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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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zeigte sich. Wenn jetzt jemand kam, war es aus. Sie konnte sich den Weg freischießen, aber was dann? Wen sollte sie noch alles töten?
    Sie hatte es satt.
    Mit leisem Rumpeln kam das Tor zum Stillstand. Jana ließ das FROG in ihren Blouson gleiten und deutete mit der Waffe ins Innere der Spedition.
    »Da rein«, sagte sie. »Schnell.«
    O'Connor starrte sie an.
    »Sie können uns jetzt nicht entführen«, sagte er. »Wir müssen dringend duschen und haben Hunger und –«
    »Ich werde schießen«, sagte sie ruhig.
    Es verfehlte seine Wirkung nicht. Die drei betraten den Hof. Jana folgte ihnen. Sie hörte, wie sich das Tor hinter ihr schloss, dann öffnete sich die Tür zur Halle, und Gruschkow kam zum Vorschein. In seiner Rechten ruhte eine Glock, wie sie selbst eine trug.
    »Gleich drei?«, sagte er auf Italienisch. »Ließ sich das nicht vermeiden?«
    »Nein.«
    Sie dirigierte O'Connor, Wagner und den Schwarzen hinein. Gruschkow trat zur Seite und ließ sie durch. Jana sondierte die Lage. Der YAG war eingefahren, allerdings ein gutes Stück von seinem ursprünglichen Platz entfernt. Der Testaufbau stand immer noch. Kuhn lag regungslos am Boden. Aus der Hallenmitte kam ihnen Mahder entgegen.
    »Jana«, rief er. »Endlich!«
    Beim Anblick des Lektors ließ Wagner alle Vorsicht fahren und lief zu ihm hinüber. Er drehte ihr den Kopf zu und ließ ein Ächzen hören. O'Connor bedachte Jana mit einem Blick, als wolle er ihr im nächsten Moment an die Gurgel springen, und Gruschkow hob drohend seine Waffe. Jana hielt ihn zurück. Sie deutete mit dem Pistolenlauf zur Wand, wo Wagner neben Kuhn auf die Knie gesunken war.
    »Alle da rüber«, sagte sie.
    »Jana«, flehte Mahder. »Bitte geben Sie mir das Geld. Ich muss weg, ich kann keine Sekunde länger hier bleiben.«
    Jana schenkte ihm keine Beachtung.
    »Warum mussten Sie die ganze Bande mitbringen?«, flüsterte Gruschkow. »Hier wird alles außer Kontrolle geraten, wenn wir nicht augenblicklich verschwinden.«
    »Weil die ganze Bande drauf und dran war, uns reinzureiten«, antwortete sie leise. »In fünf Minuten hätten wir hier die halbe Kölner Kripo gehabt, und auf offener Straße konnte ich sie ja wohl schlecht erschießen.«
    »Dann erschießen Sie sie jetzt!«
    »Jana!«
    Mahder trat vor sie hin. Er wirkte nervös und aggressiv. Über den falschen Zähnen sträubte sich sein blonder Schnurrbart.
    »Halten Sie den Mund«, sagte Jana.
    »Ich werde meinen Mund halten, sobald ich mein Geld bekommen habe. Sie haben alles vermasselt, Sie blöde Kuh.«
    »Ich sagte, Sie sollen schweigen.«
    »Ich will keine Minute länger hier bleiben als unbedingt nötig, hören Sie?«
    »Sie bleiben exakt so lange hier, wie ich es für richtig halte.«
    »Scheiße!«, schrie Mahder. »Einen Scheißdreck werde ich tun, ich habe Angst, verstehen Sie? Herrgott, die suchen mich! Ich will hier raus!«
    »Mahder! «
    »Lecken Sie mich am Arsch! Geben Sie mir endlich, was mir zusteht.«
    »Sie bekommen, was Ihnen zusteht«, sagte Jana.
    Mit einer schnellen Bewegung richtete sie die Pistole auf den Abteilungsleiter und drückte ab. Der Schuss traf Mahder zwischen die Augen. Er wurde nach hinten geschleudert, schlug auf und blieb regungslos liegen.
    Jana starrte einen Moment lang auf die Leiche. Sie fühlte sich seltsam unbeteiligt.
    Dann richtete sie die Waffe auf die Gruppe an der Wand.
DRAKE
    Mittlerweile herrschte dämmriges Zwielicht.
    Die vier Männer näherten sich der Spedition von der rückwärtig gelegenen Straße. Sie liefen an der Mauer entlang, bis ihnen Drake mit einer Handbewegung gebot, stehen zu bleiben.
    »Hier«, sagte er leise.
    Vor seinem geistigen Auge entstand der Grundriss des Geländes. Er kannte die Anlage bis ins letzte Detail. Die Fläche der Spedition war annähernd quadratisch und maß etwa vierzig mal vierzig Meter, die Halle lag von der Einfahrt gesehen rechts hinten, also ihnen zugewandt, und war in die umgebende Mauer hineingebaut worden; Rückseite und rechte Längswand bildeten zugleich die Begrenzung zur Straße und zum Nachbargrundstück. Der größte Teil der hofzugewandten Seite ließ sich über Rolltore öffnen, an der Vorderseite gab es eine Tür, das einzige Fenster lag im hinteren Bereich zur Mauer hin. Es gehörte zu einem der drei Räume, die von der Halle abgeteilt waren. Früher war da ein Büro gewesen, jetzt barg es Feldbetten, Kaffeemaschine, Kochmöglichkeit, Kühlschrank und diverse Gegenstände, die Jana für ihre Metamorphosen

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