Lautlos
Vorstand für Ihre Zusammenarbeit mit Microsoft interessiert?«
»Nein, aber es freut uns zu hören.«
Ardenti räusperte sich. »Was machen Sie denn mit denen, wenn ich mir die Frage erlauben darf? Ich hörte, man sei mit einem Kaufangebot an Sie herangetreten.«
»Das ist kein Geheimnis«, sagte Firidolfi. »Wir haben natürlich abgelehnt.«
»Das freut mich zu hören.«
»Aber wir werden gemeinsam ein paar Lösungen weiterverfolgen, um die Nutzung des Internets stärker zu individualisieren«, erklärte sie. »Neuronet arbeitet an einer Finder-Generation, die kurz davor ist, persönliche Freundschaften zu ihren Usern zu entwickeln.«
»Geisterhaft!«
»Überhaupt nicht. Das Programm speichert einfach nur Ihr Persönlichkeitsprofil und lernt ständig dazu. Sie können ihm natürlich jeden beliebigen Befehl geben, aber solange Sie ihm gewisse Freiheiten einräumen, denkt es für Sie mit.«
»Wer also«, sagte Ardenti gedehnt, »etwas über mich erfahren will, muss nur warten, bis ich online bin, um dann meine Codierung zu knacken. Ist das nicht sehr gefährlich, wenn der Computer beginnt, meine Persönlichkeit zu verwalten?«
»Er verwaltet sie ja nicht. Er selektiert und macht Vorschläge. Was den Zugriff angeht, so stehen wir in Verbindung mit dem Chaos Computer Club in Hamburg. Die haben spaßeshalber versucht reinzukommen. Es ist ihnen nicht gelungen, also gehen wir bis auf weiteres davon aus, dass die Codierung einwandfrei ist.«
Ricardo wies auf die Golftrophäen, die hinter Ardenti auf einem Sideboard aufgereiht waren.
»Ein Beispiel. Das Programm durchforstet, wenn es einmal Ihre Passionen kennt, regelmäßig das Netz nach allem, was mit Golf zu tun hat. Nehmen wir an, Sie schätzen das Klima des hohen Nordens …«
»Bewahre!«
»Nur mal angenommen. Das weiß der Finder, also konzentriert er seine Suche auf die entsprechenden Plätze. Sie können eine beliebige Reihe von Icons anlegen, auch eines für Golf. Wenn der Finder etwas aufgestöbert hat, von dem er meint, es würde Sie interessieren, blinkt das Icon, und Sie rufen die Neuigkeiten ab – sagen wir, drei Tage Irland, Cliffs of Moher, Steilküstenplatz in zweihundert Metern Höhe, was Außergewöhnliches! Komplettpaket mit zwei Übernachtungen und Luxusdinner im nahe gelegenen Schloss.«
»Da wollte ich tatsächlich schon mal hin«, sinnierte der Direttore.
»Sehen Sie. Sie geben dem Finder also den Befehl, das Angebot für kommendes Wochenende zu buchen. Der Zufall will es, dass eine Ihrer Kolleginnen aus dem Vorstand mit dem gleichen Finder arbeitet. Nach gegenseitiger Absprache können Sie Ihre Programme miteinander vernetzen, nehmen wir weiter an, das haben Sie getan. Nun sieht Ihr Finder plötzlich, dass die Kollegin das nämliche Arrangement für ein späteres Wochenende gebucht hat. Was wird er also tun?«
»Er wird mir einen Vorschlag machen«, überlegte Ardenti, sah an Ricardos Miene, dass er ins Schwarze getroffen hatte, und strahlte.
Ricardo nickte.
»Richtig. Er wird Ihnen vorschlagen, das spätere Wochenende zu fahren, um die Freuden des Golfspiels mit der Dame zu teilen.«
»Wird er darauf bestehen?«, fragte Ardenti spitzbübisch. »Die Qualitäten unserer weiblichen Vorstandsmitglieder sind eher fachlichen Charakters.«
Firidolfi lachte, während sie im Geiste den Terminkalender für die anstehende Woche durchging.
»Nur, wenn ich die Vorstandskollegin wäre«, sagte sie.
Ardenti breitete die Hände aus wie ein Prediger und legte den Kopf schief.
»In diesem Fall müsste er nicht insistieren, Signora.«
Komm zum Ende, dachte Firidolfi. Sie schickte einen schnellen Blick zu Ricardo, der besagte, dass genug geplaudert worden war. Ihr Privatsekretär verstand augenblicklich. Sie hatten Ardenti einerseits hinreichend beeindruckt, andererseits nichts verraten, was er nicht auch woanders hätte erfahren können. Derartige Balancen waren Ricardos Spezialität. Zwischen komprimiertem Informationsaustausch und Small Talk wusste er sich ebenso leichtfüßig zu bewegen wie der Direttore. Er verstand es, Sekunden und Minuten so zu investieren, dass sie sich in Stunden und Tagen verzinsten. Nie gab er seinem Gegenüber das Gefühl, berechnend zu sein, und immer war er es. Soeben hatte er Ardenti das wärmende Gefühl vermittelt, sein Vertrauen und seine Fürsprache gut angelegt zu haben.
Als rechte Hand von Laura Firidolfi war er perfekt.
Aber es gab noch jemandem, dem er wertvolle Dienste leistete.
Sie fragte sich,
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