Lautlos
Clinton. Sie überlassen nichts dem Zufall. Ich habe gehört, es sind keine von unseren Leuten, sondern Amis, die den Präsidentenjumbo einweisen. Nicht mal das lassen sie uns machen.«
»Ihr seid nicht mehr so ganz der Herr im Haus, kann das sein?«, spottete O'Connor.
Mahder sah ihn an.
»Darauf können Sie Gift nehmen!«
Er folgte dem Verlauf der provisorischen Straße. Vor ihnen wurde eine riesige planierte Ebene sichtbar. Zur Rechten erstreckte sich die gläserne Front des T2.
»Tja«, sagte Mahder. »Schon nicht schlecht, was?«
Wagner betrachtete wortlos den gewaltigen Bau. Obwohl es noch rund ein Jahr dauern würde bis zur Eröffnung, konnte man sich der Faszination schon jetzt schwerlich entziehen. Paradoxerweise waren es gerade die ausladenden Dimensionen, die das Filigrane an der Architektur zur Geltung brachten. Die spinnennetzartige Konstruktion des Dachs schien über den endlosen Glasflächen zu schweben.
»Es sieht toll aus«, sagte sie ehrlich beeindruckt.
»Warten Sie, bis die Fluggastbrücken fertig sind. Acht gläserne Brücken, über die Sie in den Flieger gelangen. Wie im Märchen.«
»Ja«, sagte O'Connor. »Ein wahres Luftschloss!«
Mahder lenkte den Wagen auf die planierte Fläche und fuhr in gemächlichem Tempo die Fassade entlang. Überall waren Arbeiter zu sehen. Menschen mit Helmen kletterten auf Gerüsten im Innern des Gebäudes herum, schweißten, hämmerten und bewegten Materialien.
»Wir sind hier auf dem neuen Vorfeld«, erklärte er. »Im Grunde entsteht hier ein zweiter Flughafen. Die Kapazitäten werden verdoppelt, nur halt auf einem ganz anderen Niveau als bisher.«
»Wie lang ist der Kasten?«, fragte O'Connor interessiert.
»Rund vierhundert Meter.« Mahder zeigte auf eine Gruppe Männer in dunklen Overalls mit Schirmmützen, die eben aus dem Terminal herauskamen und zu einem Transporter gingen. »Das sind auf jeden Fall Amerikaner. Schnüffeln überall rum. Einmal haben sie es beinahe umgestülpt, so genau haben sie alles unter die Lupe genommen. Zusammen mit den Jungs von der SI, damit die nicht auf die Idee kamen, sie hätten im eigenen Haus nichts mehr zu sagen. Mittlerweile sieht man hier kaum noch Sicherheit. Verstehen Sie, wenn hier jemand eine Waffe hätte verstecken wollen, wäre es aufgefallen. Oder ein Schütze, der von hier auf die Maschine ballert – gänzlich unmöglich!«
»Wo kommen die Flieger denn rein?«
»Wahrscheinlich hier.« Mahder wies auf die Seite des Vorfelds, die dem Terminal gegenüberlag.
»Ach! Da ist schon die Landebahn?«
Der Abteilungsleiter lachte.
»Ich weiß, man verliert schnell die Übersicht. Sie müssen sich das komplette Flughafengelände als rund fünf Kilometer langes Gebilde vorstellen. An der Kopfseite ist der eigentliche Airport, Autobahnzubringer, Terminal. – Warten Sie mal, Kopf ist gut, passen Sie auf, das Airport-Building ist Ihr Kopf, und Ihre Augen geben die Position des alten Terminals an. Ja? Die lange Landebahn beginnt gleich neben Ihrem linken Ohr. Das neue Terminal hingegen ist Ihr linkes Ohr. Darum haben Sie eine phantastische Sicht von hier, Sie sehen die Vögel kurz vor der Bodenberührung, es ist toll!«
»Beeindruckend«, sagte O'Connor. »Und so werden auch die Staatsgäste einfliegen?«
»Tja.« Mahder setzte einen verschmitzten Ausdruck auf. »Das weiß eben keiner so genau, von welcher Seite sie die Bahn anfliegen. Soviel ich weiß, bleibt es bis zur letzten Sekunde offen. Andererseits – was weiß ich schon.«
Wagner überlegte. Wenn Mahders Aussage zutraf, machte eine Manipulation am neuen Terminal keinen Sinn. Von hier ein Attentat zu planen, war dann ziemlich sinnlos.
Sie fuhren weiter, ließen den Neubau hinter sich und erreichten den Vorfeldbereich des Terminal 1. Zwei sternförmige Gates zweigten von dem Hufeisenbau ab. Je ein halbes Dutzend Flieger konnte hier andocken. Mahder lenkte den Wagen über die riesigen Freiflächen und fuhr eine Reihe merkwürdiger Kurven, bis Wagner erkannte, dass er einer aufgemalten Fahrbahnmarkierung folgte. Ein Stück vor ihnen rollte eine französische DC 8 über das Feld. Einen Moment lang sah es so aus, als hielte die Maschine direkt auf sie zu, dann bog sie ab zu einem der Sterne.
»Wir haben drei Landebahnen«, erklärte Mahder im Tonfall eines Dozenten. »Der Super-Runway, von dem wir gerade sprachen, zieht sich vom Terminal bis in die Heide. Er hat eine Länge von 3800 Metern. Wir sind einer der wenigen Airports, auf dem Space Shuttles
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