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Rolf Torring 047 ~ Unter Hereros

Rolf Torring 047 ~ Unter Hereros

Titel: Rolf Torring 047 ~ Unter Hereros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel.  
      In Lehutitang.  
     
      Die Wasserstelle, an der vor uns die Hereros geruht hatten, lag hinter uns. Noch fünfzig Kilometer hatten wir zu marschieren, dann mußten wir auf die Stadt mitten in der Wüste, auf Lehutitang, stoßen, zehn Kilometer vorher aber noch eine Wasserstelle erreichen.  
      Sehr nahe war der Tod an uns vorbeigegangen, als die beiden wichtigen Wasserstellen durch den Kaffer Schewa vergiftet worden waren. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, aber durch einen forcierten Nachtmarsch gelang es uns doch, wieder eine frische Wasserstelle zu erreichen.  
      Unser Weitermarsch war glatt vor sich gegangen, obgleich wir stets in schwerer Gefahr waren, weil unsere Wasserschläuche von dem Verkäufer in Schoschong angebohrt waren.  
      Das hatten natürlich die Hereros veranlaßt, die sich jetzt im Besitz der kostbaren, kleinen Statue befanden, die der geheimnisvollen, unterirdischen Stadt entstammte. (Siehe Band 44—46.)  
      Anderseits waren unsere defekten Wasserschläuche, die während eines Tages immer die Hälfte ihres Inhaltes verloren, auch ein Ansporn für uns, möglichst schnell zu gehen.  
      So hatten wir den Vorsprung, den die Räuber vor uns hatten, schon bedeutend aufgeholt. Jetzt konnten wir, wenn wir am Abend die Stadt erreichten, hoffen, sie dort zu fassen. Fünf Mann waren es noch, die anderen waren durch das Gift des Kaffern neben den Wasserstellen umgekommen.  
      Wie wir es in den letzten Tagen stets gehalten hatten, waren wir schon einige Stunden vor Sonnenaufgang aufgebrochen und befanden uns, als der Tag anbrach, schon weit in der furchtbaren Kalahari, nur auf uns allein angewiesen.  
      Pongo blieb plötzlich stehen, prüfte schnuppernd die Luft und machte ein sehr besorgtes Gesicht.  
      „Was hast du, Pongo?" fragte Rolf.  
      „Nicht gut sein, Massers," sagte der Riese und deutete nach Süden. „Dort Sturm kommen!"  
      Oh weh, das war allerdings eine sehr schlechte Nachricht. Ein Sturm hier mußte furchtbar werden, es gab ja nur den gefährlichen, überaus gefürchteten Sandsturm.  
      Der Himmel im Süden sah auch furchterregend aus. Er hatte ein fahles, schwefliges Gelb, und ganz unten am Horizont schien die Luft zu dampfen. Das Bild änderte sich schnell. Noch während wir hinschauten, hob sich langsam eine breite, dunkle Wand am Horizont empor, die mit unheimlicher Geschwindigkeit wuchs.  
      Das waren schwere, verderbliche Sandwolken, die der gewaltige Sturm emporhob und vor sich hertrieb. Wehe dem Wanderer, wehe der Karawane, über die diese Massen beim Nachlassen des Sturmes niederbrechen. Nach Jahren vielleicht erst wird ein neuer Sturm i hre Gebeine ans Tageslicht bringen.  
      Rolf blickte unruhig umher. Aber nirgends war die geringste Anhöhe, der kümmerlichste Strauch zu sehen, hinter dem wir vielleicht hätten Schutz suchen können.  
      Unendlich weit erstreckte sich das glühend heiße Sandfeld. Ein Zurück zur verlassenen Wasserstelle gab es nicht mehr. Inzwischen mußte uns der Sturm schon erfaßt haben. Auch, wenn wir weiterliefen, nein, weiterrannten, konnte es uns nichts nützen, denn wir befanden uns gerade in der Mitte dieser schwarzen Wand.  
      Der Sturm kam mit unheimlicher Geschwindigkeit heran. Die Luft um uns war ganz still, aber leise, in weiter Ferne erhob sich jetzt ein schwaches Summen, wie das Arbeiten eines Motors. Aber dieses Summen schwoll gewaltig an, wurde immer lauter, durchdringender, war dann ein sausendes Heulen.  
      Der Horizont gegen Süden war völlig schwarz geworden. Auch über uns erstreckte sich schon die schwarze Wolke, und plötzlich traf uns, glühend heiß und gewaltig, der erste Sturmstoß.  
      Fast wären wir hingefallen, so furchtbar war der Luftdruck. Wir kamen ins Stolpern und konnten uns nur mühsam aufrecht halten. Einige Augenblicke war Ruhe, und sofort brüllte Rolf:  
      „Hinlegen, Kopf nach Norden, Gesicht in den Sand, Rucksack über den Kopf. Kleine Höhlung vor dem Gesicht auswerfen!"  
      Schon kam heulend der zweite, noch gewaltigere Stoß, und ich wurde durch den unvorbereiteten Anprall — ich hatte mich gerade gebückt, um ein kleines Loch im Sand auszuscharren — glatt hingeworfen.  
      Dieser zweite Luftstoß war noch heißer, noch glühender als der erste. Ich hatte das Gefühl, als ob meine Haut auf dem Gesicht und den Armen Blasen zöge.  
      Auch das Atmen war furchtbar erschwert, denn die Lungen wollten die heiße,

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