe noch ein paar Bücher von ihr in Reserve und kann Sie entlasten!«
    Die gefeierte Schriftstellerin war längst besänftigt und saß huldvoll lächelnd hinter dem Steuer, von wo aus sie all und jedem einen majestätischen Abschiedsgruß zuwinkte. Voll ruhiger Sicherheit betätigte sie den Anlasser ihres Straßenkreuzers und schob den Gang ein. Ein dumpfes Brummen folgte — aber das Auto bewegte sich nicht von der Stelle.
    »Was ist denn nun los?« brauste Augusta in heller Empörung auf.
    Jim, der soeben aufgebrochen war, um Nigel zu suchen, kam eilig zurück und öffnete mit kundigem Blick die Motorhaube, was Annabel zu der boshaften Bemerkung veranlaßte: »Aber, Liebster, du weißt doch ganz genau, daß du in dieser Hinsicht hoffnungslos unbegabt bist. Ja, wenn es ein Pferd wäre, dann hättest du es bestimmt schnell wieder flott!«
    Ungebrochen würdevoll machte Jim dem soeben herantretenden Nigel Platz; das Lärmen des Motors, der unter Augustas erregten Griffen empört aufbrüllte, hatte ihn herbeigerufen. Während er sich über den Motor beugte, schoß Annabel den nächsten Pfeil auf ihren Mann ab: »Das ist gleich etwas ganz anderes; Nigel versteht sich halt auf Motoren. Aber seltsam, liebste Mutter! Was mag deinem schönen neuen Wagen nur fehlen?«
    Mrs. Wharton litt sämtliche Qualen tödlicher Beleidigung eines Menschen, der einen Haufen Geld für einen neuen Wagen bezahlt hat und nun zu der Überzeugung kommt, daß man ihn ungeheuerlich hereingelegt hat.
    Sie begann, wie jede Frau in einer solchen Lage zu beginnen pflegt: »Noch niemals hat er mich im Stich gelassen, nicht ein einziges Mal ausgesetzt! Ich begreife gar nicht, was los ist! Ich sagte ja: Etwas Unheimliches...«
    »Ganz bestimmt«, fiel ihr Annabel mit übermäßig lauter Stimme ins Wort, während sie der Mutter aufgeregt ein Zeichen gab und zu Nigel hinübernickte, »ist es nur eine Kleinigkeit, die Nigel schnell finden wird. Er kennt sich mit Motoren aus. Außerdem haben wir ja auch noch Len in Reserve. Er wird mit jedem Schaden fertig. Haben Sie etwas gefunden, Nigel?«
    Howard schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Ich glaube, am besten lassen wir Len einmal nachschauen. Wenn es Ihnen recht ist, Mrs. Wharton, dann schleppe ich Sie schnell zur Tankstelle hinüber.«
    »Das ist lieb von Ihnen«, erklärte Annabel hastig, während sie die Mutter mit einem vorwurfsvollen Blick im Schach hielt. »Das wäre wohl das beste: Unser Wagen ist nicht sehr stark, und der von Lucia auch nicht. Außerdem möchten wir ja auch noch Eves Kinderwagen mitnehmen. Jim hat Ihnen bestimmt schon gesagt, Nigel, daß ich für ein paar Tage zu Lucia ziehe, bis der gräßliche Mörder gefaßt ist. Sie wohnt drüben sehr allein und ist ein bißchen nervös.«
    »Kein Wunder!« erwiderte Howard verständnisvoll. »Auch ich finde, daß ein junges Mädchen nicht ganz allein bleiben sollte, nicht einmal in Lens Nähe; erst mag die Polizei endlich aufwachen und die Luft hier wieder reinigen.«
    »Glauben Sie nicht«, warf Lucia ein, »daß die Polizei ziemlich fest davon überzeugt ist, der Mord sei von jemandem verübt worden, der inzwischen über alle Berge ist? Mir jedenfalls leuchtet dies am allermeisten ein.«
    »Das ist auch meine Meinung«, stimmte Annabel besänftigend zu. »Niemand hier aus der Gegend wäre einer solchen Tat fähig. Bestimmt zieht man schon das Netz um jemanden in der Stadt zusammen, und deshalb läßt man uns hier in Ruhe. Ich bin sicher, daß die Polizei inzwischen schon ganz klarsieht.«
    Jim wich Lucias Augen aus, und seine Stimme klang sehr laut: »Der Gedanke ist recht tröstlich. Trotzdem ist es besser, wenn du während der nächsten Tage bei Lucia bleibst. Aber nun wollen wir aufbrechen, mein Kind. Ich muß zum Gestüt hinauf; >Raubritter< ist auf der

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