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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Hafen zurück
sind.«
    »Entschuldigen Sie, Frau Husen, das war gedankenlos von mir.«
Leander machte ein übertrieben zerknirschtes Gesicht, musste sich aber wirklich
eingestehen, dass die Frau recht hatte. »Wollen Sie sich nicht zu mir setzen?
Trinken Sie eine Tasse Kaffee mit mir, dann erzähle ich Ihnen alles.«
    Statt einer Antwort ging Frau Husen zum Geschirrschrank,
entnahm ihm eine Tasse und goss sich selbst Kaffee ein, um sofort
klarzustellen, wer hier zu Hause war. Dann setzte sie sich Leander gegenüber,
der ihr die Milchtüte hinschob.
    Mit einem Blick, der sagte: »Sie hätten mir ruhig einschenken
können!« erklärte Frau Husen: »Ich trinke schwarz!« und nahm geräuschvoll einen
Schluck.
    »Natürlich«, entgegnete Leander, »wie auch sonst?«
    In ihm kämpfte sein Schuldgefühl mit Wut, Abneigung und Ekel,
aber er nahm sich vor, sich nicht provozieren zu lassen. Schließlich führte
Frau Husen seinem Großvater seit vielen Jahren den Haushalt und nahm daher
nicht ohne Grund so etwas wie Hausrecht für sich in Anspruch.
    »Ich war leider nicht sehr erfolgreich«, begann er vorsichtig,
»der Kutter liegt nicht im Hafen, und vom Großvater fehlt zur Stunde jede
Spur.«
    Frau Husens Blick war kalt und ausdruckslos. Was hinter der
grauen Schale vor sich ging, war an keinerlei Regung ablesbar. Dann erhob sie
sich steif und machte einen Schritt auf die Küchentür zu.
    »Das heißt, Sie werden zumindest im Moment alleine hier wohnen.
Ich zeige Ihnen alles, kommen Sie«, befahl sie unbeeindruckt.
    Leander wollte zunächst darauf hinweisen, dass er schon einmal
hier gewesen war, gehorchte aber dann und erhob sich. Er würde alles
widerstandslos über sich ergehen lassen, umso schneller hätte er es hinter sich
– zumindest hoffte er das.
    Frau Husen trat durch die gegenüberliegende Tür in die
Wohnstube, steuerte die geschlossenen Fenster an und öffnete sie, um mit
geübtem Schwung die Fensterläden aufzustoßen. Kühles Morgenlicht ergoss sich in
den lang gestreckten Raum und flutete ihn wie eine Lawine, die in Regionen
vordrang, in denen sie eigentlich nichts zu suchen hatte. Halb geblendet ließ
Leander seine Augen nach Haltepunkten suchen, die sie schließlich an den
Fächern des Schrankes fanden. Schlagartig überkam ihn das Gefühl, dass hier
irgendetwas anders war als bei seinem Besuch im Sommer, aber Frau Husen ließ
ihm keine Zeit, diese unbestimmte Ahnung in Gewissheit zu verwandeln und die
Veränderung zu greifen.
    »Die gute Stube kennen Sie ja bereits. Hier ist noch alles so
wie im Sommer.«
    Leander spürte den immanenten Befehl, er habe es gefälligst
auch so zu lassen.
    »Allerdings hat Ihr Großvater im Herbst die Wände weißen
lassen.«
    Frau Husen räusperte sich kurz und rau und quetschte sich dann
unvermittelt an Leander vorbei in den Flur, um vor ihm die schmale Treppe ins
Obergeschoss zu erklimmen. Die Stufen waren steil und kurz, und Leander musste
sich vorsehen, weil es ihm nicht gelang, einen Schrittrhythmus zu finden. Oben
angekommen öffnete Frau Husen die Tür rechts der Treppe.
    »Das Bad«, erklärte sie knapp und gab den Blick in einen Raum
frei, der exakt die Größe der darunterliegenden Küche hatte, lediglich durch
die Dachschräge eingeschränkt, und grässlich quietschgrün gefliest war. »Das
werden Sie ja wieder mitbenutzen. Hier hat alles seine Ordnung.«
    Dann wandte sie sich der gegenüberliegenden Tür zu. Dahinter
befand sich das Schlafzimmer, aus dem ein noch muffigerer Geruch drang als aus
den anderen Räumen. Frau Husen öffnete auch hier das Fenster, das in einer
weitschweifigen Fledermaus-Gaube untergebracht war, und stieß die Holzläden
zurück. Sofort drang ein frischer Luftzug in den Raum. Die Tapete war mit
braunen und grünen Blüten bedeckt, die besser in ein Ankleidezimmer aus dem
neunzehnten Jahrhundert gepasst hätten.
    »Schlafen werden Sie natürlich wieder in der Stube nebenan«,
erklärte Frau Husen und rauschte an ihm vorbei.
    Links neben dem Schlafzimmer
befand sich eine weitere Tür. Frau Husen stieß sie auf, drehte das Licht an und
trat zur Seite.
    »Das war früher einmal das Kinderzimmer. Ihr Vater hat hier
geschlafen. Ich benutze es nun zum Bügeln und Wäschestopfen.«
    »Ich weiß«, entgegnete Leander gereizt, »ich habe schließlich
schon im Sommer hier gewohnt.«
    Der Raum war fast leer. An den Wänden befanden sich zwei große
altdeutsche Kleiderschränke, in der Mitte stand ein klappriges Bügelbrett,
unter dem Fenster ein

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