Leadershit - warum es Arschloecher in Wirtschaft und Politik am weitesten bringen
schließlich die Mittel, und der Zweck heißt selbstsüchtige Arroganz, und darauf sind Arschlöcher auch noch stolz.
Ein Normalo versucht, in einem vollen Aufzug nicht zu furzen. Beim Satansbraten bläst der Wind direkt aus dem Stufenheck, und er tut so, als sei dies das Normalste der Welt. Konsequenterweise muss in eine Sitzung schnell mal etwas mehr Struktur rein, es braucht klare Ansage und die Bereitschaft, lustvoll die Fliege auf dem Tisch auszudrücken. Selbstverständlich so, dass es alle sehen. »Stecken Sie diese Arbeit hinten rein, aber sorgen Sie dafür, dass sie nicht mehr rauskommt« ist keine Beleidigung, sondern technisch gesehen ein Befehl. Wer das nicht lustig findet, ist ein Versager, eine elende Pumpe, Hintergrundlärm, den ein Arschloch für seine Selbstinszenierung braucht. Diese Sausackigkeit schließt aus, dass man um etwas bittet. Ein Arschloch weist an. Und setzt die Termine bis vorgestern. Ein Arschloch verheizt problemlos jedes Jahr eine Sekretärin. Den diesbezüglichen Rekord hält der Hollywood-Mogul Scott Rudin. Gemäß Schätzung des »Wall Street Journal« verheizte Rudin in fünf Jahren 250 persönliche Assistentinnen. Das macht eine durchschnittliche Verweildauer von einer Woche, Feiertage und Urlaub mit eingerechnet. Das wird diesem Meister aller Arschklassen so schnell keiner nachmachen. Laut seiner eigenen Einschätzung seien es zwar nur 119 gewesen. Ein falscher Muffin zum Frühstück? Gefeuert. Im Online-Magazin »Salon« erinnert sich eine ehemalige Assistentin: »Das Letzte, was ich von ihm sah, war der gestreckte Mittelfinger.« 8
Ist Ihnen wichtig, was andere Leute denken? Sie eignen sich nicht zum Arschloch. Sie klauen nicht gerne anderer Leute Ideen und geben sie als Ihre eigenen aus? Pech gehabt, ein Meisterarsch gibt sich sogar als Erfinder des Fragezeichens aus. 9 Sie versuchen, andere nicht zu brüskieren? Schade, denn das Einzige, was Sie auf dieser Welt weiterbringt, sind Ihre Eier. Sie stellen sich hinten in einer Reihe an? Schön, dann kann sich ja der Arsch besser vorne reindrängen. Sie schauen dann weg und sagen nichts? Umso besser für den Arsch. Sie verlangen von einem Arbeitskollegen einen Bericht, den er bitte sofort in Ihr Büro bringen soll? Auf Ihrem Tisch liegt ebendieser Bericht schon da? Sie schämen sich dafür? Nicht das Arschloch. Es macht sich vor Spaß in die Unterhose. Der Handy-Klingelton eines Arschlochs ist von Rammstein (mindestens »Feuer frei«). Die zwei typischen Handbewegungen? Eine Hand am Ohr, die andere im Schritt. Überhaupt ist Telefonieren die ideale Tätigkeit, das Gehänge in Position zu bringen.
Sutton unterscheidet temporäre Arschlöcher und amtliche Arschlöcher. Diese Unterscheidung scheint mir hilfreich, denn ein temporärer Arsch ist ein zwischenzeitlich rückfälliges Weichei. Es genießt zwar den Status als temporärer Arsch, denn er ist der Überzeugung, dass Frauen auf Arschlöcher abfahren. Doch: »Wie die meisten Vorstadtlegenden trifft auch diese so nicht zu. Denn wie meine Studien ergeben haben, fahren Frauen nicht auf Arschlöcher ab. Sie fahren total auf Arschlöcher ab.« 10 Temporäre Arschlöcher arbeiten noch an ihrer Zweierkiste, wo amtliche Arschlöcher schon lange die serielle Polygamie praktizieren. Amtliche Arschlöcher grüßen grundsätzlich nicht, keinen Wachmann am Eingang, keine Sekretärin auf dem Flur, die Ausnahme ist der Vorstand, der noch nichts von seiner bevorstehenden Ablösung weiß. Da huscht dem Arschloch schon mal ein leises Lächeln über die Lippen und verschafft ihm einen unterirdischen Höhenrausch.
Die Arbeitswelt scheint idealer Nährboden für das Arschloch zu sein. Es braucht ja einige Qualitäten, die ein amtliches Arschloch ausmachen, um schnell auf der Karriereleiter weiterzukommen. Die Grenze zwischen straffer Führung, Effizienzorientierung und Arschlochtum sind fließend. Darum wird die Welt von einem Haufen Arschlöcher regiert, die wiederum von noch größeren Drecksäcken und Schweinen bezwungen werden. 11 Dschungelcamps und Reality- TV lassen grüßen.
4.
Mehr, als man denkt: Arschlöcher sind überall
Die gefühlte Wahrnehmung ist: Arschlöcher sind überall. Aber ist dem so? Als seriöser Unternehmensberater liegt mir nicht nur die Polemik, sondern ich habe mich auch um Fakten bemüht. Leider ist dies ein unerforschtes Thema. Höchste Zeit also, dass Fakten auf den Tisch kommen. In einer repräsentativen Befragung der deutschen arbeitenden Bevölkerung haben
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