Leander und der tiefe Frieden (German Edition)
stellvertretende
Ortsgruppenleiter Albrecht Wriedt seine schützende Hand über die jüdische Ehefrau
des Dr. Schulz gehalten und dafür gesorgt, dass sie nicht deportiert wurde.
Derartige, durchaus nicht nur uneigennützige Beispiele positiven Handelns
finden in der fiktiven Roman-Figur des Roeloffs ihren Niederschlag. Eine
Fluchthilfeorganisation auf Föhr, die noch dazu vom NSDAP-Ortsgruppenleiter
geschützt wurde, hat es indes nie wirklich gegeben.
***
Trotz der genauen historischen Informationen ist dies also
ein Roman, eine fiktive Geschichte, die neben dem nötigen Persönlichkeitsschutz
auch der Fantasie und den Vorlieben des Autors Rechnung trägt. Es war nicht das
Ziel, die Wirklichkeit 1:1 abzubilden oder gar einen historischen
Tatsachenroman zu verfassen. Nur eine Anforderung sollte der Roman auf jeden
Fall erfüllen: Er sollte realistisch, also im Kästnerschen Sinne wahr sein!
Darüber hinaus sollte der Roman auch die Atmosphäre vor allem
des Städtchens Wyk wiedergeben, was hoffentlich gelungen ist. Auch dabei habe
ich mir ein paar Freiheiten herausgenommen. So gibt es zum Beispiel im Haus
der Landwirte heute kein Restaurant mehr. Früher, vor mehr als zehn Jahren,
gab es das, und es war in etwa so, wie Henning Leander es erlebt. Ebenfalls
eine Reminiszenz an die alten Zeiten ist die Darstellung der Galerie in der
Westerstraße. Zwar hat dort keine Eiken Jörgensen mit ihrem Großvater gewohnt,
aber die Galerie hat es doch gegeben, und das Gemälde Ein Wrack träumt hat dort – und nicht in der Kanzlei irgendeines Notars – auf mich den
beschriebenen Eindruck gemacht.
Der Galerieholländer mit der Aufschrift Venti Amica existiert ebenfalls an genau der angegebenen Stelle in der Wyker Mühlenstraße.
Die Windmühle ist in Privatbesitz und natürlich nicht von Notar Petersen
bewohnt.
Auch einen Fischhändler namens Raabe hat es in Wyk gegeben, nur
die im Roman dargestellte Biografie ist frei erfunden. In einem Zimmer über dem
Geschäft habe ich vor sehr vielen Jahren einmal gewohnt und den Fischgeruch
seither verinnerlicht. Heute befindet sich in dem ehemaligen Fischgeschäft in
der Mühlenstraße eine Wohnung. Das Hotel Colosseum ist sogar ganz
abgerissen worden und hat modernen Geschäftshäusern Platz gemacht, was ich als
großen Verlust empfinde.
Das Kleine Versteck gibt es übrigens wirklich; es liegt
in der Mühlenstraße und war tatsächlich einmal die katholische Kirche Wyks.
Seit vielen Jahren befindet sich eine echte Seefahrerkneipe darin. Nur der
Besitzer ist kein ehemaliger Priester, den alle Mephisto nennen. Diese Figur
ist erfunden und lediglich eine konsequente gedankliche Fortentwicklung der
Tatsache, dass aus einer Kirche eine Kneipe gemacht wurde. An dieser Stelle ist
mir wichtig, klarzustellen, dass auch die ketzerischen Reden des kleinen Mannes
der ausgeprägten Figurenzeichnung geschuldet sind. Ich enthalte mich da
persönlich jeder Bewertung.
Auch Henning Leander ist natürlich erfunden. Wie wahr diese
Figur ist, möge jeder Leser selbst entscheiden. Ich jedenfalls wünsche ihm,
dass er auf Föhr die Muße findet, die für ihn so überlebenswichtig ist, und
werde seinen Weg weiterhin verfolgen.
Danksagung
Ich danke an erster Stelle meiner Familie: meiner Frau Susanne
für ihre Unterstützung bei den Recherchen auf Föhr und dafür, dass sie oftmals
mehr an mich glaubt als ich selbst; meinen Kindern Patrick und Sina für den Anschauungsunterricht
in Sachen Streitgespräche und Schlagfertigkeit, die gelegentlich sehr
inspirierend sein können.
Für die Anregungen, die in die Diskussionen der Skatbrüder
eingeflossen sind, bedanke ich mich bei meinen eigenen Skatbrüdern Artur,
Michael und Jürgen. Wir spielen seit über dreißig Jahren besagte Atomrunde und diskutieren jedes Spiel in seinen einzelnen Zügen nach. Langweilig wird das
nie.
Sehr hilfreich bei meinen Recherchen war der E-Mail-Kontakt mit
Heinz Lorenzen, dem Bürgermeister von Wyk. Vielen Dank für die Informationen,
ohne die der Handlungshintergrund reine Fiktion geblieben wäre.
Außerdem danke ich meiner Verlegerin Heike Gerdes für ihr
Vertrauen und die Unterstützung meiner aktuellen und zukünftigen
Roman-Projekte.
Großer Dank gebührt meiner Lektorin Maeve Carels, die mit
unnachgiebiger Gründlichkeit das Manuskript durchgearbeitet und mit
augenzwinkernden Anmerkungen versehen hat. Ihr gelingt es, selbst tiefste
semantische Strukturen zu durchdringen, so dass es sehr viel Spaß macht,
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