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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Nachmittag im Sturm von Wyk auf
Föhr ausgelaufen ist. Kurs Amrum, aber da ist er nicht angekommen. … So, keine
Meldung. … Ja, da wäre ich Ihnen sehr verbunden, Kollege. Sie erreichen mich
direkt auf Föhr unter folgender Telefonnummer:« - er las die Nummer seines
Großvaters aus seinem Notizbuch vor – »Wie? … Ach so, Haffmöwe heißt der
Kutter, gemeldet in Wyk. Der Halter ist ein Fischer namens Heinrich Leander. …
Mein Großvater, ja. … Vielen Dank, ich warte dann auf Ihren Anruf.«
    »Soso, L-K-A«, höhnte der Hafenmeister, jeden Buchstaben
einzeln betonend, als Leander den Hörer aufgelegt hatte. »Da lässt sich natürlich
immer was machen, so auf dem kurzen Dienstweg.«
    Leander griff nach einem
Notizblock und einem Stift, ohne auf die Stichelei zu antworten, schrieb die
Telefonnummer seines Großvaters auf und schob den Block über den Tisch.
    »Da bin ich zu erreichen, wenn Sie etwas hören. Moin!«
    Mit diesem Gruß, der nicht erwidert wurde, verließ er das Büro
und schlug den Weg zur Fußgängerzone ein.
     
    Gleich gegenüber dem Hafen lag der Deichdurchbruch, durch
den Leander zum Rathausplatz gelangte. Geradeaus führte der Sandwall am Strand
entlang. Rechts davon gingen mehrere kleine Straßen ab, zuerst die
Carl-Häberlin-Straße, dann die Große Straße, eine von drei zur Fußgängerzone
umgebauten Straßen. Dann folgte die Mittelstraße, in die Leander nun einbog.
Kleine Geschäfte befanden sich hier, die einladend und urgemütlich wirkten, ein
Töpferladen mit Tonschafen und anderer Deko im Fenster, weiter oben die Windrose mit Wetterbekleidung, rechts gegenüber eine Buchhandlung mit dem Namen Bücher
und Mee(hr) , eine von drei Buchhandlungen in Wyk, wie Leander aus dem
kurzen Sommerurlaub wusste. Eine zweite, die Inselbuchhandlung , befand
sich weiter hinten in der Mittelstraße; die dritte weiter unten am Sandwall
trug den ulkigen Namen Bu-Bu als Abkürzung für Bunter Buchladen .
    Links lag nun die Wilhelmstraße, Heinrich Leanders Adresse.
Bevor er sich jedoch dorthin wandte, betrat er die Bäckerei Hansen, um für sein
Frühstück einzukaufen.
    Auf das Klingeln der Ladentür wandte sich eine von fünf jungen
Verkäuferinnen ihm zu und hielt Leanders Gruß ein schlichtes »Moin« entgegen.
Leander kaufte Körnerbrötchen, sogenannte Kornkracher, und Croissants, außerdem
nahm er ein Pfund Kaffee – Hinnerk hatte als echter Friese immer nur Tee im
Haus –, ein Päckchen Halbfettmargarine und eine Flasche Milch aus dem Regal.
Auf dem Rückweg zur Wilhelmstraße kam er an der Metzgerei Friedrichs vorbei.
Hier erstand er bei einem grauhaarigen Herrn mittleren Alters ein paar Scheiben
Rauchfleisch und ein Stückchen Föhrer Bauernschmaus, eine Art Leberpastete mit
Grieben. Er zahlte an einer alten Registrierkasse, die noch klingelte, wenn zum
Auswerfen der Summe eine Kurbel an der Seite betätigt wurde, und machte sich
dann endgültig auf den Weg nach Hause.
    Leander betrat das Friesenhaus nun viel bewusster und fand die
Ruhe befremdlich, die ihn nach dem Schließen der Haustür umgab. Er ging den
Flur entlang, öffnete die Tür zur Wohnstube, einem lang gestreckten und für die
bescheidene Größe des Hauses sehr großzügigen Raum, in dem er im Sommer mit dem
Großvater lange Gespräche geführt hatte. Durch das Dämmerlicht, das durch einen
schmalen Spalt zwischen den geschlossenen Fensterläden hereinsickerte, machte
Leander schemenhaft den friesischen Schrank, die Bücherregale, die Sitzgarnitur
und den niedrigen Tisch aus. Auf den ersten Blick hatte sich hier nichts
verändert.
    Dann wandte er sich der Tür gegenüber zu, hinter der sich die
Küche befand. Daneben war ein altertümlicher Drehlichtschalter angebracht, der
eine blasse Porzellanlampe im landestypischen Friesenblau aufleuchten ließ. Ein
behäbiger alter Gasherd bildete das Hauptgewicht gegenüber der Tür, dazu gab es
einen kleinen Tisch direkt unter dem Fenster, das ebenfalls noch mit Holzläden
verschlossen war, zwei Holzstühle, einen Glasschrank mit Porzellan, auch in
Friesenblau, und eine Spüle, neben der auf Unterschränken eine kleine
Arbeitsfläche zur Verfügung stand. An den wenigen freien Wandflächen hingen
Kellen, Messer und ein Gewürzregal, dessen erstaunlichen Umfang Leander bereits
im Sommer bewundert hatte. Dennoch betrachtete er den Raum jetzt mit anderen
Augen, denn nun registrierte er das Haus wie ein Kriminalist, der eine Bestandsaufnahme
machen und abschätzen musste, ob hier etwas

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